Process Mining / Process Analytics

Process Mining – Ist Celonis wirklich so gut? Ein Praxisbericht.

Diese Artikel wird viel gelesen werden. Von Process Mining Kunden, von Process Mining Beratern und von Process Mining Software-Anbietern. Und ganz besonders von Celonis.

Der Gartner´s Magic Quadrant zu Process Mining Tools für 2024 zeigt einige Movements im Vergleich zu 2023. Jeder kennt den Gartner Magic Quadrant, nicht nur für Process Mining Tools sondern für viele andere Software-Kategorien und auch für Dienstleistungen/Beratungen. Gartner gilt längst als der relevanteste und internationale Benchmark.

Process Mining – Wo stehen wir heute?

Eine Einschränkung dazu vorweg: Ich kann nur für den deutschen Markt sprechen. Zwar verfolge ich mit Spannung die ersten Erfolge von Celonis in den USA und in Japan, aber ich bin dort ja nicht selbst tätig. Ich kann lediglich für den Raum D/A/CH sprechen, in dem ich für Unternehmen in nahezu allen Branchen zu Process Mining Beratung und gemeinsam mit meinem Team Implementierung anbiete. Dabei arbeiten wir technologie-offen und mit nahezu allen Tools – Und oft in enger Verbindung mit Initiativen der Business Intelligence und Data Science. Wir sind neutral und haben keine “Aktien” in irgendeinem Process Mining Tool!

Process Mining wird heute in allen DAX-Konzernen und auch in allen MDAX-Unternehmen eingesetzt. Teilweise noch als Nischenanalytik, teilweise recht großspurig wie es z. B. die Deutsche Telekom oder die Lufthansa tun.

Mittelständische Unternehmen sind hingegen noch wenig erschlossen in Sachen Process Mining, wobei das nicht ganz richtig ist, denn vieles entwickelt sich – so unsere Erfahrung – aus BI / Data Science Projekten heraus dann doch noch in kleinere Process Mining Applikationen, oft ganz unter dem Radar. In Zukunft – da habe ich keinen Zweifel – wird Process Mining jedoch in jedem Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern ganz selbstverständlich und quasi nebenbei gemacht werden.

Process Mining Software – Was sagt Gartner?

Ich habe mal die Gartner Charts zu Process Mining Tools von 2023 und 2024 übereinandergelegt und erkenne daraus die folgende Entwicklung:

Celonis bleibt der Spitzenreiter nach Gartner, gerät jedoch zunehmend unter Druck auf dieser Spitzenposition.

– SAP hatte mit dem Kauf von Signavio vermutlich auf das richtige Pferd gesetzt, die Enterprise-Readiness für SAP-Kunden ist leicht erahnbar.

– Die Software AG ist schon lange mit Process Mining am Start, kann sich in ihrer Positionierung nur leicht verbessern.

– Ähnlich wenig Bewegung bei UiPath, in Sachen Completness of Vision immer noch deutlich hinter der Software AG.

– Interessant ist die Entwicklung des deutschen Anbieters MEHRWERK Process Mining (MPM), bei Completness of Vision verschlechtert, bei Ability to Execute verbessert.

– Der deutsche Anbieter process.science, mit MEHRWERK und dem früheren (von Celonis gekauften) PAFnow mindestens vergleichbar, ist hier noch immer nicht aufgeführt.

Microsoft Process Mining ist der relative Sieger in Sachen Aufholjagd mit ihrer eigenen Lösung (die zum Teil auf dem eingekauften Tool namens Minit basiert). Process Mining wurde kürzlich in die Power Automate Plattform und in Power BI integriert.

Fluxicon (Disco) ist vom Chart verschwunden. Das ist schade, vom Tool her recht gut mit dem aufgekauften Minit vergleichbar (reine Desktop-Applikation).

Process Mining Tool im Gartner Magic Quadrant Chart - 2023 vs 2024

Process Mining Tool im Gartner Magic Quadrant Chart – 2023 vs 2024

Auch wenn ich große Ehrfurcht gegenüber Gartner als Quelle habe, bin ich jedoch nicht sicher, wie weit die Datengrundlage für die Feststellung geht. Ich vertraue soweit der Reputation von Gartner, möchte aber als neutraler Process Mining Experte mit Einblick in den deutschen Markt dazu Stellung beziehen.

Process Mining Tools – Unterschiedliche Erfolgsstories

Aber fangen wir erstmal von vorne an, denn Process Mining Tools haben ihre ganz eigene Geschichte und diese zu kennen, hilft bei der Einordnung von Marktbewegungen etwas und mein Process Mining Software Vergleich auf CIO.de von 2019 ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Und Unterhaltungswert haben diese Stories auch, beispielsweise wie ganze Gründer und Teams von diesen Software-Anbietern wie Celonis, UiPath (ehemals ProcessGold), PAFnow (jetzt Celonis), Signavio (jetzt SAP) und Minit (jetzt Microsoft) teilweise im Streit auseinandergingen, eigene Process Mining Tools entwickelt und dann wieder Know How verloren oder selbst aufgekauft wurden – Unter Insidern ist der Gesprächsstoff mit Unterhaltungswert sehr groß.

Dabei darf gerne in Erinnerung gerufen werden, dass Process Mining im Kern eine Graphenanalyse ist, die ein Event Log in Graphen umwandelt, Aktivitäten (Events) stellen dabei die Knoten und die Prozesszeiten die Kanten dar, zumindest ist das grundsätzlich so. Es handelt sich dabei also um eine Analysemethodik und nicht um ein Tool. Ein Process Mining Tool nutzt diese Methodik, stellt im Zweifel aber auch nur exakt diese Visualisierung der Prozessgraphen zur Verfügung oder ein ganzes Tool-Werk von der Datenanbindung und -aufbereitung in ein Event Log bis hin zu weiterführenden Analysen in Richtung des BI-Reportings oder der Data Science.

Im Grunde kann man aber folgende große Herkunftskategorien ausmachen:

1. Process Mining Tools, die als pure Process Mining Software gestartet sind

Hierzu gehört Celonis, das drei-köpfige und sehr geschäftstüchtige Gründer-Team, das ich im Jahr 2012 persönlich kennenlernen durfte. Aber Celonis war nicht das erste Process Mining Unternehmen. Es gab noch einige mehr. Hier fällt mir z. B. das kleine und sympathische Unternehmen Fluxicon ein, dass mit seiner Lösung Disco auch heute noch einen leichtfüßigen Einstieg in Process Mining bietet.

2. Process Mining Tools, die eigentlich aus der Prozessmodellierung oder -automatisierung kommen

Einige Software-Anbieter erkannten frühzeitig (oder zumindest rechtzeitig?), dass Process Mining vielleicht nicht das Kerngeschäft, jedoch eine sinnvolle Ergänzung zu ihrem Portfolio an Software für Prozessmodellierung, -dokumentations oder -automatisierung bietet. Hierzu gehört die Software AG, die eigentlich für ihre ARIS-Prozessmodellierung bekannt war. Und hierzu zählt auch Signavio, die ebenfalls ein reines Prozessmodellierungsprogramm waren und von kurzem von SAP aufgekauft wurden. Aber auch das für RPA bekannte Unternehmen UiPath verleibte sich Process Mining durch den Zukauf von ehemals Process Gold.

3. Process Mining Tools, die Business Intelligence Software erweitern

Und dann gibt es noch diejenigen Anbieter, die bestehende BI Tools mit Erweiterungen zum Process Mining Analysewerkzeug machen. Einer der ersten dieser Anbieter war das Unternehmen PAF (Process Analytics Factory) mit dem Power BI Plugin namens PAFnow, welches von Celonis aufgekauft wurde und heute anscheinend (?) nicht mehr weiterentwickelt wird. Das Unternehmen MEHRWERK, eigentlich ein BI-Dienstleister mit Fokus auf QlikTech-Produkte, bietet für das BI-Tool Qlik Sense ebenfalls eine Erweiterung für Process Mining an und das Unternehmen mit dem unscheinbaren Namen process.science bietet Erweiterungen sowohl für Power BI als auch für Qlik Sense, zukünftig ist eine Erweiterung für Tableu geplant. Process.science fehlt im Gartner Magic Quadrant bis jetzt leider gänzlich, trotz bestehender Marktrelevanz (nach meiner Beobachtung).

Process Mining Tools in der Praxis – Ein Einblick

DAX-Konzerne setzen vor allem auf Celonis. Das Gründer-Team, das starke Vertriebsteam und die Medienpräsenz erst als Unicorn, dann als Decacorn, haben die Türen zu Vorstandsetagen zumindest im mitteleuropäischen Raum geöffnet. Und ganz ehrlich: Dass Celonis ein deutsches Decacorn ist, ist einfach wunderbar. Es ist das erste Decacorn aus Deutschland, das zurzeit wertvollste StartUp in Deutschland und wir können – für den Standort Deutschland – nur hoffen, dass dieser Erfolg bleibt.

Doch wie weit vorne ist Process Mining mit Celonis nun wirklich im Praxiseinsatz? Und ist Celonis für jedes Unternehmen der richtige Einstieg in Process Mining?

Celonis unterscheidet sich von den meisten anderen Tools noch dahingehend, dass es versucht, die ganze Kette des Process Minings in einer einzigen und ausschließlichen Cloud-Anwendung in einer Suite bereitzustellen. Während vor zehn Jahren ich für Celonis noch eine Installation erst einer MS SQL Server Datenbank, etwas später dann bevorzugt eine SAP Hana Datenbank auf einem on-prem Server beim Kunden voraussetzend installieren musste, bevor ich dann zur Installation der Celonis ServerAnwendung selbst kam, ist es heute eine 100% externe Cloud-Lösung. Dies hat anfangs für große Widerstände bei einigen Kunden verursacht, die ehrlicherweise heute jedoch kaum noch eine Rolle spielen. Cloud ist heute selbst für viele mitteleuropäische Unternehmen zum Standard geworden und wird kaum noch infrage gestellt. Vielleicht haben wir auch das ein Stück weit Celonis zu verdanken.

Celonis bietet eine bereits sehr umfassende Anbindung von Datenquellen z. B. für SAP oder Oracle ERP an, mit vordefinierten Event Log SQL Skripten für viele Standard-Prozesse, insbesondere Procure-to-Pay und Order-to-Cash. Aber auch andere Prozesse für andere Geschäftsprozesse z. B. von SalesForce CRM sind bereits verfügbar. Celonis ist zudem der erste Anbieter, der diese Prozessaufbereitung und weiterführende Dashboards in einem App-Store anbietet und so zu einer Plattform wird. Hinzu kommen auch die zuvor als Action Engine bezeichnete Prozessautomation, die mit Lösungen wie Power Automate von Microsoft vergleichbar sind.

Celonis schafft es oftmals in größere Konzerne, ist jedoch selten dann das einzige eingesetzte Process Mining Tool. Meine Kunden und Kontakte aus unterschiedlichsten Unternhemen in Deutschland berichten in Sachen Celonis oft von zu hohen Kosten für die Lizensierung und den Betrieb, zu viel Sales im Vergleich zur Leistung sowie von hohen Aufwänden, wenn der Fokus nicht auf Standardprozesse liegt. Demgegenüber steht jedoch die Tatsache, dass Celonis zumindest für die Standardprozesse bereits viel mitbringt und hier definitiv allen anderen Tool-Anbietern voraus ist und den wohl besten Service bietet.

SAP Signavio rückt nach

Mit dem Aufkauf von Signavio von SAP hat sich SAP meiner Meinung nach an eine gute Position katapultiert. Auch wenn ich vor Jahren noch hätte Wetten können, dass Celonis mal von SAP gekauft wird, scheint der Move mit Signavio nicht schlecht zu wirken, denn ich sehe das Tool bei Kunden mit SAP-Liebe bereits erfolgreich im Einsatz. Dabei scheint SAP nicht den Anspruch zu haben, Signavio zur Plattform für Analytics ausbauen zu wollen, um 1:1 mit Celonis gleichzuziehen, so ist dies ja auch nicht notwendig, wenn Signavio mit SAP Hana und der SAP Datasphere Cloud besser integriert werden wird.

Unternehmen, die am liebsten nur Software von SAP einsetzen, werden also mittlerweile bedient.

Mircosoft holt bei Process Mining auf

Ein absoluter Newcomer unter den Großen Anbietern im praktischen Einsatz bei Unternehmen ist sicherlich Microsoft Process Mining. Ich betreue bereits selbst Kunden, die auf Microsoft setzen und beobachte in meinem Netzwerk ein hohes Interesse an der Lösung von Microsoft. Was als logischer Schritt von Microsoft betrachtet werden kann, ist in der Praxis jedoch noch etwas hakelig, da Microsoft – und ich weiß wovon ich spreche – aktuell noch ein recht komplexes Zusammenspiel aus dem eigentlichen Process Mining Client (ehemals Minit) und der Power Automate Plattform sowie Power BI bereitstellt. Sehr hilfreich ist die Weiterführung der Process Mining Analyse vom Client-Tool dann direkt in der PowerBI Cloud. Das Ganze hat definitiv Potenzial, hängt aber in Details in 2024 noch etwas in diesem Zusammenspiel an verschiedenen Tools, die kein einfaches Setup für den User darstellen.

Doch wenn diese Integration besser funktioniert, und das ist in Kürze zu erwarten, dann bringt das viele Anbieter definitiv in Bedrängnis, denn den Microsoft Stack nutzen die meisten Unternehmen sowieso. Somit wäre kein weiteres Tool für datengetriebene Prozessanalysen mehr notwendig.

Process Mining – Und wie steht es um Machine Learning?

Obwohl ich mich gemeinsam mit Kunden besonders viel mit Machine Learning befasse, sind die Beispiele mit Process Mining noch recht dünn gesäht, dennoch gibt es etwa seit 2020 in Sachen Machine Learning für Process Mining auch etwas zu vermelden.

Celonis versucht Machine Learning innerhalb der Plattform aus einer Hand anzubieten und hat auch eigene Python-Bibleotheken dafür entwickelt. Bisher dreht sich hier viel eher noch um z. B. die Vorhersage von Prozesszeiten oder um die Erkennung von Doppelvorgängen. Die Erkennung von Doppelzahlungen ist sogar eine der penetrantesten Werbeversprechen von Celonis, obwohl eigentlich bereits mit viel einfacherer Analytik effektiv zu bewerkstelligen.

Von Kunden bisher über meinen Geschäftskanal nachgefragte und umgesetzte Machine Learning Funktionen sind u.a. die Anomalie-Erkennung in Prozessdaten, die möglichst frühe Vorhersage von Prozesszeiten (oder -kosten) und die Impact-Prediction auf den Prozess, wenn ein bestimmtes Event eintritt.

Umgesetzt werden diese Anwendungsfälle bisher vor allem auf dritten Plattformen, wie z. B. auf den Analyse-Ressourcen der Microsoft Azure Cloud oder in auf der databricks-Plattform.

Während das nun Anwendungsfälle auf der Prozessanalyse-Seite sind, kann Machine Learning jedoch auf der anderen Seite zur Anwendung kommen: Mit NER-Verfahren (Named Entity Recognition) aus dem NLP-Baukasten (Natural Language Processing) können Event Logs aus unstrukturierten Daten gewonnen werden, z. B. aus Texten in E-Mails oder Tickets.

Data Lakehouse – Event Logs außerhalb des Process Mining Tools

Auch wenn die vorbereitete Anbindung von Standard-ERP-Systemen und deren Standard-Prozesse durch Celonis einen echten Startvorteil bietet, so schwenken Unternehmen immer mehr auf die Etablierung eines unternehmensinternen Data Warehousing oder Data Lakehousing Prozesses, der die Daten als “Data Middlelayer” vorhält und Process Mining Applikationen bereitstellt.

Ich selbst habe diese Beobachtung bereits bei Unternehmen der industriellen Produktion, Handel, Finanzdienstleister und Telekommunikation gemacht und teilweise selbst diese Projekte betreut und/oder umgesetzt. Recht unterschiedlich hingegen ist die interne Benennung dieser Architektur, von “Middlelayer” über “Data Lakehouse” oder “Event Log Layer” bis “Data Hub” waren sehr unterschiedliche Bezeichnungen dabei. Gemeinsam haben sie alle die Funktion als Zwischenebene zwischen den Datenquellen und den Process Mining, BI und Data Science Applikationen.

