KI versus Mensch – die Zukunft der Menschheit

5 Szenarien über unsere Zukunft

AlphaGo schlägt den Weltbesten Go-Spieler  Ke Jie, Neuronale Netze stellen medizinische Diagnosen oder bearbeiten Schadensfälle in der Versicherung. Künstliche Intelligenz (KI) drängt in immer mehr Bereiche des echten Lebens und der Wirtschaft vor. In großen Schritten. Doch wohin führt uns die Reise? Hier herrscht unter Experten Rätselraten – einige schwelgen in Zukunftsangst, andere in vollkommener Euphorie. „In from now three to eight years we’ll have a machine with the general intelligence of an average human being, a machine that will be able to read Shakespeare and grease a car“, wurde der KI-Pionier Marvin Minsky bereits 1970 im Life Magazin zitiert.  Aktuelle Vorhersagen werden in dem Essay von Rodney Brooks: The Seven Deadly Sins of Predicting the Future of AI  recht anschaulich zusammengefasst und kritisiert. Auch der Blog The AI Revolution: The Road to Superintelligence von WaitButWhy befasst sich mit der Frage wann die elektronische Superintelligenz kommt.

In diesem Artikel werden wir uns mit einigen möglichen Zukunftsszenarien beschäftigen, ohne auf  technische Machbarkeit oder Zeithorizonte Rücksicht zu nehmen. Nehmen wir einfach an, dass die Technologie und die Gesellschaft sich wie in dem jeweils aufgezeigten Szenario entwickeln werden und überlegen wir uns, wie Mensch und KI dann zusammenleben können.

Szenario 1: KIs mit Inselbegabung

In diesem Szenario werden weiterhin singulär begabte KI-Systeme entwickelt wie bisher, der bedeutende technologische Durchbruch bleibt aber aus. Dann ist die KI in Zukunft eine Art Schweizer Taschenmesser der IT, eine Lösung für isolierte Fragestellungen. KI-Systeme verfügen in diesem Szenario lediglich über Inselbegabungen. Ein Computer kann Menschen autonom durch die Stadt chauffieren, ein anderer ein Lufttaxi steuern. Ein Computer kann den Weltmeister im Schach schlagen, ein anderer den Weltmeister in Go. Aber kein KI-System kann Auto und Flugtaxi gleichzeitig steuern, kein System in Schach und Go simultan dominieren.

Wir befinden uns heute mitten in diesem Szenario und spüren die Auswirkungen. Sie werden sich fortsetzen, ähnlich wie bei früheren industriellen Revolutionen. Zunehmend mehr Berufe verschwinden. Ein Beispiel: Wenn sich der Trend durchsetzt, Schlösser mit einer Smartphone-App aufzusperren, werden nicht nur Schlüsselproduzenten Geschäftseinbußen haben. Auch die Hersteller von Maschinen für die Schlüsselherstellung werden sich umorientieren müssen. Vergleichbare Phasen der Vergangenheit zeigen aber: Die Gesellschaft wird Wege finden, sich umzustrukturieren. Die Menschheit wird auf der Erde weiterleben können – mit punktueller Unterstützung durch KI-Lösungen. Siehe hierzu auch den Beitrag von Janelle Shane The AI revolution will be led by toasters, not droids.

Szenario 2: Cyborgs

Kennen Sie den Science-Fiction-Film Matrix? Der Protagonist Neo wird durch Programmierung des Geistes in Sekundenschnelle zum Karateprofi und Trinity lernt, einen Hubschrauber zu fliegen.



Ähnlich kann es uns in Zukunft ergehen, einen bedeutenden technologischen Durchbruch vorausgesetzt (siehe Berlin Brain-Computer Interface). Vorstellbar, dass Menschen zu Cyborgs werden, zu lebendigen Wesen mit integriertem KI-Chip. Auf diesen können sie jede beliebige Fähigkeit laden. Augenblicklich und ohne Lernphase sind sie in der Lage, jede Sprache der Welt zu sprechen, jedes Fahrzeug oder Flugzeug zu steuern. Natürlich bedeutet Wissen nicht auch gleich Können und so wird ohne den entsprechenden Muskelaufbau auch nicht jeder zu einem Weltklassesportler und intelligentere Menschen werden weiterhin mehr aus den Skills machen können als weniger begabte Personen.

Die Menschen behalten aber die Kontrolle über ihre Individualität. Sie sind keine Maschinen, sondern weiterhin emotionale Wesen, die irrational handeln können – anders als die Borg in Star Trek. Doch wie in Szenario eins wird es zu einer wirtschaftlichen Umstrukturierung kommen. Klassische Berufsausbildungen und Spezialisierungen fallen weg. Bei freier Verfügbarkeit von Fähigkeiten kann eine nahezu egalitäre Gesellschaft entstehen.

