Tag Archive for: CDO

Digital und Data braucht Vorantreiber

2020 war das Jahr der Trendwende hin zu mehr Digitalisierung in Unternehmen: Telekommunikation und Tools für Unified Communications & Collaboration (UCC) wie etwa Microsoft Teams oder Skype boomen genauso wie der digitale Posteingang und das digitale Signieren von Dokumenten. Die  Vernetzung und Automatisierung ganz im Sinne der Industrie 4.0 finden nicht nur in der Produktion und Logistik ihren Einzug, sondern beispielsweise auch in Form der Robot Process Automation (RPA) ins Büro – bei vielen Unternehmen ein aktuelles Top-Thema. Und in Zeiten, in denen der öffentliche Verkehr zum unangenehmen Gesundheitsrisiko wird und der Individualverkehr wieder cool ist, boomen digital unterstützte Miet- und Sharing-Angebote für Automobile mehr als je zuvor, gleichwohl autonome Fahrzeuge oder post-ausliefernde Drohnen nach wie vor schmerzlich vermisst werden.

Nahezu jedes Unternehmen muss in der heutigen Zeit nicht nur mit der Digitalisierung der Gesellschaft mithalten, sondern auch sich selbst digital organisieren können und bestenfalls eigene Innovationen vorantreiben. Hierfür ist sollte es mindestens eine verantwortliche Stelle geben, den Chief Digital Officer.

Chief Digital Officer gelten spätestens seit 2020 als Problemlöser in der Krise

Einem Running Gag zufolge haben wir den letzten Digitalisierungsvorschub keinem menschlichen Innovator, sondern der Corona-Pandemie zu verdanken. Und tatsächlich erzwang die Pandemie insbesondere die verstärkte Etablierung von digitalen Alternativen für die Kommunikation und Zusammenarbeit im Unternehmen sowie noch digitalere Shop- und Lieferdiensten oder auch digitale Qualifizierungs- und Event-Angebote. Dennoch scheint die Pandemie bisher noch mit überraschend wenig Innovationskraft verbunden zu sein, denn die meisten Technologien und Konzepte der Digitalisierung waren lange vorher bereits auf dem Erfolgskurs, wenn auch ursprünglich mit dem Ziel der Effizienzsteigerung im Unternehmen statt für die Einhaltung von Abstandsregeln. Die eigentlichen Antreiber dieser Digitalisierungsvorhaben waren bereits lange vorher die Chief Digital Officer (CDO).

Zugegeben ist der Grad an Herausforderung nicht für alle CDOs der gleiche, denn aus unterschiedlichen Branchen ergeben sich unterschiedliche Schwerpunkte. Die Finanzindustrie arbeitet seit jeher im Kern nur mit Daten und betrachtet Digitalisierung eher nur aus der Software-Perspektive. Die produzierende Industrie hat mit der Industrie 4.0 auch das Themenfeld der Vernetzung größere Hürden bei der umfassenden Digitalisierung, aber auch die Logistik- und Tourismusbranchen müssen digitalisieren, um im internationalen Wettbewerb nicht den Boden zu verlieren.

Digitalisierung ist ein alter Hut, aber aktueller denn je

Immer wieder wird behauptet, Digitalisierung sei neu oder – wie zuvor bereits behauptet – im Kern durch Pandemien getrieben. Dabei ist, je nach Perspektive, der Hauptteil der Digitalisierung bereits vor Jahrzehnten mit der Einführung von Tabellenkalkulations- sowie ERP-Software vollzogen. Während in den 1980er noch Briefpapier, Schreibmaschinen, Aktenordner und Karteikarten die Bestellungen auf Kunden- wie auf Lieferantenseite beherrschten, ist jedes Unternehmen mit mehr als hundert Mitarbeiter heute grundsätzlich digital erfasst, wenn nicht gar längst digital gesteuert. Und ERP-Systeme waren nur der Anfang, es folgten – je nach Branche und Funktion – viele weitere Systeme: MES, CRM, SRM, PLM, DMS, ITS und viele mehr.

Zwischenzeitlich kamen um die 2000er Jahre das Web 2.0, eCommerce und Social Media als nächste Evolutionsstufe der Digitalisierung hinzu. Etwa ab 2007 mit der Vorstellung des Apple iPhones, verstärkt jedoch erst um die 2010er Jahre durchdrangen mobile Endgeräte und deren mobile Anwendungen als weitere Befähiger und Game-Changer der Digitalisierung den Markt, womit auch Gaming-Plattformen sich wandelten und digitale Bezahlsysteme etabliert werden konnten. Zeitlich darauf folgten die Trends Big Data, Blockchain, Kryptowährungen, Künstliche Intelligenz, aber auch eher hardware-orientierte Themen wie halb-autonom fahrende, schwimmende oder fliegende Drohnen bis heute als nächste Evolutionsschritte der Digitalisierung.