DATANOMIQ Cloud Architecture for Data Mesh - Process Mining, BI and Data Science Applications

Prinzipielle Architektur-Darstellung eines Data Lakehouse Systems unter Einsatz von Databricks auf der Goolge / Amazon / Microsoft Azure Cloud nach dem Data Mesh Konzept zur Bereitstellung von Data Products für Process Mining, BI und Data Science Applikationen. Alternativ zu Databricks können auch andere Data Warehouse Datenbankplattformen zur Anwendung kommen, beispielsweise auch snowflake mit dbt.

Das Kernziel der Zwischenschicht erstellt für die Process Mining Vohaben die benötigten Event Logs, kann jedoch diesselben Daten für ganz andere Vorhaben und Applikationen zur Verfügung zu stellen.

Vorteile des Data Lakehousing

Die Vorteile einer Daten-Zwischenschicht in Form eines Data Warehouses oder Data Lakehouses sind – je nach unternehmensinterner Ausrichtung – beispielsweise die folgenden:

  • Keine doppelte Datenhaltung, denn Daten können zentral gehalten werden und in Views speziellen Applikationen der BI, Data Science, KI und natürlich auch für Process Mining genutzt werden.
  • Einfachere Data Governance, denn eine zentrale Datenschicht zwischen den Applikationen erleichtert die Übersicht und die Aussteuerung der Datenzugriffsberechtigung.
  • Reduzierte Cloud Kosten, denn Cloud Tools berechnen Gebühren für die Speicherung von Daten. Müssen Rohdatentabellen in die Analyse-Tools wie z. B. Celonis geladen werden, kann dies unnötig hohe Kosten verursachen.
  • Reduzierte Personalkosten, sind oft dann gegeben, wenn interne Data Engineers verfügbar sind, die die Datenmodelle intern entwickeln.
  • Höhere Data Readiness, denn für eine zentrale Datenplattform lohn es sich eher, Daten aus weniger genutzten Quellen anzuschließen. Hier ergeben sich oft neue Chancen der Datenfusion für nützliche Analysen, die vorher nicht angedacht waren, weil sich der Aufwand nur hierfür speziell nicht lohne.
  • Große Datenmodelle werden möglich und das Investment in diese lohnt sich nun, da sie für verschiedene Process Mining Tools ausgeliefert werden können, oder auch nur Sichten (Views) auf Prozess-Perspektiven. So wird Object-centric Process Mining annäherend mit jedem Tool möglich.
  • Nutzung von heterogenen Datenquellen, denn mit einem Data Lakehouse ist auch die Nutzung von unstrukturierten Daten leicht möglich, davon wird in Zukunft auch Process Mining profitieren. Denn dank KI und NLP (Data Science) können auch Event Logs aus unstrukturierten Daten generiert werden.
  • Unabhängigkeit von Tool-Anbietern, denn wenn die zentrale Datenschicht die Daten in Datenmodelle aufbereitet (im Falle von Process Mining oft in normalisierten Event Logs), können diese allen Tools zur Verfügung gestellt werden. Dies sorgt für Unabhängigkeit gegenüber einzelnen Tool-Anbietern.
  • Data Science und KI wird erleichtert, denn die Data Science und das Training im Machine Learning kann direkt mit dem reichhaltigen Pool an Daten erfolgen, auch direkt mit den Daten der Event Logs und losgelöst vom Process Mining Analyse-Tool, z. B. in Databricks oder den KI-Tools von Google, AWS und Mircosoft Azure (Azure Cognitive Services, Azure Machine Learning etc.).

Unter diesen Aspekten wird die Tool-Auswahl für die Prozessanalyse selbst in ihrer Relevanz abgemildert, da diese Tools schneller ausgetauscht werden können. Dies könnte auch bedeuten, dass sich für Unternehmen die Lösung von Microsoft besonders anbietet, da das Data Engineering und die Data Science sowieso über andere Cloud Services abgebildet wird, jedoch kein weiterer Tool-Anbieter eingebunden werden muss.

Process Mining / Process Analytics

Process Mining Software – Fazit

Es ist viel Bewegung am Markt und bietet dem Beobachter auch tatsächlich etwas Entertainment. Celonis ist weiterhin der Platzhirsch und wir können sehr froh sein, dass wir es hier mit einem deutschen Start-Up zutun haben. Für Unternehmen, die gleich voll in Process Mining reinsteigen möchten und keine Scheu vor einem möglichen Vendor-Lock-In, bietet Celonis meiner Ansicht nach immer noch das beste Angebot, wenn auch nicht die günstigste Lösung. Die anderen Tools können ebenfalls eine passende Lösung sein, nicht nur aus preislichen Gründen, sondern vor allem im Kontext der zu untersuchenden Prozesse, der Datenquellen und der bestehenden Tool-Landschaft. Dies sollte im Einzelfall geprüft werden.

Die Datenbereitstellung und -aufbereitung sollte idealerweise nicht im Process Mining Tool erfolgen, sondern auf einer zentralen Datenschicht als Data Warehouse oder Data Lakehouse für Process Mining. Die damit gewonnene Data Readiness zahlt nicht nur auf datengetriebene Prozessanalysen ein, sondern kommt dem ganzen Unternehmen zu Gute und ermöglicht zukünftige Projekte mit Daten, an die vorher oder bisher gar nicht zu denken waren.

Dieser Artikel wurde von Benjamin Aunkofer, einem neutralen Process Mining Berater, ohne KI (ohne ChatGPT etc.) verfasst!
Continuous Integration and Continuous Delivery (CI/CD) for Data Pipelines

CI/CD für Datenpipelines – Ein Game-Changer mit AnalyticsCreator

Continuous Integration und Continuous Delivery (CI/CD) für Datenpipelines: Ein Game-Changer mit AnalyticsCreator!

Die Bedeutung effizienter und zuverlässiger Datenpipelines in den Bereichen Data Science und Data Engineering ist enorm. CI/CD, als Teil von DevOps, unterstützt Softwareentwicklungsteams dabei, Codeänderungen häufiger und zuverlässiger bereitzustellen. Dieser Ansatz ermöglicht es Entwicklern, an einem gemeinsamen Code-Repository zu arbeiten, automatisierte Buildprozesse zu nutzen und so einen schnelleren Entwicklungszyklus mit geringerer Fehlerquote zu erreichen.

Einsatz von CI/CD in Datenpipelines

Datenpipelines fördern Konsistenz, reduzieren Fehler und steigern die Effizienz, indem sie Daten in ein nutzbares Format umwandeln. Automatisierung hilft dabei, menschliche Fehler zu vermeiden und ermöglicht es Datenexperten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: das Gewinnen von Erkenntnissen und die Unterstützung von Unternehmen bei der Entscheidungsfindung.

Die Rolle von AnalyticsCreator

AnalyticsCreator erweist sich als leistungsstarkes Werkzeug zur Steigerung von Effizienz und Zuverlässigkeit in CI/CD-Prozessen. Es bietet vollständige Automatisierung des BI-Stacks und unterstützt ein breites Spektrum an Data Warehouses, analytischen Datenbanken und Frontends.

Hauptmerkmale von AnalyticsCreator:

  • Ganzheitliches Datenmodell: Ermöglicht schnelles Prototyping verschiedener Datenmodelle.
  • Automatisierung: Erstellt SQL-Code, DACPAC-Dateien, SSIS-Pakete, Data Factory-ARM-Vorlagen und XMLA-Dateien.
  • Vielfältige Unterstützung: Kompatibel mit verschiedenen Datenbankmanagementsystemen wie MS SQL Server und Azure Synapse Analytics.
  • Data Lakes: Unterstützt MS Azure Blob Storage.
  • Frontends: Kompatibel mit Tools wie Power BI, Qlik Sense und Tableau.
  • Pipelines/ETL: Unterstützt Technologien wie SQL Server Integration Services und Azure Data Factory.
  • Bereitstellungsoptionen: Bietet verschiedene Methoden zur Bereitstellung und Verwaltung von Datenpipelines.
  • Modellierungsansätze: Unterstützt diverse Modellierungsmethoden, einschließlich Dimensional/Kimball und Data Vault 2.0.

Versionierung: Ermöglicht die Nachverfolgung von Änderungen und die Sicherstellung der Data Governance.

Schlussfolgerung

Die Integration von CI/CD in Datenpipelines, verstärkt durch die Fähigkeiten von AnalyticsCreator, kann die Effizienz und Zuverlässigkeit im Datenmanagement signifikant erhöhen. Dies führt zu schnelleren und verlässlicheren Updates und stellt eine wesentliche Verbesserung im Bereich der Datenwi

Big Data mit Hadoop und Map Reduce!

Foto von delfi de la Rua auf Unsplash.

Hadoop ist ein Softwareframework, mit dem sich große Datenmengen auf verteilten Systemen schnell verarbeiten lassen. Es verfügt über Mechanismen, welche eine stabile und fehlertolerante Funktionalität sicherstellen, sodass das Tool für die Datenverarbeitung im Big Data Umfeld bestens geeignet ist. In diesen Fällen ist eine normale relationale Datenbank oft nicht ausreichend, um die unstrukturierten Datenmengen kostengünstig und effizient abzuspeichern.

Unterschiede zwischen Hadoop und einer relationalen Datenbank

Hadoop unterscheidet sich in einigen grundlegenden Eigenschaften von einer vergleichbaren relationalen Datenbank.

Eigenschaft Relationale Datenbank Hadoop
Datentypen ausschließlich strukturierte Daten alle Datentypen (strukturiert, semi-strukturiert und unstrukturiert)
Datenmenge wenig bis mittel (im Bereich von einigen GB) große Datenmengen (im Bereich von Terrabyte oder Petabyte)
Abfragesprache SQL HQL (Hive Query Language)
Schema Statisches Schema (Schema on Write) Dynamisches Schema (Schema on Read)
Kosten Lizenzkosten je nach Datenbank Kostenlos
Datenobjekte Relationale Tabellen Key-Value Pair
Skalierungstyp Vertikale Skalierung (Computer muss hardwaretechnisch besser werden) Horizontale Skalierung (mehr Computer können dazugeschaltet werden, um Last abzufangen)

Vergleich Hadoop und Relationale Datenbank

Bestandteile von Hadoop

Das Softwareframework selbst ist eine Zusammenstellung aus insgesamt vier Komponenten.

Hadoop Common ist eine Sammlung aus verschiedenen Modulen und Bibliotheken, welche die anderen Bestandteile unterstützt und deren Zusammenarbeit ermöglicht. Unter anderem sind hier die Java Archive Dateien (JAR Files) abgelegt, die zum Starten von Hadoop benötigt werden. Darüber hinaus ermöglicht die Sammlung die Bereitstellung von grundlegenden Services, wie beispielsweise das File System.

Der Map-Reduce Algorithmus geht in seinen Ursprüngen auf Google zurück und hilft komplexe Rechenaufgaben in überschaubarere Teilprozesse aufzuteilen und diese dann über mehrere Systeme zu verteilen, also horizontal zu skalieren. Dadurch verringert sich die Rechenzeit deutlich. Am Ende müssen die Ergebnisse der Teilaufgaben wieder zu seinem Gesamtresultat zusammengefügt werden.

Der Yet Another Resource Negotiator (YARN) unterstützt den Map-Reduce Algorithmus, indem er die Ressourcen innerhalb eines Computer Clusters im Auge behält und die Teilaufgaben auf die einzelnen Rechner verteilt. Darüber hinaus ordnet er den einzelnen Prozessen die Kapazitäten dafür zu.

Das Hadoop Distributed File System (HDFS) ist ein skalierbares Dateisystem zur Speicherung von Zwischen- oder Endergebnissen. Innerhalb des Clusters ist es über mehrere Rechner verteilt, um große Datenmengen schnell und effizient verarbeiten zu können. Die Idee dahinter war, dass Big Data Projekte und Datenanalysen auf großen Datenmengen beruhen. Somit sollte es ein System geben, welches die Daten auch stapelweise speichert und dadurch schnell verarbeitet. Das HDFS sorgt auch dafür, dass Duplikate von Datensätzen abgelegt werden, um den Ausfall eines Rechners verkraften zu können.

Map Reduce am Beispiel

Angenommen wir haben alle Teile der Harry Potter Romane in Hadoop PDF abgelegt und möchten nun die einzelnen Wörter zählen, die in den Büchern vorkommen. Dies ist eine klassische Aufgabe bei der uns die Aufteilung in eine Map-Funktion und eine Reduce Funktion helfen kann.

Bevor es die Möglichkeit gab, solche aufwendigen Abfragen auf ein ganzes Computer-Cluster aufzuteilen und parallel berechnen zu können, war man gezwungen, den kompletten Datensatz nacheinander zu durchlaufen. Dadurch wurde die Abfragezeit auch umso länger, umso größer der Datensatz wurde. Der einzige Weg, um die Ausführung der Funktion zu beschleunigen ist es, einen Computer mit einem leistungsfähigeren Prozessor (CPU) auszustatten, also dessen Hardware zu verbessern. Wenn man versucht, die Ausführung eines Algorithmus zu beschleunigen, indem man die Hardware des Gerätes verbessert, nennt man das vertikale Skalieren.

Mithilfe von MapReduce ist es möglich eine solche Abfrage deutlich zu beschleunigen, indem man die Aufgabe in kleinere Teilaufgaben aufsplittet. Das hat dann wiederum den Vorteil, dass die Teilaufgaben auf viele verschiedene Computer aufgeteilt und von ihnen ausgeführt werden kann. Dadurch müssen wir nicht die Hardware eines einzigen Gerätes verbessern, sondern können viele, vergleichsweise leistungsschwächere, Computer nutzen und trotzdem die Abfragezeit verringern. Ein solches Vorgehen nennt man horizontales Skalieren.

Kommen wir zurück zu unserem Beispiel: Bisher waren wir bildlich so vorgegangen, dass wir alle Harry Potter Teile gelesen haben und nach jedem gelesenen Wort die Strichliste mit den einzelnen Wörtern einfach um einen Strich erweitert haben. Das Problem daran ist, dass wir diese Vorgehensweise nicht parallelisieren können. Angenommen eine zweite Person will uns unterstützen, dann kann sie das nicht tun, weil sie die Strichliste, mit der wir gerade arbeiten, benötigt, um weiterzumachen. Solange sie diese nicht hat, kann sie nicht unterstützen.

Sie kann uns aber unterstützen, indem sie bereits mit dem zweiten Teil der Harry Potter Reihe beginnt und eine eigene Strichliste nur für das zweite Buch erstellt. Zum Schluss können wir dann alle einzelnen Strichlisten zusammenführen und beispielsweise die Häufigkeit des Wortes “Harry” auf allen Strichlisten zusammenaddieren.

MapReduce am Beispiel von Wortzählungen in Harry Potter Büchern

MapReduce am Beispiel von Wortzählungen in Harry Potter Büchern | Source: Data Basecamp

Dadurch lässt sich die Aufgabe auch relativ einfach horizontal skalieren, indem jeweils eine Person pro Harry Potter Buch arbeitet. Wenn wir noch schneller arbeiten wollen, können wir auch mehrere Personen mit einbeziehen und jede Person ein einziges Kapitel bearbeiten lassen. Am Schluss müssen wir dann nur alle Ergebnisse der einzelnen Personen zusammennehmen, um so zu einem Gesamtergebnis zu gelangen.

Das ausführliche Beispiel und die Umsetzung in Python findest Du hier.

Aufbau eines Hadoop Distributed File Systems

Der Kern des Hadoop Distributed File Systems besteht darin die Daten auf verschiedene Dateien und Computer zu verteilen, sodass Abfragen schnell bearbeitet werden können und der Nutzer keine langen Wartezeiten hat. Damit der Ausfall einer einzelnen Maschine im Cluster nicht zum Verlust der Daten führt, gibt es gezielte Replikationen auf verschiedenen Computern, um eine Ausfallsicherheit zu gewährleisten.