Dieses Alter der Digitalisierung sowie der anhaltende Trend zur weiteren Durchdringung und neuen Facetten zeigen jedoch auch die Beständigkeit der Digitalisierung als Form des permanenten Wandels und dem Data Driven Thinking. Denn heute bestreben Unternehmen auch Mikroprozesse zu digitalisieren und diese besser mit der Welt interagieren zu lassen. Die Digitalisierung ist demzufolge bereits ein Prozess, der seit Jahrzehnten läuft, bis heute anhält und nur hinsichtlich der Umsetzungsschwerpunkte über die Jahre Verschiebungen erfährt – Daher darf dieser Digitalisierungsprozess keinesfalls aus dem Auge verloren werden. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Innovationsprozess zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit am Markt.

Digital ist nicht Data, aber Data ist die Konsequenz aus Digital

Trotz der längst erreichten Etablierung des CDOs als wichtige Position im Unternehmen, gilt der Job des CDOs selbst heute noch als recht neu. Zudem hatte die Position des CDOs keinen guten Start, denn hinsichtlich der Zuständigkeit konkurriert der CDO nicht nur sowieso schon mit dem CIO oder CTO, er macht sich sogar selbst Konkurrenz, denn er ist namentlich doppelbesetzt: Neben dem Chief Digital Officer gibt es ebenso auch den noch etwas weniger verbreiteten Chief Data Officer. Doch spielt dieser kleine namentliche Unterschied eine Rolle? Ist beides nicht doch das gemeinsame Gleiche?

Die Antwort darauf lautet ja und nein. Der CDO befasst sich mit den zuvor bereits genannten Themen der Digitalisierung, wie mobile Anwendungen, Blockchain, Internet of Thing und Cyber Physical Systems bzw. deren Ausprägungen als vernetze Endgeräte entsprechend der Konzepte wie Industrie 4.0, Smart Home, Smart Grid, Smart Car und vielen mehr. Die einzelnen Bausteine dieser Konzepte generieren Daten, sind selbst jedoch Teilnehmer der Digitalisierungsevolution. Diese Teilnehmer aus Hardware und Software generieren über ihren Einsatz Daten, die wiederum in Datenbanken gespeichert werden können, bis hin zu großen Volumen aus heterogenen Datenquellen, die gelegentlich bis nahezu in Echtzeit aktualisiert werden (Big Data). Diese Daten können dann einmalig, wiederholt oder gar in nahezu Echtzeit automatisch analysiert werden (Data Science, KI) und die daraus entstehenden Einblicke und Erkenntnisse wiederum in die Verbesserung der digitalen Prozesse und Produkte fließen.

Folglich befassen sich Chief Digital Officer und Chief Data Officer grundsätzlich im Kern mit unterschiedlichen Themen. Während der Chief Digital Officer sich um die Hardware- und Software im Kontext zeitgemäßer Digitalisierungsvorhaben und deren organisatorische Einordnung befasst, tut dies der Chief Data Officer vor allem im Kontext der Speicherung und Analyse von Daten sowie der Data Governance.

Treffen werden sich Digital und Data jedoch immer wieder im Kreislauf der kontinuierlichen Verbesserung von Produkt und Prozess, insbesondere bei der Gestaltung und Analyse der Digital Journey für Mitarbeiter, Kunden und Partnern und Plattform-Entscheidungen wie etwas Cloud-Systeme.

Oftmals differenzieren Unternehmen jedoch gar nicht so genau und betrachten diese Position als Verantwortliche für sowohl Digital als auch für Data und nennen diese Position entweder nach dem einen oder nach dem anderen – jedoch mit Zuständigkeiten für beides. In der Tat verfügen heute nur sehr wenige Unternehmen über beide Rollen, sondern haben einen einzigen CDO. Für die meisten Anwender klingt das trendige Digital allerdings deutlich ansprechender als das nüchterne Data, so dass die Namensgebung der Position eher zum Chief Digital Officer tendieren mag. Nichtsdestotrotz sind Digital-Themen von den Data-Themen recht gut zu trennen und sind strategisch unterschiedlich einzuordnen. Daher benötigen Unternehmen nicht nur eine Digital-, sondern ebenso eine Datenstrategie – Doch wie bereits angedeutet, können CDOs beide Rollen übernehmen und sich für beide Strategien verantwortlich fühlen.