Hadoop arbeitet im Allgemeinen nach dem sogenannten Master-Slave-Prinzip. Innerhalb des Computerclusters haben wir einen Knoten, der die Rolle des sogenannten Masters übernimmt. Dieser führt in unserem Beispiel keine direkte Berechnung durch, sondern verteilt lediglich die Aufgaben auf die sogenannten Slave Knoten und koordiniert den ganzen Prozess. Die Slave Knoten wiederum lesen die Bücher aus und speichern die Worthäufigkeit und die Wortverteilung.

Dieses Prinzip wird auch bei der Datenspeicherung genutzt. Der Master verteilt Informationen aus dem Datensatz auf verschiedenen Slave Nodes und merkt sich, auf welchen Computern er welche Partitionen abgespeichert hat. Dabei legt er die Daten auch redundant ab, um Ausfälle kompensieren zu können. Bei einer Abfrage der Daten durch den Nutzer entscheidet der Masterknoten dann, welche Slaveknoten er anfragen muss, um die gewünschten Informationen zu erhalten.

Kubernetes – der Steuermann für dein Big Data Projekt!

Kubernetes ist ein Container-Orchestrierungssystem. Damit lassen sich also Anwendungen auf verschiedene Container aufteilen, wodurch sie effizient und ausfallsicher ausgeführt werden können. Kubernetes ist ein Open-Source-Projekt und wurde erstmals im Jahr 2014 veröffentlicht. Es ist sehr leistungsfähig und kann verteilte Systeme, die über Tausende von Rechnern verstreut sind, verwalten.

In diesem und in vielen anderen Beiträgen zum Thema Kubernetes wird die Abkürzung k8s genutzt. Sie kommt daher, dass das Wort Kubernetes mit k beginnt, mit s endet und dazwischen 8 Buchstaben stehen. Bevor wir beginnen, noch eine kleine Anmerkung, woher der Name Kubernetes eigentlich stammt: Das griechische Wort „Kubernetes“ bedeutet Steuermann und beschreibt genau das, was Kubernetes macht, es steuert. Es steuert verschiedene sogenannte Container und koordiniert deren Ausführung.

Was sind Container und warum brauchen wir sie?

Eines der bestimmenden Merkmale von Big Data oder Machine Learning Projekte ist, dass ein einzelner Computer in vielen Fällen nicht ausreicht, um die gewaltigen Rechenlasten bewältigen zu können. Deshalb ist es notwendig, mehrere Computer zu verwenden, die sich die Arbeit teilen können. Zusätzlich können durch ein solches System auch Ausfälle von einzelnen Computern kompensiert werden, wodurch wiederum sichergestellt ist, dass die Anwendung durchgehend erreichbar ist. Wir bezeichnen eine solche Anordnung von Computern als Computing-Cluster oder verteiltes System für paralleles Rechnen.

Im Mittelpunkt des Open Source Projektes Docker stehen die sogenannten Container. Container sind alleinstehende Einheiten, die unabhängig voneinander ausgeführt werden und immer gleich ablaufen. Docker-Container können wir uns tatsächlich relativ praktisch wie einen Frachtcontainer vorstellen. Angenommen, in diesem Container arbeiten drei Menschen an einer bestimmten Aufgabe (Ich weiß, dass dies wahrscheinlich gegen jedes geltende Arbeitsschutzgesetz verstößt, aber es passt nun mal sehr gut in unser Beispiel).

In ihrem Container finden sie alle Ressourcen und Maschinen, die sie für ihre Aufgabe benötigen. Über eine bestimmte Lucke im Container bekommen sie die Rohstoffe geliefert, die sie benötigen, und über eine andere Lucke geben sie das fertige Produkt heraus. Unser Schiffscontainer kann dadurch ungestört und weitestgehend autark arbeiten. Den Menschen darin wird es nicht auffallen, ob sich das Schiff inklusive Container gerade im Hamburger Hafen, in Brasilien oder irgendwo bei ruhigem Seegang auf offenem Meer befindet. Solange sie kontinuierlich Rohstoffe geliefert bekommen, führen sie ihre Aufgabe aus, egal wo sie sind.

Kubernetes Containers - Foto von Ian Taylor auf Unsplash

Foto von Ian Taylor auf Unsplash

Genauso verhält es sich mit Docker Containern im Softwareumfeld. Es handelt sich dabei um genau definierte, abgeschlossene Applikationen, die auf verschiedenen Maschinen/Rechnern laufen können. Solange sie die festgelegten Inputs kontinuierlich erhalten, können sie auch kontinuierlich weiterarbeiten, unabhängig von ihrer Umgebung.

Was macht Kubernetes?

Wir nutzen Computing-Cluster, um rechenintensive Projekte, wie Machine Learning Modelle, auf mehreren Rechnern zuverlässig und effizient laufen lassen zu können. In Containern wiederum programmieren wir Unteraufgaben, die in sich abgeschlossen sein können und die immer gleich ablaufen, egal ob auf Rechner 1 oder Rechner 2. Das klingt doch eigentlich ausreichend, oder?

Verteilte Systeme bieten gegenüber Einzelrechnern neben Vorteilen auch zusätzliche Herausforderungen, beispielsweise bei der gemeinsamen Nutzung von Daten oder der Kommunikation zwischen den Rechnern innerhalb des Clusters. Kubernetes übernimmt die Arbeit die Container auf das Cluster zu verteilen und sorgt für den reibungslosen Ablauf des Programmes. Dadurch können wir uns auf das eigentliche Problem, also unseren konkreten Anwendungsfall, konzentrieren.

Kubernetes ist also wie der Kapitän, oder Steuermann, auf dem großen Containerschiff, der die einzelnen Container auf seinem Schiff richtig platziert und koordiniert.

Aufbau eines Kubernetes Clusters

Kubernetes wird normalerweise auf einem Cluster von Computern installiert. Jeder Computer in diesem Cluster wird als Node bezeichnet. Auf einem Computer bzw. Node wiederum laufen mehrere sogenannte Pods. Auf den Pods sind die schlussendlichen Container mit den kleineren Applikationen installiert und können in einem lokalen System kommunizieren.

Damit die Pods und die Container darin ohne Komplikationen laufen können, gibt es einige Hilfsfunktionen und -komponenten im Kubernetes Cluster, die dafür sorgen, dass alle Systeme reibungslos funktionieren:

Aufbau Kubernetes Cluster | Abbildung: Kubernetes

Aufbau Kubernetes Cluster | Abbildung: Kubernetes

  • Control Plane: Das ist der Rechner, welcher das komplette Cluster überwacht. Auf diesem laufen keine Pods für die Anwendung. Stattdessen werden den einzelnen Pods die Container zugewiesen, die auf ihnen laufen sollen.
  • Sched: Der Scheduler hält innerhalb des Clusters Ausschau nach neu erstellen Pods und teilt diese zu bestehenden Nodes zu.
  • ETCD: Ein Speicher für alle Informationen, die im Cluster anfallen und aufbewahrt werden müssen, bspw. Metadaten zur Konfiguration.
  • Cloud Controller Manager (CCM): Wenn ein Teil des Systems auf Cloud Ressourcen läuft, kommt diese Komponente zum Einsatz und übernimmt die Kommunikation und Koordination mit der Cloud.
  • Controller Manager (CM): Die wichtigste Komponente im Kubernetes Cluster überwacht das Cluster und sucht nach ausgefallenen Nodes, um dann die Container und Pods neu zu verteilen.
  • API: Diese Schnittstelle ermöglicht die Kommunikation zwischen den Nodes und dem Control Plane.

 

Die Nodes sind deutlich schlanker aufgebaut als das Control Plane und enthalten neben den Pods zwei wesentliche Komponenten zur Überwachung:

  • Kubelet: Es ist das Control Plane innerhalb eines Nodes und sorgt dafür, dass alle Pods einwandfrei laufen.
  • Kube-Proxy (k-proxy): Diese Komponente verteilt den eingehenden Node Traffic an die Pods, indem es das Netzwerk innerhalb des Nodes erstellt.

Fazit

Ein Netzwerk aus verschiedenen Computern wird als Cluster bezeichnet und wird genutzt, um große Rechenlasten auf mehrere Computer aufteilen und dadurch effizienter gestalten zu können. Die kleinste Einheit, in die man eine Applikation aufteilen kann, ist der Docker Container. Dieser beinhaltet eine Unteraufgabe des Programms, die autark, also unabhängig vom System, ausgeführt wird.

Da es in einem Computing-Cluster sehr viele dieser Container geben kann, übernimmt Kubernetes für uns das Management der Container, also unter anderem deren Kommunikation und Koordinierung. Das Kubernetes Cluster hat dazu verschiedene Komponenten die dafür sorgen, dass alle Container laufen und das System einwandfrei funktioniert.

Process Mining mit Fluxicon Disco – Artikelserie

Dieser Artikel der Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter Fluxicon. Das im Jahr 2010 gegründete Unternehmen, bis heute geführt von den zwei Gründern Dr. Anne Rozinat und Dr. Christian W. Günther, die beide bei Prof. Wil van der Aalst in Eindhoven promovierten, sowie einem weiteren Mitarbeiter, ist eines der ersten Tool-Anbieter für Process Mining. Das Tool Disco ist das Kernprodukt des Fluxicon-Teams und bietet pures Process Mining.

Die beiden Gründer haben übrigens eine ganze Reihe an Artikeln zu Process Mining (ohne Sponsoring / ohne Entgelt) veröffentlicht.

Lösungspakete: Standard-Lizenz
Zielgruppe:  Lauf Fluxicon für Unternehmen aller Größen.
Datenquellen: Keine Standard-Konnektoren. Benötigt fertiges Event Log.
Datenvolumen: Unlimitierte Datenmengen, Beschränkung nur durch Hardware.
Architektur: On-Premise / Desktop-Anwendung

Diese Software für Process Mining ist für jeden, der in Process Mining reinschnuppern möchte, direkt als Download verfügbar. Die Demo-Lizenz reicht aus, um eigene Event-Logs auszuprobieren oder das mitgelieferte Event-Log (Sandbox) zu benutzen. Es gibt ferner mehrere Evaluierungslizenz-Modelle sowie akademische Lizenzen via Kooperationen mit Hochschulen.

Fluxicon Disco erfreut sich einer breiten Nutzerbasis, die seit 2012 über das jährliche ‘Process Mining Camp’ (https://fluxicon.com/camp/index und http://processminingcamp.com ) und seit 2020 auch über das monatliche ‘Process Mining Café’ (https://fluxicon.com/cafe/) vorangetrieben wird.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

Fluxicon Disco bietet den Vorteil des schnellen Einstiegs in datengetriebene Prozessanalysen und ist überaus nutzerfreundlich für den Analysten. Die Oberflächen sind leicht zu bedienen und die Bedeutung schnell zu erfassen oder zumindest zu erahnen. Die Filter-Möglichkeiten sind überraschend umfangreich und äußerst intuitiv bedien- und kombinierbar.

Fluxicon Disco Process Mining

Fluxicon Disco Process Mining – Das Haupt-Dashboard zeigt den Process Flow aus der Rekonstruktion auf Basis des Event Logs. Hier wird die Frequenz-Ansicht gezeigt, die Häufigkeiten von Cases und Events darstellt.

Disco lässt den Analysten auf Process Mining im Kern fokussieren, es können keine Analyse-Diagramme strukturell hinzugefügt, geändert oder gelöscht werden, es bleibt ein statischer Report ohne weitere BI-Funktionalitäten.

Die Visualisierung des Prozess-Graphen im Bereich “Map” ist übersichtlich, stets gut lesbar und leicht in der Abdeckung zu steuern. Die Hauptmetrik kann zwischen der Frequenz- zur Zeit-Orientierung hin und her geschaltet werden. Neben der Hauptmetrik kann auch eine zweite Metrik (Secondary Metric) zur Ansicht hinzugefügt werden, was sehr sinnvoll ist, wenn z. B. neben der durchschnittlichen Zeit zwischen Prozessaktivitäten auch die Häufigkeit dieser Prozessfolgen in Relation gesetzt werden soll.

Die Ansicht “Statistics” zeigt die wesentlichen Einblicke nach allen Dimensionen aus statistischer Sicht: Welche Prozessaktivitäten, Ressourcen oder sonstigen Features treten gehäuft auf? Diese Fragen werden hier leicht beantwortet, ohne dass der Analyst selbst statistische Berechnungen anstellen muss – jedoch auch ohne es zu dürfen, würde er wollen.

Die weitere Ansicht “Cases” erlaubt einen Einblick in die Prozess-Varianten und alle Einzelfälle innerhalb einer Variante. Diese Ansicht ist wichtig für Prozessoptimierer, die Optimierungspotenziale vor allem in häufigen, sich oft wiederholenden Prozessverläufen suchen möchten. Für Compliance-Analysten sind hingegen eher die oft vielen verschiedenen Einzelfälle spezieller Prozessverläufe der Fokus.

Für Einsteiger in Process Mining als Methodik und Disco als Tool empfiehlt sich übrigens das Process Mining Online Book: https://processminingbook.com

Integrationsfähigkeit

Fluxicon Disco ist eine Desktop-Anwendung, die nicht als Cloud- oder Server-Version verfügbar ist. Es ist möglich, die Software auf einem Windows Application Server on Premise zu installieren und somit als virtuelle Umgebung via Microsoft Virtual Desktop oder via Citrix als virtuelle Anwendung für mehrere Anwender zugleich verfügbar zu machen. Allerdings ist dies keine hochgradige Integration in eine Enterprise-IT-Infrastruktur.

Auch wird von Disco vorausgesetzt, dass Event Logs als einzelne Tabellen bereits vorliegen müssen. Dieses Tool ist also rein für die Analyse vorgesehen und bietet keine Standardschnittstellen mit vorgefertigten Skripten zur automatischen Herstellung von Event Logs beispielsweise aus Salesforce CRM oder SAP ERP.

Grundsätzlich sollte Process Mining methodisch stets als Doppel-Disziplin betrachtet werden: Der erste Teil des Process Minings fällt in die Kategorie Data Engineering und umfasst die Betrachtung der IT-Systeme (ERP, CRM, SRM, PLM, DMS, ITS,….), die für einen bestimmten Prozess relevant sind, und die in diesen System hinterlegten Datentabellen als Datenquellen. Die in diesen enthaltenen Datenspuren über Prozessaktivitäten müssen dann in ein Prozessprotokoll überführt und in ein Format transformiert werden, das der Inputvoraussetzung als Event Log für das jeweilige Process Mining Tool gerecht wird. Minimalanforderung ist hierbei zumindest eine Vorgangsnummer (Case ID), ein Zeitstempel (Event Time) einer Aktivität und einer Beschreibung dieser Aktivität (Event).

Das Event Log kann dann in ein oder mehrere Process Mining Tools geladen werden und die eigentliche Prozessanalyse kann beginnen. Genau dieser Schritt der Kategorie Data Analytics kann in Fluxicon Disco erfolgen.

Zum Einspeisen eines Event Logs kann der klassische CSV-Import verwendet werden oder neuerdings auch die REST-basierte Airlift-Schnittstelle, so dass Event Logs direkt von Servern On-Premise oder aus der Cloud abgerufen werden können.

Prinzip des direkten Zugriffs auf Event Logs von Servern via Airlift.

Import von Event Logs als CSV (“Open file”) oder von Servern auch aus der Cloud.

Sind diese Limitierungen durch die Software für ein Unternehmen, bzw. für dessen Vorhaben, vertretbar und bestehen interne oder externe Ressourcen zum Data Engineering von Event Logs, begeistert die Einfachheit von Process Mining mit Fluxicon Disco, die den schnellsten Start in diese Analyse verspricht, sofern die Daten als Event Log vorbereitet vorliegen.

Skalierbarkeit

Die Skalierbarkeit im Sinne hochskalierender Datenmengen (Big Data Readiness) sowie auch im Sinne eines Ausrollens dieser Analyse-Software auf einer Konzern-Ebene ist nahezu nicht gegeben, da hierzu Benutzer-Berechtigungsmodelle fehlen. Ferner darf hierbei nicht unberücksichtigt bleiben, dass Disco, wie zuvor erläutert, ein reines Analyse-/Visualisierungstool ist und keine Event Logs generieren kann (der Teil der Arbeit, der viele Hardware Ressourcen benötigt).

Für die reine Analyse läuft Disco jedoch auch mit vielen Daten sehr zügig und ist rein auf Ebene der Hardware-Ressourcen limitiert. Vertikales Upscaling ist auf dieser Ebene möglich, dazu empfiehlt sich diese Leselektüre zum System-Benchmark.

Zukunftsfähigkeit

Fluxicon Disco ist eines der Process Mining Tools der ersten Stunde und wird auch heute noch stetig vom Fluxicon Team mit kleinen Updates versorgt, die Weiterentwicklung ist erkennbar, beschränkt sich jedoch auf Process Mining im Kern.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung wird, wie auch bei den meisten anderen Anbietern für Process Mining Tools, nicht transparent kommuniziert. Aus eigener Einsatzerfahrung als Berater können mit Preisen um 1.000 EUR pro Benutzer pro Monat gerechnet werden, für Endbenutzer in Anwenderunternehmen darf von anderen Tarifen ausgegangen werden.

Studierende von mehr als 700 Universitäten weltweit (siehe https://fluxicon.com/academic/) können Fluxicon Disco kostenlos nutzen und das sehr unkompliziert. Sie bekommen bereits automatisch akademische Lizenzen, sobald sie sich mit ihrer Uni-Email-Adresse in dem Tool registrieren. Forscher und Studierende, deren Uni noch kein Partner ist, können sehr leicht auch individuelle akademische Lizenzen anfragen.

Fazit

Fluxicon Disco ist ein Process Mining Tool der ersten Stunde und das bis heute. Das Tool beschränkt sich auf das Wesentliche, bietet keine Big Data Plattform mit Multi-User-Management oder anderen Möglichkeiten integrierter Data Governance, auch sind keine Standard-Schnittstellen zu anderen IT-Systemen vorhanden. Auch handelt es sich hierbei nicht um ein Tool, das mit anderen BI-Tools interagieren oder gar selbst zu einem werden möchte, es sind keine eigenen Report-Strukturen erstellbar. Fluxicon Disco ist dafür der denkbar schnellste Einstieg mit minimaler Rüstzeit in Process Mining für kleine bis mittelständische Unternehmen, für die Hochschullehre und nicht zuletzt auch für Unternehmensberatungen oder Wirtschaftsprüfungen, die ihren Kunden auf schlanke Art und Weise Ist-Prozessanalysen ergebnisorientiert anbieten möchten.

Dass Disco seitens Fluxicon nur für kleine und mittelgroße Unternehmen bestimmt ist, ist nicht ganz zutreffend. Die meisten Kunden sind grosse Unternehmen (Banken, Versicherungen, Telekommunikationsanabieter, Ministerien, Pharma-Konzerne und andere), denn diese haben komplexe Prozesse und somit den größten Optimierungsbedarf. Um Process Mining kommen die Unternehmen nicht herum und so sind oft auch mehrere Tools verschiedener Anbieter im Einsatz, die sich gegenseitig um ihre Stärken ergänzen, für Fluxicon Disco ist dies die flexible Nutzung, nicht jedoch das unternehmensweite Monitoring. Der flexible und schlanke Einsatz von Disco in vielen Unternehmen zeigt sich auch mit Blick auf die Sprecher und Teilnehmer der jährlichen Nutzerkonferenz, dem Process Mining Camp.

Process Mining mit MEHRWERK – Artikelserie

Dieser Artikel der Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter MEHRWERK. Das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen, heute geführt durch drei Geschäftsführer, bietet Business Intelligence als Beratung und Dienstleistung rund um die Produkte des BI-Software-Anbieters QlikTech an. Rund zehn Jahre später, 2018, stieg das Unternehmen auch als Teil-Software-Anbieter in Process Mining ein. MEHRWERK ProcessMining, kurz MPM, ist einen Process Mining Lösung auf der Basis des weit verbreiteten BI-Tools Qlik Sense.

Lösungspakete: Standard-Lizenz
Zielgruppe:  Für mittel- und große Unternehmen
Datenquellen: Beliebig über Standard-Konnektoren von Qlik Sense
Datenvolumen: Unlimitierte Datenmengen
Architektur: On-Premise, Cloud oder Multi-Cloud

Für den Einsatz von MEHRWERK ProcessMining wird Qlik Sense Enterprise benötigt, welches sowohl On-Premise auf unternehmenseigenen Windows-Servern direkt installiert werden kann, über Kubernetes via Container ebenfalls On-Premise oder in  sowie auch noch einfacher direkt in der Qlik Cloud oder aus Datenschutzgründen in Verbindung mit der Hochskalierbarkeit der Cloud als hybrides Deployment.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

Die Beurteilung der Bedienbarkeit ist nahezu vollständig abhängig von der Einschätzung zur Bedienbarkeit von Qlik Sense, da MPM auf diesem gängigen BI-Tool basiert. Im Wording von Qlik Sense arbeiten Developer in einem Hub und erstellen Apps, die ein oder mehrere Worksheets (Arbeitsblätter) umfassen können, welche horizontal durchgeblättert werden können. Die Qlik-Technologie ermöglicht es dabei übrigens auch, neben Story-Telling-Boards ganze Dashboards oder einzelne Visualisierungen über Mashups in Webseiten einzubetten.

Jede App kann in einem bestimmten Stream veröffentlicht werden. Über die Apps und die Streams wird der Zugriff durch die Nutzer erweitert, beschränkt oder anderweitig organisiert. Die Zugriffe auf Apps können über Security Rules gesteuert und beschränkt werden, was für die Data Governance eines Unternehmens wichtig ist und die Lösung auch mandantenfähig macht.

Figure 1 - Übersicht über die wichtigsten Schaltflächen einer Qlik Sense-App

Figure 1 – Übersicht über die wichtigsten Schaltflächen einer Qlik Sense-App

Wer mit Qlik Sense als BI-Tool bereits vertraut ist, wird sich hier sofort zurechtfinden und kann direkt in Process Mining als Analyseform, die immer mehr zum festen Bestandteil leistungsstarker BI-Systeme wird, einsteigen. Standardmäßig startet jede App im Ansichtsmodus. Die Qlik Sense-User-Role „Analyzer User“ ist nur für diese Ansicht berechtigt und kann Apps nur lesend verwenden. Die App ist jedoch interaktiv nutzbar, so dass alle in der App verfügbaren Dimensionen anklickbar und als Filter nutzbar sind. Die Besonderheit ist hier das assoziative Datenmodell, welches durch Qlik’s inMemory Engine bereitgestellt wird. Diese überwindet die Einschränkungen relationaler Datenbanken und SQL-Abfragen. Bei diesem traditionellen Ansatz müssen Datenquellen mit SQL-Join-Befehlen kombiniert werden, und es müssen im Voraus Annahmen über die Art der Fragen getroffen werden, die die Anwender stellen werden. Wenn ein Benutzer eine Analyse durchführen möchte, die nicht geplant war, müssen die Daten neu aufgebaut werden, was die Ausführung komplexer Abfragen zur Folge hat und eine gewisse Wartezeit verursacht. Die assoziative Engine hingegen ermöglicht “on the fly”-Berechnungen und Aggregationen, die sofortige Erkenntnisse über die betrachteten Prozesse liefern.

Für Anwender, die mit den Filtermöglichkeiten nicht so vertraut sind, bietet Qlik auch die assoziative Suche an. Diese ermöglicht es, Suchbegriffe, ähnlich wie bei Google, einzugeben. Die Assoziative Engine ermittelt dann mögliche Treffer und Verbindungen in den Daten, welche daraufhin entsprechend gefiltert werden.

Die User-Role „Professional User“ kann jede veröffentlichte App zudem im Editier-Modus öffnen und eigene Arbeitsblätter und Analysen auf Basis zentral definierter Masteritems (Kennzahlen und Dimensionen) erstellen. Ebenfalls können bestehende Dashboards dupliziert werden, um diese für den eigenen Bedarf anzupassen, z. B. um Tabellen und Diagrammen anzupassen oder zu löschen. Dabei erfolgt jedoch keine Datenduplizierung, da Qlik Sense einen sogenannten Server Side Authoring Ansatz verfolgt. Durch das Konzept der Master Items wird zusätzlich sichergestellt, dass die Data Governance erhalten bleibt. Die erstellen Arbeitsblätter können durch die Professional User wiederrum veröffentlicht werden. Dabei ist sichergestellt, dass alle anderen Anwender diese „Community Sheets“ nur mit den Daten ihres Berechtigungskontexts sehen.

Figure 2 - Eine QlikSense App im Edit-Modus für "Professional User".

Figure 2 – Eine QlikSense App im Edit-Modus für “Professional User”.

Jede Seite der App kann beliebig gestaltet werden, auch so, dass Read-Only-Nutzer über die Standard-Lizenz viele Möglichkeiten des Ablesens und der Filterung von Daten erhalten.

Figure 3 - Hier eine Seite der App, die nur zur Filterung von Dimensionen gestaltet ist: Die Filterung von Prozessnetzen nach Vorgangsnummern, Produkten und/oder Prozess-Varianten

Figure 3 – Hier eine Seite der App, die nur zur Filterung von Dimensionen gestaltet ist: Die Filterung von Prozessnetzen nach Vorgangsnummern, Produkten und/oder Prozess-Varianten

MEHRWERK ProcessMining liefert Vorlagen als Standard-App, die typische Analyse-Szenarien wie das Prozess-Flussdiagramm und Filter für Durchlaufzeiten, Frequenzen und Varianten bereits vorgeben und somit den Einstieg erleichtern. Die Template App liefert außerdem sehr umfangreiche Process Mining Funktionen wie Conformance Checking, automatisierte Ursachenanalysen, Prozessmusterabfragen oder kontinuierliches Process Monitoring gleich mit aus. Außerdem können u.a. Schichten, Prozesshierarchien oder Sollprozesse konfiguriert werden.

Nur User mit der Qlik Sense „Professional User“ Lizenz können dazu im Editier-Modus auch die Datenmodelle einsehen, erstellen und anpassen. So wie auch in der klassischen Business Intelligence sind im Process Mining Datenmodelle in Form sogenannter Event-Logs entscheidend für die Analyse und die Vorbedingung auch für die MPM App.

Figure 4 - Beispielhaftes Event Log aus der Beispielvorlage-App von MEHRWERK.

Figure 4 – Beispielhaftes Event Log aus der Beispielvorlage-App von MEHRWERK.

Das Event Log kann und sollte neben den drei Must-Haves für Process Mining (Case-ID, Activity Description & Timestamp) noch beliebig viele weitere hilfreiche Informationen in weiteren Spalten aufführen. Denn nur so können Abweichungen, Anomalien oder andere Auffälligkeiten im Prozess in einen Kontext gesetzt werden, um gezielte Maßnahmen treffen zu können.

Integrationsfähigkeit

Die Frage, wie gut und leicht sich MEHRWERK ProcessMining in die Unternehmens-IT einfügen lässt, stellt sich mit der Frage, ob Qlik Sense bereits Teil der IT-Infrastruktur ist oder beispielsweise als Cloud-Lösung eingesetzt wird. Unternehmen, die bisher nicht auf Qlik Sense setzten, müssten hier die grundsätzliche Frage der Voraussetzungen des Tools von QlikTech stellen.  Vollständigerweise sei jedoch angemerkt, dass laut Aussage von MEHRWERK ca. 40% ihrer Kunden vorher kein Qlik Sense im Einsatz hatten und die Installation von Qlik Sense keine große Hürde darstellt.

Ein wesentlicher Aspekt der Integrationsfähigkeit ist jedoch nicht nur die Integration der Software in die IT-Infrastruktur, sondern auch, wie leicht sich Daten in das benötigte Datenformat (Event Log) überführen lässt. Es ist zwar möglich, Qlik Sense mit MPM ausschließlich für die Datenanalyse/-visualisierung zu verwenden, und die Datenmodellierung dann mit anderen Tools (Datenbanken, ETL) durchzuführen. Allerdings bringt Qlik Sense selbst eine Menge an Konnektoren zu vielen Datenquellen mit. Wie mit jedem Process Mining Tool ist gibt es dabei zwei Konzepte der Datenaufbereitung. Die eine Möglichkeit ist das Laden, Konsolidieren und Vorbereiten der Datenbank für ein Data Warehouse (DWH), das die Daten bereits in Event Logs transformiert. In diesem Fall kann MPM die Daten über einen Standard-Konnektor von Qlik Sense importieren, in ein MPM-spezifisches Event Log nachbereiten und dann direkt mit der Analyse starten. Dabei benötigt Qlik Sense keine eigene Datenbank für die Datenhaltung sondern verabeitet die Daten hochkomprimiert in der eigenen, patentierten InMemory-Engine.

Figure 5 - Qlik Sense Standard Connectors

Figure 5 – Qlik Sense Standard Connectors

Das andere Konzept der Datenaufbereitung ist die Nutzung von Qlik Sense auch als Tool für das Datenmanagement. Hierfür werden die Standard-Konnektoren genutzt, um Daten möglichst direkt an Qlik Sense anzubinden. In diesem Fall muss die Bildung des anwendungsfallspezifischen Event Logs als prozessprotokollartiges Datenmodell in Qlik Sense erfolgen. Dies lässt sich in einem prozeduralen Skript mit der Qlik-eigenen Skriptsprache, die an die Sprache DAX von Microsoft sowie an SQL erinnert, umsetzen. Dabei kann das Skript in mehrere Segmente unterteilt und die Ausführung automatisiert und ge-timed werden. MEHRWERK ProcessMining bietet hierfür standardisierte ETL-Best-Practices an, die erlauben mit Hilfe von Regelwerken die Eventloggenerierung stark zu vereinfachen. Ein großer Vorteil ist die Verzahnung von Process Mining Funktionalitäten während des ETL-Prozesses. Dies erlaubt frühzeitiges und visuelles Validieren schon bei der Beladung.

Figure 6 - Das Laden und Modellieren von Daten kann eingeschränkt visuell mit klickbaren Oberflächen erfolgen. Mehr Möglichkeiten bietet jedoch der Qlik Script Editor.

Figure 6 – Das Laden und Modellieren von Daten kann eingeschränkt visuell mit klickbaren Oberflächen erfolgen. Mehr Möglichkeiten bietet jedoch der Qlik Script Editor.

Skalierbarkeit

Klassischerweise wurde Qlik Sense Server On-Premise in der eigenen IT-Infrastruktur installiert. Die Software Qlik Sense ist nur als Server-Version verfügbar. Qlik Sense setzt auf eine patentierte In-Memory-Technologie. Technisch ist Qlik Sense in Sachen Performance nur durch die Hardware begrenzt.

Heute kann Qlik Sense Server auch direkt über die Qlik Cloud genutzt oder über Kubernetes auf eigene Server oder in die Multi-Cloud ausgeliefert werden. Ein Betrieb bei typischen Cloud-Anbietern wie von Amazon, Google oder Microsoft ist problemlos möglich und somit technisch auch beliebig skalierbar.

Zukunftsfähigkeit

Die Zukunftsfähigkeit von MPM liegt in erster Linie in der Weiterentwicklung von Qlik Sense durch QlikTech. Im Magic Quadrant von Gartner 2020 für BI- und Analytics-Tools zählt Qlik zu den top drei Anführern nach Tableau und Microsoft.

Auf Grund der großen Qlik-Community und der weiten Verbreitung als BI-Tool zählt die Lösung von MEHRWERK vermutlich zu einer sehr zukunftssicheren mit vielen Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aus der Community und von anderen BI-Unternehmen gibt es viele Erweiterungen für Qlik Sense, die den Funktionsumfang von der Konnektivität zu anderen Tools bis hin zur einfacheren oder visuell attraktiveren Analyse verbessern. Für Qlik Sense gibt es viele weitere Anbieter für diverse Erweiterungen sowie Qlik-eigene und kompatible Co-Lösungen für Master Data Management und Data Governance. Auch die Integration von Data Science Tools via Programmiersprachen wie Python oder R ist möglich und erweitert diese Plattform in Richtung Advanced Analytics.