Die gemeinsame Verantwortung von Digital und Data kann sogar als vorteilhafte Nebenwirkung besonders konsistente Entscheidungen ermöglichen und so typische Digital-Themen wie Blockchain oder RPA mit typischen Data-Themen wie Audit-Datenanalysen oder Process Mining verbinden. Oder der Dokumenten-Digitalisierung und -Verwaltung in der kombinierten Betrachtung mit Visual Computing (Deep Learning zur Bilderkennung).

Vielfältige Kompetenzen und Verantwortlichkeiten eines CDOs

Chief Digital Officer befassen sich mit Innovationsthemen und setzen sie für ihr Unternehmen um. Sie sind folglich auch Change Manager. CDOs dürfen keinesfalls bequeme Schönwetter-Manager sein, sondern müssen den Wandel im Unternehmen vorantreiben, Hemmnissen entgegenstehen und bestehende Prozesse und Produkte hinterfragen. Die Schaffung und Nutzung von digitalen Produkten und Prozessen im eigenen Unternehmen sowie auch bei Kunden und Lieferanten generiert wiederum Daten in Massen. Der Kreislauf zwischen Digital und Data treibt einen permanenten Wandel an, den der CDO für das Unternehmen positiv nutzbar machen muss und dabei immer neue Karriereperspektiven für sich und seine Mitarbeiter schaffen kann.

Zugegeben sind das keine guten Nachrichten für Mitarbeiter, die auf Beständigkeit setzen. Die Iterationen des digitalen Wandels zirkulieren immer schneller und stellen Ingenieure, Software-Entwickler, Data Scientists und andere Technologieverantwortliche vor den Herausforderungen des permanenten und voraussichtlich lebenslangen Lernens. Umso mehr muss ein CDO hier lernbereit und dennoch standhaft bleiben, denn Gründe für den Aufschub von Veränderungen findet im Zweifel jede Belegschaft.

Ein CDO mit umfassender Verantwortung lässt auch das Thema der Datennutzung nicht aus und versteht Architekturen für Business Intelligence und Machine Learning. Um seiner Personalverantwortung gerecht zu werden, muss er sich mit diesen Themen auskennen und mit Experten für Digital und Data auf Augenhöhe sprechen können. Jeder CD sollte wissen, was zum Beispiel ein Data Engineer oder Data Scientist können muss, wie Business-Experten zu verstehen und Vorstände zu überzeugen sind – Denn als Innovator, Antreiber und Wandler fürchten gute CDOs nichts außer den Stillstand.

Interview – Knowledge Graphs and Semantic Technologies

“It’s incredibly empowering when data that is clear and understood – what we call ‘beautiful data’ – is available to the data workforce.”

Juan F. Sequeda is co-founder of Capsenta, a spin-off from his research, and Senior Director of Capsenta Labs. He is an expert on knowledge graphs, semantic web, semantic & graph data management and (ontology-based) data integration. In this interview Juan lets us know how SMEs can create value from data, what makes the Knowledge Graph so important and why CDOs and CIOs should use semantic technologies.

Data Science Blog: If you had to name five things that apply to SMEs as well as enterprises as they are on their journey through digital transformation: What are the most important steps to take in order to create value from data?

I would state four things:

  1. Focus on the business problem that needs to be solved instead of the technology.
  2. Getting value out of your data is a social-technical problem. Not everything can be solved by technology and automation. It is crucial to understand the social/human aspect of the problems.
  3. Avoid boiling the ocean. Be agile and iterate.
  4. Recall that it’s a marathon, not a sprint. Hence why you shouldn’t focus on boiling the ocean.

Data Science Blog: You help companies to make their company data meaningfully and thus increase their value. The magic word is the knowledge graph. What exactly is a Knowledge Graph?

Let’s recall that the term “knowledge graph”, that is being actively used today, was coined by Google in a 2012 blogpost. From an industry point of view, it’s a term that represents data integration, where not just entities but also relationships are first class citizens. In other words, it’s data integration based on graphs. That is why you see graph database companies use the term knowledge graph instead of data integration.

In the academic circle, there is a “debate” on what the term “knowledge graph” means. As academics, it’s clear that we should always strive to have well defined terms. Nevertheless, I find it ironic that academics are spending time debating on the definition of a term that appeared in a (marketing) blog post 7 years ago! I agree with Simeon Warner on this: “I care about putting more knowledge in my graph, instead of defining what is a knowledge graph”.

Whatever definition prevails, it should be open and inclusive.