Die Weiterentwicklung der Process Mining Lösung erfolgt unabhängig davon auch durch MEHRWERK selbst, so wird Machine Learning vermehrt dazu eingesetzt, Process Anomalien zu erkennen sowie Durchlaufzeiten von Prozessen zu prognostizieren.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung wird von MEHRWERK nicht transparent kommuniziert und liegt im Vergleich zu anderen Process Mining Tools erfahrungsgemäß im Mittelfeld. Neben den MPM spezifischen Kosten werden darüber hinaus auch User-Lizenzen für Qlik Sense fällig. Weitere mögliche Kosten hängen auch von der Wahl ab, ob die Qlik Cloud, eine andere Cloud-Plattform oder die On-Premise-Installation geplant wird.

Fazit

MPM ProcessMining ist für Unternehmen, die voll und ganz auf QlikSense als BI-Tool setzen, eine echte Option für den schnellen und leistungsstarken Einstieg in diese spezielle Analysemethodik. Mitarbeiter, die Qlik Sense bereits kennen, finden sich hier beinahe sofort zurecht und können direkt starten, sofern Event-Logs vorliegen. Die Gestaltung von Event-Logs in Qlik Sense bedingt jedoch etwas Erfahrung mit der Datenaufbereitung und -modellierung in Qlik Sense und Kenntnisse in Qlik Script.

Process Mining mit PAFnow – Artikelserie

Artikelserie zu Process Mining Tools – PAFnow

Der zweite Artikel der Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter PAFnow. 2014 in Deutschland gegründet kann das Unternehmen PAF, dessen Kürzel für Process Analytics Factory steht, bereits auf eine beachtliche Anzahl an Projekten zurückblicken. Das klare selbst gesteckte Ziel von PAF: Mit dem eigenen Tool namens PAFnow Process Mining für jeden zugänglich machen.

PAFnow basiert auf dem bekannten BI-Tool „Power BI“. Wer sein Wissen zu Power BI noch einmal auffrischen möchte, kann das gerne in diesem Artikel aus der Artikelserie zu BI-Tools machen. Da Power BI selbst als Cloud- und On-Premise-Lösung erhältlich ist, gilt dies indirekt auch für PAFnow. Diese vier Versionen des Process Mining Tools werden von PAFnow angeboten:

Free Pro Premium Enterprise
Lizenz:  Kostenfrei
(Marketplace Power BI)
99€ pro User pro Monat 499€ pro User pro Monat Nur auf Anfrage
Zielgruppe:  Für kleine Unternehmen und Einzelanwender Für kleine bis mittlere Unternehmen Für mittlere und große Unternehmen Für mittlere und große Unternehmen
Datenquellen: Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen in Power BI Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen in Power BI Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen in Power BI Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen auch via MS SSIS
Datenvolumen: Limitiert auf 30.000 Events,
1 Visual
Unlimitierte Events,
1 Visual, 1 Report
Unlimitierte Events,
9 Visual, 10 Reports
Unlimitierte Events,
10 Visual, 10 Reports, Content Packs
Architektur: Nur On-Premise Nur On-Premise Nur On-Premise Nur On-Premise

Abbildung 1: Übersicht zu den vier verschiedenen Produktversionen des Process Mining Tools PAFnow

PAF führt auf seiner Website weitere Informationen zu den jeweiligen Versionsunterschieden an. Für diesen Artikel wird sich im weiteren Verlauf auf die Enterprise Version bezogen, wenn nicht anderes gekennzeichnet.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

Das übersichtliche Userinterface von Power BI unterstützt die Analyse von Prozessen mit PAFnow. Und auch Anfänger können sich glücklich schätzen, denn es gibt eine beeindruckende Vielzahl an hochwertigen Lernvideos und Dokumentation zu Power BI. Die von PAFnow entwickelten Visuals, wie zum Beispiel der „Process Explorer“ fügt sich reibungslos zu den Power BI Visuals ein. Denn die Bedienung dieser Visuals entspricht größtenteils demselben Prinzip wie dem der Power BI Visuals. Neue Anwendungen wie beim Process Explorer der Conformance Check, werden jedoch auch von PAFnow in Lernvideos erläutert.

PAFnow Process Mining by using Power BIAbbildung 1: Userinterface von PAFnow in dem vorgefertigten Report „Discovery“

Die PAFnow Visuals werden – wie in Power BI – üblich per drag & drop platziert und mit den gewünschten Dimensionen und Measures bestückt. Die Visuals besitzen verschiedenste Einstellungsmöglichkeiten, um dem Benutzer das Visual nach seinen Vorstellungen gestallten zu lassen. Kommt man an die Grenzen der Einstellungen, lohnt sich immer ein Blick in den Marketplace von Power BI. Dort werden viele und teilweise auch technisch sehr gute Visuals kostenlos angeboten, welche viele weitere Analyseideen im Kontext der Prozessanalyse abdecken.

Die vorgefertigten Reports von PAFnow sind intuitiv zu handhaben, denn sie vermitteln dem Analysten direkt den passenden Eindruck, wie die jeweiligen Visuals am besten einzusetzen sind. Einzelne Elemente aus dem Report können gelöscht und nach Belieben ergänzt werden. Dadurch kann Zeit gespart und mit der eigentlichen Analyse schnell begonnen werden.

PAFnow Process Mining Power BI - Varienten-AnalyseAbbildung 2: Vorgefertigter Report „Variants“ an dem direkt eine Root-Cause Analyse durchgeführt werden kann

In Power BI werden die KPI’s bzw. Measures in einer von Microsoft eigens entwickelten Analysesprache namens DAX (Data Analysis Expressions) definiert. Diese Formelsprache ist ein sehr stark an Excel angelehnter Syntax und bietet für viele Nutzer in dieser Hinsicht einen guten Einstieg. Allerdings bietet der Umfang von DAX noch deutlich mehr, als es die meisten Excel Nutzer gewohnt sein werden, so können auch motivierte und technisch affine Business Experten recht tief in die Analyse abtauchen. Da es auch hier eine sehr gut aufgestellte Community als auch Dokumentation gibt, sind die Informationen zu den verborgenen Fähigkeiten von DAX meist nur ein paar Klicks entfernt.

Integrationsfähigkeit

PAF bietet für sein Process Mining Tool aktuell noch keine eigene Cloud-Lösung an und ist somit nur über Power BI selbst als Cloud-Lösung erhältlich. Anwender, die sich eine unabhängige Process Mining – Plattform wünschen, müssen sich daher mit Power BI zufriedengeben. Ob PAFnow in absehbarer Zeit diese Lücke schließen wird und die Enterprise-Readiness des Tools somit erhöhen wird, bleibt abzuwarten, wünschenswert wäre es. Mit Power BI als Cloud-Lösung ist man als Anwender jedoch in den meisten Fällen nicht schlecht vertröstet. Da Power BI sowohl als Cloud- und als On-Premise-Lösung verfügbar ist, kann hier situationsabhängig entschieden werden. An dieser Stelle gilt es abzuwägen, welche Limitationen die beiden Lösungen mit sich bringen und daher sei auch an dieser Stelle der Artikel zu Power BI aus der BI-Tool-Artikelserie empfohlen. Darüber hinaus sollte die Größe der zu analysierenden Prozessdaten berücksichtigt werden. So kann bei plötzlich zu großen Datenmengen auch später noch ein Wechsel von der recht günstigen Power BI Pro-Lizenz auf die deutlich kostenintensivere Premium-Lizenz erfordern. In der Enterprise Version von PAFnow sind zwei frei wählbare Content Packs enthalten, welche aus SAP-Konnektoren, sowie vorentwickelten SSIS Packages bestehen. Mittels Datenextraktor werden die benötigten Prozessdaten, z. B. für die Prozesse P2P (Purchase-to-Pay) und O2C (Order-to-Cash), in eine Datenbank eines MS SQL Servers geladen und dort durch die SSIS-Packages automatisch in das für die Analyse benötigte Format transformiert. SSIS ist ein ETL-Tool von Microsoft und steht für SQL Server Integration Services. SSIS ist ein Teil der Enterprise-Vollversion des Microsoft SQL Servers.

Die vorgefertigten Reports die PAFnow zur Verfügung stellt, können Projekte zusätzlich beschleunigen. Neben den zwei frei wählbaren Content Packs, die in der Enterprise Version von PAFnow enthalten sind, stellen Partner die von Ihnen selbstentwickelte Packs zur Verfügung. Diese sind sofern die zwei kostenlosen Content Packs bereits beansprucht wurden jedoch zahlungspflichtig. PAFnow profitiert von der beeindruckenden Menge an verschiedenen Konnektoren, die Microsoft in Power BI zur Verfügung stellt. So können zusätzlich Daten direkt aus den Quellsystemen in Power BI geladen werden und dem Datenmodel ggf. hinzugefügt werden. Der Vorteil liegt in der Flexibilität, Daten nicht immer zwingend über ein Data Warehouse verfügbar machen zu müssen, sondern durch den direkten Zugriff auf die Datenquellen schnelle Workarounds zu ermöglichen. Allerdings ist dieser Vorteil nur auf ergänzende Daten beschränkt, denn das Event-Log wird stets via SSIS-ETL in der Datenbank oder der sogenannten „Companion-Software“ transformiert und bereitgestellt. Da der Companion jedoch ohne Schedule-Funktion auskommt, Transformationen also manuell angestoßen werden müssen, eignet sich dieser kaum für das Monitoring von Prozessen. Falls eine hohe Aktualität der Daten gefordert ist, sollte daher auf die SSIS-Package-Funktion der Enterprise Version zurückgegriffen werden.

Ergänzende Daten können anschließend mittels einer der vielen Power BI Konnektoren auch direkt aus der Datenquelle geladen werden, um Sie anschließend mit dem Datenmodell zu verknüpfen. Dabei sollte bei der Modellierung jedoch darauf geachtet werden, dass ein entsprechender Verbindungsschlüssel besteht. Die Flexibilität, Daten aus verschiedensten Datenquellen in nahezu x-beliebigem Format der Process Mining Analyse hinzufügen zu können, ist ein klarer Pluspunkt und der große Vorteil von PAFnow, auf die erfolgreiche BI-Lösung von Microsoft aufzusetzen. Mit der Wahl von SSIS als Event-Log/ETL-Lösung, positioniert sich PAFnow noch ein deutliches Stück näher zum Microsoft Stack und erleichtert die Integration in diejenige IT-Infrastruktur, die auf eben diesen Microsoft Stack setzt.

Auch in Sachen Benutzer-Berechtigungsmanagement können die Process Mining Analysen mittels Power BI Features, wie z.B. Row-based Level Security detailliert verwaltet werden. So können ganze Reports nur für bestimmte Personen oder Gruppen zugänglich gemacht werden, aber auch Teile des Reports sowie einzelne Datenausschnitte kontrolliert definierten Rollen zugewiesen werden.

Skalierbarkeit

Um große Datenmengen mit Analysemethodik aus dem Process Mining analysieren zu können, muss die Software bei Bedarf skalieren. Wer mit großen Datasets in Power BI Pro lokal auf seinem Rechner schon Erfahrungen sammeln durfte, wird sicherlich schon mal an seine Grenzen gestoßen sein und Power BI nicht unbedingt als Big Data ready bezeichnen. Diese Performance spiegelt allerdings nur die untere Seite des Spektrums wider. So ist Power BI mit der Premium-Lizenz und einer ausreichend skalierten Azure SQL Data Warehouse Instanz durchaus dazu in der Lage, Daten im Petabytebereich zu analysieren. Microsoft entwickelt Power BI kontinuierlich weiter und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für weitere Performance-Verbesserung sorgen. Dabei wird MS Azure, die Cloud-Plattform von Microsoft, weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Hiervon wird PAFnow profitieren und attraktiv auch für Process Mining Projekte mit Big Data werden. Referenzprojekte mit besonders großen Datenmengen, die mit PAFnow analysiert wurden, sind öffentlich nicht bekannt. Im Grunde sind jegliche Skalierungsfähigkeiten jedoch nicht jene dieser Analysefunktionalität, sondern liegen im Microsoft Technology Stack mit all seinen Vor- und Nachteilen der Nutzung on-Premise oder in der Microsoft Cloud. Dabei steckt der Teufel übrigens immer im Detail und so muss z. B. stets auf die richtige Version von Power BI geachtet werden, denn es gibt für die Nutzung On-Premise mit dem Power BI Report Server als auch für jene Nutzung über Microsoft Azure unterschiedliche Versionen, die zueinander passen müssen.

Die Datenmodellierung erfolgt in der Datenbank (On-Premise oder in der Cloud) und wird dann in Power BI geladen. Das Datenmodell wird in Power BI grafisch und übersichtlich dargestellt, wodurch auch der End-Nutzer jederzeit nachvollziehen kann in welcher Beziehung die einzelnen Tabellen zueinanderstehen. Die folgende Abbildung zeigt ein beispielhaftes Datenmodel visuell in Power BI.

Data Model in Microsoft Power BIAbbildung 3: Grafische Darstellung des Datenmodels in Power BI

Zusätzliche Daten lassen sich – wie bereits erwähnt – sehr einfach hinzufügen und auch einfach anbinden, sofern ein Verbindungsschlüssel besteht. Sollten also zusätzliche Slicer benötigt werden, können diese problemlos ergänzt werden. An dieser Stelle sorgen die vielen von Power BI bereitgestellten Konnektoren für einen hohen Grad an Flexibilität. Für erfahrene Power BI Benutzer ist die Datenmodellierung also wie immer reibungslos und übersichtlich. Aber auch Neulinge sollten, sofern sie Erfahrung in der Datenmodellierung haben, hier keine Schwierigkeiten haben. Kleinere Transformationen beim Datenimport können im Query Editor von Power BI, mit Hilfe der Formelsprache Power Query (M) gemacht werden. Diese Formelsprache ist einsteigerfreundlich und ähnelt in Teilen der Programmiersprache F#. Aber auch ohne diese Formelsprache können einfache Transformationen mit Hilfe des übersichtlichen und mit vielen Funktionen ausgestatteten Userinterfaces im Query Editor intuitiv erledigt werden. Bei größeren und komplexeren Transformationen sollten die Daten jedoch auf Datenbankebene erfolgen. Dort werden die Rohdaten auch für die PAFnow Visuals vorbereitet, sofern die Enterprise-Version genutzt wird. PAFnow stellt für diese Transformationen vorgefertigte SSIS-Packages zur Verfügung, welche auch angepasst und erweitert werden können. Die Modellierung erfolgt somit in T-SQL, das in den SSIS-Queries eingebettet ist und stellt für jeden erfahrenden SQL-Anwender keine Schwierigkeiten dar. Bei der Erweiterbarkeit und Flexibilität der Datenmodelle konnte ich ebenfalls keine besonderen Einschränkungen feststellen. Einzig das Schema, welches von den PAFnow Visuals vorgegeben wird, muss eingehalten werden. Durch das Zurückgreifen auf die Abfragesprache SQL, kann bei der Modellierung auf eine sehr breite Community zurückgegriffen werden. Darüber hinaus können bestehende SQL-Skripte eingefügt und leicht angepasst werden. Und auch die Suche nach einem geeigneten Data Engineer gestaltet sich dadurch praktisch, da SQL im Generellen und der MS SQL Server im Speziellen im Einsatz sehr verbreitet sind.

Zukunftsfähigkeit

Grundsätzlich verfolgt PAF nach eigener Aussage einen anderen Ansatz als der Großteil ihrer Mitbewerber: “So setzt PAF weniger auf monolithische Strukturen, sondern verfolgt einen Plattform-agnostischen Ansatz“.  Damit grenzt sich PAF von sogenannte All-in-one Lösungen ab, bei welchen alle Funktionen bereits integriert sind. Der Vorteil solcher Lösungen ist, dass sie vollumfänglich „ready-to-use“ sind, sobald sie erfolgreich implementiert wurden. Der Nachteil solcher Systeme liegt in der unzureichenden Steuerungsmöglichkeit der einzelnen Bestandteile. Microservices hingegen versprechen eben genau diese Kontrolle und erlauben es dem Anwender, nur die Funktionen, die benötigt werden nach eigenen Vorstellungen in das System zu integrieren. Auf der anderen Seite ist der Aufbau solcher agnostischen Systeme deutlich komplexer und beansprucht daher oft mehr Zeit bei der Implementierung und setzt auch ein gewissen Know-How voraus. Die Entscheidung für den einen oder anderen Ansatz gleicht ein wenig einer make-or-buy Entscheidung und muss daher in den individuellen Situationen abgewogen werden.

In den beiden Trendthemen Machine Learning und Task Mining kann PAFnow aktuell noch keine Lösungen vorzeigen. Nach eigenen Aussagen gibt es jedoch bereits einige Neuerungen in der Pipeline, welche PAFnow in Zukunft deutlich AI-getriebener gestalten werden. Näheres zu diesem Thema wollte man an dieser Stelle zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht verkünden. Jedoch kann der Website von PAFnow diverse Forschungsprojekte eingesehen werden, welche sich unteranderem mit KI und RPA befassen. Sicherlich profitieren PAFnow Anwender auch von der Zukunftsfähigkeit von Power BI bzw. Microsoft selbst. Inwieweit diese Entwicklungen in dieselbe Richtung gehen wie die Trends im Bereich Process Mining bleibt abzuwarten.

Preisgestaltung

Der Kostenrahmen für das Process Mining Tool von PAFnow ist sehr weit gehalten. Da die Pro Version bereits für 120$ im Monat zu haben ist, spiegelt sich hier die Philosophie von PAFnow wider, Process Mining für jedermann zugänglich zu machen. Mit dieser niedrigen Einstiegshürde können Unternehmen erste Erfahrungen im Process Mining sammeln und diese ohne großes Investitionsrisiko validieren. Nicht im Preis enthalten, sind jedoch etwaige Kosten für das notwendige BI-Tool Power BI. Da jedoch auch hier der Kostenrahmen sehr weit ausfällt und mittlerweile auch im Serviceportfolio von Microsoft 365 enthalten ist, bleibt es bei einer niedrigen Einstieghürde aus finanzieller Sicht. Allerdings kann bei umfangreicher Nutzung der Preis der Power BI Lizenzgebühren auch deutlich höher ausfallen. Kommt Power BI z. B. aus Gründen der Data Governance nur als On-Premise-Lösung in Betracht, steigen die Kosten für Power BI grundsätzlich bereits auf mindestens 4.995 EUR pro Monat. Die Preisbewertung von PAFnow ist also eng verbunden mit dem Power BI Lizenzmodel und sollte im Einzelfall immer mit einbezogen werden. Wer gerne mehr zum Lizenzmodel von Power BI wissen möchte, bekommt hier eine zusammengefasste Übersicht.

Fazit

Mit PAFnow ist ein durchaus erschwingliche Process Mining Tool auf dem Markt erhältlich, welches sich geschickt in den Microsoft-BI-Stack eingliedert und die Hürden für den Einstieg relativ geringhält. Unternehmen, die ohnehin Power BI als Reporting Lösung nutzen, können ohne großen Aufwand erste Projekte mit Process Mining starten und den Umfang der Funktionen über die verschiedenen Lizenzen hochskalieren. Allerdings sind dem Autor auch Unternehmen bekannt, die Power BI und den MS SQL Server explizit für die Nutzung von PAFnow erstmalig in ihre Unternehmens-IT eingeführt haben. Da Power BI bereits mit vielen Features ausgestattet ist und auch kontinuierlich weiterentwickelt wird, profitiert PAFnow von dieser Entwicklungsarbeit ungemein. Die vorgefertigten Reports von PAFnow können die Time-to-Value lukrativ verkürzen und sind flexibel erweiterbar. Für erfahrene Anwender von Power BI ist der Umgang mit den Visuals von PAF sehr intuitiv und bedarf keines großen Schulungsaufwandes. Die Datenmodellierung erfolgt auf SSIS-Basis in SQL und weist somit auch keine nennenswerten Hürden auf. Wie leistungsstark PAFnow mit großen Datenmengen umgeht kann an dieser Stelle nicht bewertet werden. PAFnow steht nicht nur in diesem Punkt in direkter Abhängigkeit von der zukünftigen Entwicklung des Microsoft Technology Stacks und insbesondere von Microsoft Power BI. Für strategische Überlegungen bzgl. der Integrationsfähigkeit in das jeweilige Unternehmen sollte dies immer berücksichtigt werden.

Process Mining mit Celonis – Artikelserie

Der erste Artikel dieser Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter Celonis. Das 2011 in Deutschland gegründete Unternehmen ist trotz wachsender Anzahl an Wettbewerbern zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels der eindeutige Marktführer im Bereich Process Mining.

Celonis Process Mining – Teil 1 der Artikelserie

Celonis Process Mining ist 2011 als reine On-Premise-Lösung gestartet und seit 2018 auch als Cloud-Lösuung zu haben. Übersicht zu den vier verschiedenen Produktversionen der Celonis Process Mining Lösungen:

Celonis Snap Celonis Enterprise Celonis Academic Celonis Consulting
Lizenz:  Kostenfrei Kostenpflichtige Lösungspakete Kostenfrei Consulting Lizenz on Demand
Zielgruppe:  Für kleine Unternehmen und Einzelanwender Für mittel- und große Unternehmen Für akademische Einrichtungen und Studenten Für Berater
Datenquellen: ServiceNow, CSV/XLS -Datei Beliebig (On-Premise- und Cloud – Anbindungen) ServiceNow, CSV/XLS/XES –Datei oder Demosysteme Beliebig (On-Premise- und Cloud – Anbindungen)
Datenvolumen: Limitiert auf 500 MB Event-Log-Daten Unlimitierte Datenmengen (Größte Installation 50 TB) Unlimitierte Datenmengen Unlimitierte Datenmengen (Größte Installation 30 TB
Architektur: Cloud & On-Premise Cloud & On-Premise Cloud & On-Premise Cloud & On-Premise

Dieser Artikel bezieht sich im weiteren Verlauf auf die Celonis Enterprise Version, wenn nicht anders gekennzeichnet. Spezifische Unterschiede unter den einzelnen Produkten und weitere Informationen können auf der Website von Celonis entnommen werden.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

In Sachen Bedienbarkeit punktet Celonis mit einem sehr übersichtlichen und einsteigerfreundlichem Userinterface. Jeder der mit BI-Tools wir z.B. „Power-BI“ oder „Tableau“ gearbeitet hat, wird sich wahrscheinlich schnell zurechtfinden.

Userinterface Celonis

Abbildung 1: Userinterface von Celonis. Über die Reiter kann direkt von der Analyse (Process Analytics) zu den ETL-Prozessen (Event Collection) gewechselt werden.

Das Erstellen von Analysen funktioniert intuitiv und schnell, auch weil die einzelnen Komponentenbausteine lediglich per drag & drop platziert und mit den gewünschten Dimensionen und KPI’s bestückt werden müssen.

Process Analytics im Process Explorer

Abbildung 2: Typische Analyse im Edit Modus. Neue Komponenten können aus dem Reiter (rechts im Bild) mittels drag & drop auf der Dashboard Bearbeitungsfläche platziert werden.

Darüber hinaus bietet Celonis mit seinem kostenlosen Programm „Celonis Acadamy“ einen umfangreichen und leicht verständlichen Pool an Trainingseinheiten für die verschiedenen User-Rollen: „Snap“, „Executive“, „Business User“, „Analyst“ und „Data Engineer“. Einsteiger finden sich nach der Absolvierung der Grundkurse etwa nach vier Stunden in dem Tool zurecht.

Conformance Analyse In Celonis

Abbildung 3: Conformance Analyse In Celonis. Es kann direkt analysiert werden, welche Art von Verstößen welche Auswirkungen haben und mit welcher Häufigkeit diese auftreten.

Die Definition von eigenen KPIs erfolgt mittels übersichtlichem Code Editor. Die verwendete proprietäre und patentierte Programmiersprache lautet PQL (Process Query Language) , dessen Syntax stark an SQL angelehnt ist und alle prozessrelevanten Berechnungen ermöglicht. Noch einsteigerfreundlicher ist der Visual Editor, in welchem KPIs alternativ mit zahlreicher visueller Unterstützung und über 130 mathematischen Operatoren erstellt werden können – ganz ohne Coding Erfahrung.
Mit Hilfe von über 30 Komponenten lassen sich alle üblichen Charts und Grafiken erstellen. Ich hatte das Gefühl, dass die Auswahl grundsätzlich ausreicht und dem Erkenntnisgewinn nicht im Weg steht. Dieses Gefühl rührt nicht zuletzt daher, dass die vorgefertigten Features, wie zum Beispiel „Conformance“ direkt und ohne Aufwand implementiert werden können und bemerkenswerte Erkenntnisse liefern. Kurzum: Ja es ist vieles vorgefertigt, aber hier wurde mit hohen Qualitätsansprüchen vorgefertigt!

Celonis Code Editor vs Visual Editor

Abbildung 4: Coder Editor (links) und Visual Editor (rechts). Während im Code Editor mit PQL geschrieben werden muss, können Einsteiger im Visual Editor visuelle Hilfestellungen nehmen, um KPIs zu definieren.

Diese Flexibilität erscheint groß und bedient mehrere Zielgruppen, beginnend bei den Einsteigern. Insbesondere da das Verständnis für den Code Editor und somit für PQL durch die Arbeit mit dem Visual Code Editor gefördert wird. Wer SQL-Kenntnisse mitbringt, wird sehr schnell ohne Probleme KPIs im Code Editor definieren können. Erfahrenen Data Engineers stünde es dennoch frei, die Entwicklungsarbeit auf die Datenbankebene zu verschieben.

Celonis Visual Editor

Abbildung 5: Mit Hilfe zahlreicher Möglichkeiten können Einsteiger im Visual Editor visuelle Hilfestellungen nehmen, um individuelle KPIs zu definieren.

Nachdem die ersten Analysen erstellt wurden, steht der Prozessanalyse nichts mehr im Wege. Während sich per Knopfdruck auf alle visualisierten Datenpunkte filtern lässt, unterstützt auch hier Celonis zusätzlich mit zahlreichen sogenannten ‘Auswahlansichten’, um die Entdeckung unerwünschter oder betrügerischer Prozesse so einfach wie das Googeln zu machen.

Predefined dashboard apps

Abbildung 6: Die anwenderfreundlichen Auswahlarten ermöglichen es dem Benutzer, einfach mit wenigen Klicks nach Unregelmäßigkeiten oder Mustern in Transaktionen zu suchen und diese eingehend zu analysieren.

Integrationsfähigkeit

Die Celonis Enterprise Version ist sowohl als Cloud- und On-Premise-Lösung verfügbar. Die Cloud-Lösung bietet die folgenden Vorteile: Zum einen zusätzliche Leistungen wieCloud Connectoren, einer sogenannten Action Engine die jeden einzelnen Mitarbeiter in einem Unternehmen mit datengetriebenen nächstbesten Handlungen unterstützt, intelligenter Process Automation, Machine Learning und AI, einen App Store sowie verschiedene Boards. Diese Erweiterungen zeigen deutlich den Anspruch des Münchner Process Mining Vendors auf, neben der reinen Prozessanalyse Unternehmen beim heben der identifizierten Potentiale tatkräftig zu unterstützen. Darüber hinaus kann die Cloud-Lösung punkten mit, einer schnellen Amortisierung, bedarfsgerechter Skalierbarkeit der Kapazitäten sowie einen noch stärkeren Fokus auf Security & Compliance. Darüber hinaus  erfolgen regelmäßig Updates.

Celonis Process Automation

Abbildung 7: Celonis Process Automation ermöglicht Unternehmen ihre Prozesse auf intelligente Art und Weise so zu automatisieren, dass die Zielerreichung der jeweiligen Fachabteilung im Fokus stehen. Auch hier trumpft Celonis mit über 30+ vorgefertigten Möglichkeiten von der Automatisierung von Kommunikation, über Backend Automatisierung in Quellsystemen bis hin zu Einbindung von RPA Bots und vielem mehr.

Der Schwenk von Celonis scheint in Richtung Cloud zu sein und es bleibt abzuwarten, wie die On-Premise-Lösung zukünftig aussehen wird und ob sie noch angeboten wird. Je nach Ausgangssituation gilt es hier abzuwägen, welche der beiden Lösungen die meisten Vorteile bietet. In jedem Fall wird Celonis als browserbasierte Webanwendung für den Endanwender zur Verfügung gestellt. Die folgende Abbildung zeigt eine beispielhafte Celonis on-Premise-Architektur, bei welcher der User über den Webbrowser Zugang erhält.

Celonis bringt eine ausreichende Anzahl an vordefinierten Datenschnittstellen mit, wodurch sowohl gängige on-Premise Datenbanken / ERP-Systeme als auch Cloud-Dienste, wie z. B. „ServiceNow“ oder „Salesforce“ verbunden werden können. Im „App Store“ können zusätzlich sogenannte „prebuild Process-Connectors“ kostenlos erworben werden. Diese erstellen die Verbindung und erzeugen das Datenmodell (Extract and Transform) für einen Standard Prozess automatisch, so dass mit der Analyse direkt begonnen werden kann. Über 500 vordefinierte Analysen für Standard Prozesse gibt es zusätzlich im App Store. Dadurch kann die Bearbeitungszeit für ein Process-Mining Projekt erheblich verkürzt werden, vorausgesetzt das benötigte Datenmodel weicht im Kern nicht zu sehr von dem vordefinierten Model ab. Sollten Schnittstellen mal nicht vorhanden sein, können Daten auch als CSV oder XLS Format importiert werden.

Celonis App Store

Abbildung 8: Der Celonis App Store beinhaltet über 100 Prozesskonnektoren, über 500 vorgefertigte Analysen und über 80 Action Engine Fähigkeiten die kostenlos mit der Cloud Lizenz zur Verfügung stehen

Auch wenn von einer 100%-Cloud gesprochen wird, muss für die Anbindung von unternehmensinternen on-premise Datenquellen (z. B. lokale Instanzen von SAP ERP, Oracle ERP, MS Dynamics ERP) ein sogenannter Extractor on-premise installiert werden.

Celonis Extractors

Abbildung 9: Celonis Extractor muss für die Anbindung von On-Premise Datenquellen ebenfalls On-Premise installiert werden. Dieser arbeitet wie ein Gateway zur Celonis Intelligent Business Cloud (IBC). Die IBC enthält zudem einen eigenen Extratctor für die Anbindung von Daten aus anderen Cloud-Systemen.

Celonis bietet in der Enterprise-Ausführung zudem ein umfassendes Benutzer-Berechtigungsmanagement, so dass beispielsweise für Analysen im Einkauf die Berechtigungen zwischen dem Einkaufsleiter, Einkäufern und Praktikanten im Einkauf unterschieden werden können. Auch dieser Punkt ist für viele Unternehmen eine Grundvoraussetzung für einen eventuellen unternehmensweiten Roll-Out.

Skalierbarkeit

In Punkto großen Datenmengen kann Celonis sich sehen lassen. Allein für „Uber“ verarbeitet die Cloud rund 50 Millionen Datensätze, wobei ein einzelner mehrere Terabyte (TB) groß sein kann. Der größte einzelne Datenblock, den Celonis analysiert, beträgt wohl etwas über 50 TB. Celonis bietet somit Process Mining, zeitgerecht im Bereich Big Data an und kann daher auch viele große renommierten Unternehmen zu seinen Kunden zählen, wie zum Beispiel Siemens, ABB oder BMW. Doch wie erweiterbar und flexibel sind die erstellten Datenmodelle? An diesem Punkt konnte ich keine Schwierigkeiten feststellen. Celonis bietet ein übersichtlich gestaltetes Userinterface, welches das Datenmodell mit seinen Tabellen und Beziehungen sauber darstellt. Modelliert wird mit SQL-Befehlen, wodurch eine zusätzliche Abfragesprache entfällt. Der von Celonis gewählte SQL-Dialekt ist Vertica. Dieser ist keineswegs begrenzt und bietet die ausreichende Tiefe, welche an dieser Stelle benötigt wird. Die Erweiterbarkeit sowie die Flexibilität der Datenmodelle wird somit ausschließlich von der Arbeit des Data Engineer bestimmt und in keiner Weise durch Celonis selbst eingeschränkt. Durch das Zurückgreifen auf die Abfragesprache SQL, kann bei der Modellierung auf eine sehr breite Community zurückgegriffen werden. Darüber hinaus können bestehende SQL-Skripte eingefügt und leicht angepasst werden. Und auch die Suche nach einem geeigneten Data Engineer gestaltet sich dadurch praktisch, da SQL eine der meistbeherrschten Abfragesprachen ist.