On a final note, it is paramount that we remember our history in order to avoid reinventing the wheel. There is over half a century of research results that has led us to what we are calling Knowledge Graphs today. If you are interested, please check out our upcoming ISWC 2019 tutorial “Knowledge Graphs: How did we get here? A Half Day Tutorial on the History of Knowledge Graph’s Main Ideas“.

Data Science Blog: Speaking of Knowledge Graphs: According to SEMANTiCS 2019 Research and Innovation Chair Philippe Cudre-Mauroux the next generation of knowledge graphs will capture more detailed information. Towards which directions are you steering with gra.fo?

Gra.fo is a knowledge graph schema (i.e ontology) collaborative modeling tool combined with google doc style features such as real-time collaboration, comments, history and search.

Designing a knowledge graph schema is just the first step. You have to do something with it! The next step is to map the knowledge graph schema to underlying data sources in order to integrate data.

We are driving Gra.fo to also be a mapping management system. We recently released our first mapping features. You now have the ability to import existing R2RML mapping. The next step will be to create the mappings between relational databases and the schema all within Gra.fo. Furthermore, we will extend to support mappings from different types of sources.

Finally, there are so many features that our users are requesting. We are working on those and will also offer an API in order to empower users to develop their own apps and features.

Data Science Blog: At Capsenta, you are changing the way enterprises model, govern and integrate data. Put in brief, how can you explain the benefits of using semantic technologies and knowledge technologies to a CDO or CIO? Which clients could you serve and how did you help them?

Business users need to answer critical business questions quickly and accurately. However, the frequent bottleneck is the lack of understanding of the large and complex enterprise databases. Additionally, the IT experts who do understand are not always available. The ultimate goal is to empower business users to access the data in the way they think of their domain.

This is where Knowledge Graphs come into play.

At Capsenta, we use our Knowledge Graph technology to bridge this conceptualization gap between the complex and inscrutable data sources and the business intelligence and data analytic tools that domain experts use to answer critical business questions. Our goal is to deliver beautiful data so the business users and data scientist can run with the data.

We are helping large scale enterprises in e-commerce, oil & gas and life science industries to generate beautiful data.

Data Science Blog: What are reasons for which Knowledge Graphs should be part of any corporate strategy?

Graphs are very easy for people to understand and express the complex relationships between concepts. Bubbles and lines between them (i.e. a graph!) is what domain experts draw on the whiteboard all the time. We have even had C-level executives look at a Knowledge Graph and immediately see how it expresses a portion of their business and even offer suggestions for additional richness. Imagine that, C-level executives participating in an ontology engineering session because they understand the graph.

This is in sharp contrast to the data itself, which is almost always very difficult to understand and overwhelming in scope. Critical business value is available in a subset of this data. A Knowledge Graph bridges the conceptual gap between a critical portion of the inscrutable data itself and the business user’s view of their world.

It’s incredibly empowering when data that is clear and understood – what we call “beautiful data” – is available to the data workforce.

Data Science Blog: Data-driven process analyzes require interdisciplinary knowledge. What advice would you give to a process manager who wants to familiarize her-/himself with the topic?

Domain experts/business users frequently use multiple words/phrases to mean the same thing and also a specific phrase can mean different things to different people. Also, the domain experts/business users speak a very different language than the IT database owners.

How can the business have clear, accurate answers when there’s inconsistency in what people mean and are thinking?

This is the social problem of getting everyone on the same page. We’ve seen Knowledge Graphs dramatically help with this problem. The exercise of getting people to agree upon what they mean and encoding it in an intuitive Knowledge Graph is very powerful.

The Knowledge Graph also brings the IT stakeholders into the process by clarifying exactly what data or, typically, complex calculations of data is the actual, accurate value for each and every business concept and relationship expressed in the Knowledge Graph.

It is crucial to avoid boiling the ocean. That is why we have designed a pay-as-you-go methodology to start small and provide value as quickly and accurately as possible. Ideally, the team has available what we call a “Knowledge Engineer”. This is someone who can effectively speak with the business users/domain experts and also nerd out with the database folks.

About SEMANTiCS Conference

SEMANTiCS is an established knowledge hub where technology professionals, industry experts, researchers and decision makers can learn about new technologies, innovations and enterprise implementations in the fields of Linked Data and Semantic AI. Founded in 2005 the SEMANTiCS is the only European conference at the intersection of research and industry.

This year’s event is hosted by the Semantic Web Company, FIZ Karlsruhe – Leibniz Institute for Information Infrastructure GmbH, Fachhochschule St. Pölten Forschungs GmbH, KILT Competence Center am Institut für Angewandte Informatik e.V. and Vrije Universiteit Amsterdam.