Zukunftsfähigkeit

Machine Learning umfasst Data Mining und Predictive Analytics und findet vermehrt den Einzug ins Process Mining. Auch ist es längst ein wesentlicher Bestandteil von Celonis. So basiert z. B. das Feature „Conformance“ auf Machine Learning Algorithmen, welche zu den identifizierten Prozessabweichungen den Einfluss auf das Geschäft berechnen. Aber auch Lösungen zu den Identifizierten Problemen werden von Verfahren des maschinellen Lernens dem Benutzer vorgeschlagen. Was zusätzlich in Sachen Machine Learning von Celonis noch bereitgestellt wird, ist die sogenannte Machine-Learning-Workbench, welche in die Intelligent Business Cloud integriert ist. Hier können eigene Anwendungen mit Machine Learning auf Basis der Event-Log Daten entwickelt und eingesetzt werden, um z. B. Vorhersagen zu Lieferzeiten treffen zu können.

Task Mining ist einer der nächsten Schritte im Bereich Process Mining, der den Detailgrad für Analysen von Prozessen bis hin zu einzelnen Aufgaben auf Mausklick-Ebene erhöht. Im Oktober 2019 hatte Celonis bereits angekündigt, dass die Intelligent Business Cloud um eben diese neue Technik der Datenerhebung und -analyse erweitert wird. Die beiden Methoden Prozess Analyse und Task Mining ergänzen sich ausgezeichnet. Stelle ich in der Prozess Analyse fest, dass sich eine bestimmte Aktivität besonders negativ auf meine gewünschte Performance auswirkt (z. B. Zeit), können mit Task Mining diese Aktivität genauer untersuchen und die möglichen Gründe sehr granular betrachten. So kann ich evtl. feststellen das Mitarbeiter bei einer bestimmten Art von Anfrage sehr viel Zeit in Salesforce verbringen, um Informationen zu sammeln. Hier liegt also viel Potential versteckt, um den gesamten Prozess zu verbessern. In dem z.B. die Informationsbeschaffung erleichtert wird oder evtl. der Anfragetyp optimiert wird, kann dieses Potential genutzt werden. Auch ist Task Mining die ideale Grundlage zur Formulierung von RPA-Lösungen.

Ebenfalls entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Process Mining ist die Möglichkeit, Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Geschäftsprozesse zu erkennen. Häufig sind diese untrennbar miteinander verbunden und der Output eines Prozesses bildet den Input für einen anderen. Mit prozessübergreifenden Multi-Event Logs bietet Celonis die Möglichkeit, genau diese Verbindungen aufzuzeigen. So entsteht ein einheitliches Prozessmodell für das gesamte Unternehmen. Und das unter bestimmten Voraussetzungen auch in nahezu Echtzeit.

Werden die ersten Entwicklungen im Bereich Machine Learning und Task Mining von Celonis weiter ausgebaut, ist Celonis weiterhin auf einem zukunftssicheren Weg. Unternehmen, die vor allem viel Wert auf Enterprise-Readiness und eine intensive Weiterentwicklung legen, dürften mit Celonis auf der sicheren Seite sein.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung der Enterprise Version wird von Celonis nicht transparent kommuniziert. Angeboten werden verschiedene kostenpflichtige Lösungspakete, welche sich aus den Anforderungen eines Projektes ergeben.  Generell stufe ich die Celonis Enterprise Version als Premium Produkt ein. Dies liegt auch daran, weil die Basisausführung der Celonis Enterprise Version bereits sehr umfänglich ist und neben der Software Subscription standardmäßig auch mit Wartung und Support kommt. Zusätzlich steckt mittlerweile sehr viel Entwicklungsarbeit in der Celonis Process Mining Plattform, welche weit über klassische Process Discovery Solutions hinausgeht.  Für kleinere Unternehmen mit begrenztem Budget gibt es daher zwischen der kostenfreien Snap Version und den Basis Paketen der Enterprise Version oft keine Interimslösung.

Fazit

Insgesamt stellt Celonis ein unabhängiges und leistungsstarkes Process Mining Tool in der Cloud bereit. Gehört die Cloud zur Unternehmensstrategie, ist man bei Celonis an der richtigen Adresse. Die „prebuild Process-Connectors“ und die vordefinierten Analysen können ein Process Mining Projekt signifikant beschleunigen und somit die Time-to-Value lukrativ verkürzen. Die Analyse Tools sind leicht bedienbar und schaffen dank integrierter Machine Learning Algorithmen Optimierungspotentiale. Positiv ist auch zu bewerten, dass Celonis ohne speziellen Syntax auskommt und mittelmäßige SQL-Fähigkeiten somit völlig ausreichend sind, um Prozessanalysen vollumfänglich durchzuführen. Diesen vielen positiven Aspekten steht eigentlich nur die hohe Preisgestaltung für die Enterprise Version gegenüber. Ob diese im Einzelfall gerechtfertigt ist, sollte situationsabhängig evaluiert werden. Sicherlich richtet sich Celonis Enterprise in erster Linie an größere Unternehmen, welche komplexe Prozesse mit hohen Datenvolumina analysieren möchte.  Mit Celonis-Snap können jedoch auch kleine Unternehmen und Start-ups einen begrenzten Einblick in dieses gut gelungene Process Mining Tool erhalten.

Process Mining Tools – Artikelserie

Process Mining ist nicht länger nur ein Buzzword, sondern ein relevanter Teil der Business Intelligence. Process Mining umfasst die Analyse von Prozessen und lässt sich auf alle Branchen und Fachbereiche anwenden, die operative Prozesse haben, die wiederum über operative IT-Systeme erfasst werden. Um die zunehmende Bedeutung dieser Data-Disziplin zu verstehen, reicht ein Blick auf die Entwicklung der weltweiten Datengenerierung aus: Waren es 2010 noch 2 Zettabytes (ZB), sind laut Statista für das Jahr 2020 mehr als 50 ZB an Daten zu erwarten. Für 2025 wird gar mit einem Bestand von 175 ZB gerechnet.

Hier wird das Datenvolumen nach Jahren angezeit

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des weltweiten Datenvolumen (Stand 2018). Quelle: https://www.statista.com/statistics/871513/worldwide-data-created/

Warum jetzt eigentlich Process Mining?

Warum aber profitiert insbesondere Process Mining von dieser Entwicklung? Der Grund liegt in der Unordnung dieser Datenmenge. Die Herausforderung der sich viele Unternehmen gegenübersehen, liegt eben genau in der Analyse dieser unstrukturierten Daten. Hinzu kommt, dass nahezu jeder Prozess Datenspuren in Informationssystemen hinterlässt. Die Betrachtung von Prozessen auf Datenebene birgt somit ein enormes Potential, welches in Anbetracht der Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Was war nochmal Process Mining?

Process Mining ist eine Analysemethodik, welche dazu befähigt, aus den abgespeicherten Datenspuren der Informationssysteme eine Rekonstruktion der realen Prozesse zu schaffen. Diese Prozesse können anschließend als Prozessflussdiagramm dargestellt und ausgewertet werden. Die klassischen Anwendungsfälle reichen von dem Aufspüren (Discovery) unbekannter Prozesse, über einen Soll-Ist-Vergleich (Conformance) bis hin zur Anpassung/Verbesserung (Enhancement) bestehender Prozesse. Mittlerweile setzen viele Firmen darüber hinaus auf eine Integration von RPA und Data Science im Process Mining. Und die Analyse-Tiefe wird zunehmen und bis zur Analyse einzelner Klicks reichen, was gegenwärtig als sogenanntes „Task Mining“ bezeichnet wird.

Hier wird ein typischer Process Mining Workflow dargestellt

Abbildung 2 zeigt den typischen Workflow eines Process Mining Projektes. Oftmals dient das ERP-System als zentrale Datenquelle. Die herausgearbeiteten Event-Logs werden anschließend mittels Process Mining Tool visualisiert.

In jedem Fall liegt meistens das Gros der Arbeit auf die Bereitstellung und Vorbereitung der Daten und der Transformation dieser in sogenannte „Event-Logs“, die den Input für die Process Mining Tools darstellen. Deshalb arbeiten viele Anbieter von Process Mining Tools schon länger an Lösungen, um die mit der Datenvorbereitung verbundenen zeit -und arbeitsaufwendigen Schritte zu erleichtern. Während fast alle Tool-Anbieter vorgefertigte Protokolle für Standardprozesse anbieten, gehen manche noch weiter und bieten vollumfängliche Plattform Lösungen an, welche eine effiziente Integration der aufwendigen ETL-Prozesse versprechen. Der Funktionsumfang der Process Mining Tools geht daher mittlerweile deutlich über eine reine Darstellungsfunktion hinaus und deckt ggf. neue Trends sowie optimierte Einsteigerbarrieren mit ab.

Motivation dieser Artikelserie

Die Motivation diesen Artikel zu schreiben liegt nicht in der Erläuterung der Methode des Process Mining. Hierzu gibt es mittlerweile zahlreiche Informationsquellen. Eine besonders empfehlenswerte ist das Buch „Process Mining“ von Will van der Aalst, einem der Urväter des Process Mining. Die Motivation dieses Artikels liegt viel mehr in der Betrachtung der zahlreichen Process Mining Tools am Markt. Sehr oft erlebe ich als Data-Consultant, dass Process Mining Projekte im Vorfeld von der Frage nach dem „besten“ Tool dominiert werden. Diese Fragestellung ist in Ihrer Natur sicherlich immer individuell zu beantworten. Da individuelle Projekte auch einen individuellen Tool-Einsatz bedingen, beschäftige ich mich meist mit einem großen Spektrum von Process Mining Tools. Daher ist es mir in dieser Artikelserie ein Anliegen einen allgemeingültigen Überblick zu den üblichen Process Mining Tools zu erarbeiten. Dabei möchte ich mich nicht auf persönliche Erfahrungen stützen, sondern die Tools anhand von Testdaten einem praktischen Vergleich unterziehen, der für den Leser nachvollziehbar ist.

Um den Umfang der Artikelserie zu begrenzen, werden die verschiedenen Tools nur in Ihren Kernfunktionen angewendet und verglichen. Herausragende Funktionen oder Eigenschaften der jeweiligen Tools werden jedoch angemerkt und ggf. in anderen Artikeln vertieft. Das Ziel dieser Artikelserie soll sein, dem Leser einen ersten Einblick über die am Markt erhältlichen Tools zu geben. Daher spricht dieser Artikel insbesondere Einsteiger aber auch Fortgeschrittene im Process Mining an, welche einen Überblick über die Tools zu schätzen wissen und möglicherweise auch mal über den Tellerand hinweg schauen mögen.

Die Tools

Die Gruppe der zu betrachteten Tools besteht aus den folgenden namenhaften Anwendungen:

Die Auswahl der Tools orientiert sich an den „Market Guide for Process Mining 2019“ von Gartner. Aussortiert habe ich jene Tools, mit welchen ich bisher wenig bis gar keine Berührung hatte. Diese Auswahl an Tools verspricht meiner Meinung nach einen spannenden Einblick von verschiedene Process Mining Tools am Markt zu bekommen.

Die Anwendung in der Praxis

Um die Tools realistisch miteinander vergleichen zu können, werden alle Tools die gleichen Datengrundlage benutzen. Die Datenbasis wird folglich über die gesamte Artikelserie hinweg für die Darstellungen mit den Tools genutzt. Ich werde im nächsten Artikel explizit diese Datenbasis kurz erläutern.

Das Ziel der praktischen Untersuchung soll sein, die Beispieldaten in die verschiedenen Tools zu laden, um den enthaltenen Prozess zu visualisieren. Dabei möchte ich insbesondere darauf achten wie bedienbar und anpassungsfähig/flexibel die Tools mir erscheinen. An dieser Stelle möchte ich eindeutig darauf hinweisen, dass dieser Vergleich und seine Bewertung meine Meinung ist und keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit beansprucht. Da der Markt in Bewegung ist, behalte ich mir ferner vor, diese Artikelserie regelmäßig anzupassen.

Die Kriterien

Neben der Bedienbarkeit und der Anpassungsfähigkeit der Tools möchte ich folgende zusätzliche Gesichtspunkte betrachten:

  • Bedienbarkeit: Wie leicht gehen die Analysen von der Hand? Wie einfach ist der Einstieg?
  • Anpassungsfähigkeit: Wie flexibel reagiert das Tool auf meine Daten und Analyse-Wünsche?
  • Integrationsfähigkeit: Welche Schnittstellen bringt das Tool mit? Läuft es auch oder nur in der Cloud?
  • Skalierbarkeit: Ist das Tool dazu in der Lage, auch große und heterogene Daten zu verarbeiten?
  • Zukunftsfähigkeit: Wie steht es um Machine Learning, ETL-Modeller oder Task Mining?
  • Preisgestaltung: Nach welchem Modell bestimmt sich der Preis?

Die Datengrundlage

Die Datenbasis bildet ein Demo-Datensatz der von Celonis für die gesamte Artikelserie netter Weise zur Verfügung gestellt wurde. Dieser Datensatz bildet einen Versand Prozess vom Zeitpunkt des Kaufes bis zur Auslieferung an den Kunden ab. In der folgenden Abbildung ist der Soll Prozess abgebildet.

Hier wird die Variante 1 der Demo Daten von Celonis als Grafik dargestellt

Abbildung 4 zeigt den gewünschten Versand Prozess der Datengrundlage von dem Kauf des Produktes bis zur Auslieferung.

Die Datengrundlage besteht aus einem 60 GB großen Event-Log, welcher lokal in einer Microsoft SQL Datenbank vorgehalten wird. Da diese Tabelle über 600 Mio. Events beinhaltet, wird die Datengrundlage für die Analyse der einzelnen Tools auf einen Ausschnitt von 60 Mio. Events begrenzt. Um die Performance der einzelnen Tools zu testen, wird jedoch auf die gesamte Datengrundlage zurückgegriffen. Der Ausschnitt der Event-Log Tabelle enthält 919 verschiedene Varianten und weisst somit eine ausreichende Komplexität auf, welche es mit den verschiednene Tools zu analysieren gilt.

Folgender Veröffentlichungsplan gilt für diese Artikelserie und wird mit jeder Veröffentlichung verlinkt:

  1. Celonis
  2. PAFnow
  3. MEHRWERK
  4. Fluxicon Disco
  5. Lana Labs (erscheint demnächst)
  6. Signavio (erscheint demnächst)
  7. Process Gold (erscheint demnächst)
  8. Aris Process Mining der Software AG (erscheint demnächst)

Artikelserie: BI Tools im Vergleich – Tableau

Dies ist ein Artikel der Artikel-Serie “BI Tools im Vergleich – Einführung und Motivation“. Solltet ihr gerade erst eingestiegen sein, dann schaut euch ruhig vorher einmal die einführenden Worte und die Ausführungen zur Datenbasis an. Power BI machte den Auftakt und ihr findet den Artikel hier.

Lizenzmodell

Tableau stellt seinen Kunden zu allererst vor die Wahl, wo und von wem die Infrastruktur betrieben werden soll. Einen preislichen Vorteil hat der Kunde bei der Wahl einer selbstverwaltenden Lösung unter Nutzung von Tableau Server. Die Alternative ist eine Cloud-Lösung, bereitgestellt und verwaltet von Tableau. Bei dieser Variante wird Tableau Server durch Tableau Online ersetzt, wobei jede dieser Optionen die gleichen Funktionalitäten mit sich bringen. Bereits das Lizenzmodell definiert unterschiedliche Rollen an Usern, welche in drei verschiedene Lizenztypen unterteilt und unterschiedlich bepreist sind (siehe Grafik). So kann der User die Rolle eines Creators, Explorers oder Viewers einnehmen.Der Creator ist befähigt, alle Funktionen von Tableau zu nutzen, sofern ein Unternehmen die angebotenen Add-ons hinzukauft. Die Lizenz Explorer ermöglicht es dem User, durch den Creator vordefinierte Datasets in Eigenregie zu analysieren und zu visualisieren. Demnach obliegt dem Creator, und somit einer kleinen Personengruppe, die Datenbereitstellung, womit eine Single Source of Truth garantiert werden soll. Der Viewer hat nur die Möglichkeit Berichte zu konsumieren, zu teilen und herunterzuladen. Wobei in Bezug auf Letzteres der Viewer limitiert ist, da dieser nicht die kompletten zugrundeliegenden Daten herunterladen kann. Lediglich eine Aggregation, auf welcher die Visualisierung beruht, kann heruntergeladen werden. Ein Vergleich zeigt die wesentlichen Berechtigungen je Lizenz.

Der Einstieg bei Tableau ist für Organisationen nicht unter 106 Lizenzen (100 Viewer, 5 Explorer, 1 Creator) möglich, und Kosten von mindestens $1445 im Monat müssen einkalkuliert werden.

Wie bereits erwähnt, existieren Leistungserweiterungen, sogennante Add-ons. Die selbstverwaltende Alternative unter Nutzung von Tableau Server (hosted by customer) kann um das Tableau Data Management Add‑on und das Server Management Add‑on erweitert werden. Hauptsächlich zur Serveradministration, Datenverwaltung und -bereitstellung konzipiert sind die Features in vielen Fällen entbehrlich. Für die zweite Alternative (hosted by Tableau) kann der Kunde ebenfalls das Tableau Data Management Add‑on sowie sogenannte Resource Blocks dazu kaufen. Letzteres lässt bereits im Namen einen kapazitätsabhängigen Kostenfaktor vermuten, welcher zur Skalierung dient. Die beiden Add‑ons wiederum erhöhen die Kosten einer jeden Lizenz, was erhebliche Kostensteigerungen mit sich bringen kann. Das Data Management Add‑on soll als Beispiel die Kostenrelevanz verdeutlichen. Es gelten $5,50 je Lizenz für beide Hosting Varianten. Ein Unternehmen bezieht 600 Lizenzen (50 Creator, 150 Explorer und 400 Viewer) und hosted Tableau Server auf einer selbstgewählten Infrastruktur. Beim Zukauf des Add‑ons erhöht sich die einzelne Viewer-Lizenz bei einem Basispreis von $12 um 46%. Eine nicht unrelevante Größe bei der Vergabe neuer Viewer-Lizenzen, womit sich ein jedes Unternehmen mit Wachstumsambitionen auseinandersetzen sollte. Die Gesamtkosten würden nach geschilderter Verteilung der Lizenzen um 24% steigen (Anmerkung: eventuelle Rabatte sind nicht mit einbezogen). Die Tatsache, dass die Zuschläge für alle Lizenzen gelten, kann zumindest kritisch hinterfragt werden.

Ein weiterer, anfangs oft unterschätzter Kostenfaktor ist die Anzahl der Explorer-Lizenzen. Das Verhältnis der Explorer-Lizenzen an der Gesamtanzahl wächst in vielen Fällen mittelfristig nach der Einführungsphase stark an. Häufig wird Tableau als eine neue State of the Art Reporting Lösung mit schönen bunten Bildern betrachtet und dessen eigentliche Stärke, die Generierung von neuen Erkenntnissen mittels Data Discovery, wird unterschätzt. Hier kommt die Explorer Lizenz ins Spiel, welche ca. das Dreifache einer Viewer Lizenz kostet und den User befähigt, tiefer in die Daten einzusteigen.

Nichtdestotrotz kann man behaupten, dass das Lizenzmodell sehr transparent ist. Tableau selbst wirbt damit, dass keine versteckten Kosten auf den Kunden zukommen. Das Lizenzmodell ist aber nicht nur auf die Endkunden ausgerichtet, sondern bietet mit Tableau Server auch ein besonders auf Partner ausgerichtetes Konzept an. Serviceanbieter können so Lizenzen erwerben und in das eigene Angebot zu selbst gewählten Konditionen aufnehmen. Eine Server Instanz reicht aus, da das Produkt auch aus technischer Sicht mit sogenannten Sites auf verschiedene Stakeholder ausgerichtet werden kann.

Community & Features von anderen Entwicklern

Die Bedeutung einer breiten Community soll hier noch einmal hervorgehoben werden. Für Nutzer ist der Austausch über Probleme und Herausforderungen sowie technischer und organisatorischer Art äußerst wichtig, und auch der Softwarehersteller profitiert davon erheblich. Nicht nur, dass der Support teilweise an die eigenen Nutzer abgegeben wird, auch kann der Anbieter bestehende Features zielgerichteter optimieren und neue Features der Nachfrage anpassen. Somit steht die Tableau Community der Power BI Community in nichts nach. Zu den meisten Themen wird man schnell fündig in diversen Foren wie auch auf der Tableau Webseite. Es existiert die klassische Community Plattform, aber auch eine Tableau Besonderheit: Tableau Public. Es handelt sich hierbei um eine kostenlose Möglichkeit eine abgespeckte Version von Tableau zu nutzen und Inhalte auf der gleichnamigen Cloud zu veröffentlichen. Ergänzend sind etliche Lernvideos auf den einschlägigen Seiten fast zu jedem Thema zu finden und komplettieren das Support-Angebot.

Zusätzlich bietet Tableau sogenannte Admin-Tools aus eigenem Hause an, welche als Plug ins eingebunden werden können. Tableau unterscheidet dabei zwischen Community Supported Tools (z.B. TabMon) und Tableau Supported Tools (z.B. Tabcmd).

Ebenfalls bietet Tableau seit der Version 2018.2 dritten Entwicklern eine sogenannte Extensions API an und ermöglicht diesen damit, auf Basis der Tableau-Produkte eigene Produkte zu entwickeln. Erst kürzlich wurde mit Sandboxed Extensions in der Version 2019.4 ein wesentlicher Schritt hin zu einer höheren Datensicherheit gemacht, so dass es zukünftig zwei Gruppen von Erweiterungen geben wird. Die erste und neue Gruppe Sandboxed Extensions beinhaltet alle Erweiterungen, bei denen die Daten das eigene Netzwerk bzw. die Cloud nicht verlassen. Alle übrigen Erweiterungen werden in der zweiten Gruppe Network-Enabled Extensions zusammengefasst. Diese kommunizieren wie gehabt mit der Außenwelt, um den jeweiligen Service bereitzustellen.

Grundsätzlich ist Tableau noch zurückhaltend, wenn es um Erweiterungen des eigenen Produktportfolios geht. Deshalb ist die Liste mit insgesamt 37 Erweiterungen von 19 Anbietern noch recht überschaubar.

Daten laden & transformieren

Bevor der Aufbau der Visualisierungen beginnen kann, müssen die Daten fehlerfrei in Logik und in Homogenität in das Tool geladen werden. Zur Umsetzung dieser Anforderungen bietet sich ein ETL Tool an, und mit der Einführung von Tableau Prep Builder im April 2018 gibt der Softwareentwickler dem Anwender ein entsprechendes Tool an die Hand. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen und die Bedienung ist sogar Analysten ohne Kenntnisse von Programmiersprachen möglich. Natürlich verfügen die zur Visualisierung gedachten Tools im Produktsortiment (Tableau Desktop, Server und Online) ebenfalls über (gleiche) Werkzeuge zur Datenmanipulierung. Jedoch verfügt Tableau Prep Builder dank seiner erweiterten Visualisierungen zur Transformation und Zusammenführung von Daten über hervorragende Werkzeuge zur Überprüfung und Analyse der Datengrundlage sowie der eigenen Arbeit.

Als Positivbeispiel ist die Visualisierung zu den JOIN-Operationen hervorzuheben, welche dem Anwender auf einen Blick zeigt, wie viele Datensätze vom JOIN betroffen sind und letztendlich auch, wie viele Datensätze in die Output-Tabelle eingeschlossen werden (siehe Grafik).

Zur Datenzusammenführung dienen klassische JOIN- und UNION-Befehle und die Logik entspricht den SQL-Befehlen. Das Ziel dabei ist die Generierung einer Extract-Datei und somit einer zweidimensionalen Tabelle für den Bau von Visualisierungen.

Exkurs – Joins in Power BI:

Erst bei der Visualisierung führt Power BI (im Hintergrund) die Daten durch Joins verschiedener Tabellen zusammen, sofern man vorher ein Datenmodell fehlerfrei definiert hat und die Daten nicht bereits mittels Power Query zusammengeführt hat.

Alternativ können auch diverse Datenquellen in das Visualisierungstool geladen und entsprechend des Power BI-Ansatzes Daten zusammengeführt werden. Dieses sogenannte Data Blending rückt seit der Einführung von Tableau Prep Builder immer mehr in den Hintergrund und Tableau führt die User auch hin zu einer weiteren Komponente: Tableau Prep Conductor. Es ist Bestandteil des bereits erwähnten, kostenpflichtigen Tableau Data Management Add-ons und ergänzt die eingeschränkte Möglichkeit, in Tableau Prep Builder automatisierte Aktualisierungen zu planen.

Kalkulationen können, wie auch bei Power BI, teilweise über ein Userinterface (UI) getätigt werden. Jedoch bietet das UI weniger Möglichkeiten, die wirklich komplizierten Berechnungen vorzunehmen, und der User wird schneller mit der von Tableau entwickelten Sprache konfrontiert. Drei Kategorien von Berechnungen werden unterschieden:

  • Einfache Berechnungen
  • Detailgenauigkeits-Ausdrücke (Level of Detail, LOD)
  • Tabellenberechnungen

Es gibt zwei wesentliche Fragestellungen bei der Auswahl der Berechnungsmethode.

1. Was soll berechnet werden? => Detailgenauigkeit?

Diese Frage klingt auf den ersten Blick simpel, kann aber komplexe Ausmaße annehmen. Tableau gibt hierzu aber einen guten Leitfaden für den Start an die Hand.

2. Wann soll berechnet werden?

Die Wahl der Berechnungsmethode hängt auch davon ab, wann welche Berechnung von der Software durchgeführt wird. Die Reihenfolge der Operationen zeigt die folgende Grafik.

Man braucht einiges an Übung, bis man eine gewisse Selbstsicherheit erlangt hat. Deshalb ist ein strukturiertes Vorgehen für komplexe Vorhaben ratsam.

Daten laden & transformieren: AdventureWorks2017Dataset

Wie bereits im ersten Artikel beschrieben, ist es nicht sehr sinnvoll, ein komplettes Datenmodell in ein BI-Tool zu laden, insbesondere wenn man nur wenige Informationen aus diesem benötigt. Ein für diese Zwecke angepasster View in der Datenbasis wäre aus vielerlei Hinsicht näher an einem Best Practice-Vorgehen. Nicht immer hat man die Möglichkeit, Best Practice im Unternehmen zu leben => siehe Artikel 1 der Serie.

Erst durch die Nutzung von Tableau Prep wurde die komplexe Struktur der Daten deutlich. In Power BI fiel bei der Bereitstellung der Tabellen nicht auf, dass die Adressdaten zu den [Store Contact] nicht in der Tabelle [Adress] zu finden sind. Erst durch die Nutzung von Tableau Prep und einer Analyse zu den Joins, zeigte das Fehlen zuvor genannter Adressen für Stores auf. Weiterhin zeigte die Analyse des Joins von Handelswaren und dazugehöriger Lieferanten auch eine m:n Beziehung auf und somit eine Vervielfachung der Datensätze der output Tabelle.

Kurzum: Tableau Prep ist ein empfehlenswertes Tool, um die Datenbasis schnell zu durchdringen und aufwendige Datenbereitstellungen vorzunehmen.

Daten visualisieren

Erwartungsgemäß sind im Vergleich zwischen Tableau und Power BI einige Visualisierungen leichter und andere dagegen schwerer aufzubauen. Grundsätzlich bieten beide Tools einige vorprogrammierte Visualisierungsobjekte an, welche ohne großen Aufwand erstellt werden können. Interessant wird es beim Vergleich der Detailgenauigkeit der Visualisierungen, wobei es nebensächlich ist, ob es sich dabei um ein Balken- oder Liniendiagramm handelt.

Hands on! Dazu lädt Tableau ein, und das ist auch der beste Weg, um sich mit der Software vertraut zu machen. Für einen einfacheren Start sollte man sich mit zwei wesentlichen Konzepten vertraut machen:

Reihenfolge der Operationen

Yep! Wir hatten das Thema bereits. Ein Blick auf die Grafik beim Basteln einzelner Visualisierungen kann helfen! Jeder Creator und Explorer sollte sich vorher mit der Reihenfolge von Operationen vertraut machen. Das Konzept ist nicht selbsterklärend und Fehler fallen nicht sofort auf. Schaut einmal HIER rein! Tableau hat sich eine Stunde Zeit genommen, um das Konzept anhand von Beispielen zu erklären.

Starre Anordnung von Elementen

Visualisierungen werden erst in einem extra Arbeitsblatt entworfen und können mit anderen Arbeitsblättern in einem Dashboard verbaut werden. Die Anordnung der Elemente auf dem Dashboard kann frei erfolgen und/oder Elemente werden in einer Objekthierarchie abgelegt. Letzteres eignet sich gut für den Bau von Vorlagen und ist somit eine Stärke von Tableau. Das Vorgehen dabei ist nicht trivial, das heißt ein saloppes Reinschmeißen von Visualisierungen führt definitiv nicht zum Ziel.
Tim erklärt ziemlich gut, wie man vorgehen kann => HIER.

Tableau ist aus der Designperspektive limitiert, weshalb das Endergebnis, das Dashboard,  nicht selten sehr eckig und kantig aussieht. Einfache visuelle Anpassungen wie abgerundete Kanten von Arbeitsblättern/Containern sind nicht möglich. Designtechnisch hat Tableau daher noch Luft nach oben!

Fazit

Der Einstieg für kleine Unternehmen mit Tableau ist nur unter sehr hohem Kostenaufwand möglich, aufgrund von preisintensiven Lizenzen und einer Mindestabnahme an Lizenzen. Aber auch bei einem hohen Bedarf an Lizenzen befindet sich Tableau im höheren Preissegment. Jedoch beinhalten Tableaus Lizenzgebühren bereits Kosten, welche bei der Konkurrenz erst durch die Nutzung ersichtlich werden, da bei ihnen die Höhe der Kosten stärker von der beanspruchten Kapazität abhängig ist. Tableau bietet seinen Kunden damit eine hohe Transparenz über ein zwar preisintensives, aber sehr ausgereiftes Produktportfolio.

Tableau legt mit einer lokalen Option, welche die gleichen Funktionalitäten beinhaltet wie die cloudbasierte Alternative, ein Augenmerk auf Kunden mit strengen Data Governance-Richtlinien. Sandboxed Extensions sind ein weiteres Beispiel für das Bewusstsein für eine hohe Datensicherheit. Jedoch ist das Angebot an Extensions, also das Angebot dritter Entwickler, ausbaufähig. Eine breit aufgestellte Community bietet nicht nur dritten Entwicklern eine gute Geschäftsgrundlage, sondern auch Nutzern zu fast jedem Thema eine Hilfestellung.

Tableau Prep Builder => TOP!

Mit diesem Tool kann die Datengrundlage super einfach analysiert werden und Datenmanipulationen sind einfach durchzuführen. Die Syntax und die Verwendung von Berechnungen bedarf einiger Übung, aber wenn man die wesentlichen Konzepte verstanden hat, dann sind Berechnungen schnell erstellt.

Ein Dashboard kann zu 90 % in fast jedem Tool gleich aussehen. Der Weg dorthin ist oft ein anderer und je nach Anforderung bei einem Tool leichter als bei einem anderen. Tableau bietet ein komplexes Konzept, sodass auch die außergewöhnlichsten Anforderungen erfüllt werden können. Jedoch ist das zugrundliegende Design oft sehr kantig und nicht immer zeitgemäß.

Fortsetzung folgt… MicroStrategy