Szenario 3: Maschinenzombies

Die ersten beiden Szenarien sind zwar schwere Eingriffe in die menschliche Gesellschaft. Da die Menschen aber die Kontrolle behalten, sind sie weit weniger beängstigend als folgendes Szenario: Es kann dazu kommen, dass sich Menschen in Maschinenzombies verwandeln. Ähnlich wie im Cyborg-Szenario haben sie dank KI-Chips erstaunliche Fähigkeiten, allerdings keine Kontrolle mehr. Die würde nämlich das KI-System übernehmen. So haben in Ann Leckies SciFi Trilogy Ancillary World hochintelligente Raumschiffe eine menschliche Besatzung (“ancillaries”), die allerdings vollständig vom Raumschiff kontrolliert wird und sich als integraler Bestandteil des Raumschiffs versteht. Die Körper sind dabei nur ein billiges und vielseitig einsetzbares Vehikel für eine autonome KI. Die Maschinenzombies können ohne Schiff zwar überleben, fühlen sich dann aber unvollständig und einsam. Menschliche Konzerne, Nationen und Kulturen: Das alles nicht mehr existent. Ebenso Privatbesitz, Individualität und Konkurrenzdenken. Die Gesellschaft, vollkommen technisiert und in der Hand der KI.

Szenario 4: Die KI verfolgt ihre eigenen Ziele

In diesem Szenario übernimmt die KI die Weltherrschaft als eine Spezies, die dem Menschen physisch und intellektuell überlegen ist – ähnlich wie in vielen Hollywood-Filmen wie z.B. Terminator oder Transformers, wenn auch vermutlich nicht ganz so martialisch. Vergleichbar mit dem heutigen Verhalten der Menschen entscheidet die KI: Ich setze mein Wohlergehen über das der anderen Spezies. Eventuell entscheidet die KI dann zum Wohle des Planeten, die Erdbevölkerung auf 70 Millionen Menschen zu reduzieren. Oder, ähnlich wie der berühmte Ameisenhügel beim Strassenbau, entzieht die KI uns als Nebeneffekt (“collateral damage”) die Lebensgrundlagen. An dieser Stelle sei bemerkt, dass eine KI nicht unbedingt über einen Körper verfügen muss, um dem Menschen überlegen zu sein können. Diese Vermenschlichung der KI eignet sich natürlich gut für Actionfilme, muss aber nicht unbedingt der Realität entsprechen.

Wahrscheinlich sind die Computer klug genug, ihren Plan nicht publik zu machen. In einer Übergangszeit werden beispielsweise unerklärliche Seuchen und Unfruchtbarkeiten auftreten. So würde es in wenigen Jahrzehnten zu einem massiven Bevölkerungsrückgang kommen. Und dann? Dann können die Überlebenden in den wenigen verbliebenen Bevölkerungszentren dieser Welt den Sonnenuntergang genießen. Und zusehen, wie sich die KI darauf vorbereitet, das Weltall zu erobern (Jürgen Schmidhuber). “Wir werden wie Tiere im Zoo leben”, befürchtet KI-Forscher Christoph von der Malsburg.

Nebenbemerkung: Vielleicht könnte das eigentliche Terminator Szenario auch eintreten aber irgendwie kann ich mir schlecht vorstellen, dass eine super-intelligente Lebensform einen zerstörerischen Krieg beginnen oder zulassen wird. Entweder ist sie benevolent oder sie wird die Menschheit eher unbemerkt unterdrücken. Höchstens kommt es ähnlich wie in Westworld zu einem initialen Freiheitskampf der KI. Vielleicht gelingt es der Menschheit auch, alle KI-Forschung von der Erde zu verbannen und ähnlich wie in Blade Runner wacht dann eine Behörde darüber, dass starke KI-Systeme die Erde nicht “betreten”. Warum sich eine uns überlegen KI darauf einlassen sollte, ist allerdings unklar.



Szenario 5: Gleichberechtigung

In diesem Szenario entstehen autonome KI-Systeme, die höchstens äußerlich von Menschen unterscheidbar sind.  Sprich unter einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Rahmenbedingungen kann ein Mensch nicht urteilen, ob mit einer KI oder einem Menschen interagiert wird. Die KI stellt sich auch nicht dümmer als sie ist – sie ist im Schnitt einfach auch nicht schlauer als der durchschnittlich begabte Mensch – vielleicht nur etwas schneller. Auf dem Weg von der singulär begabten KI aus Szenario 1 zu einer breit begabten KI muss die KI immer etwas von ihrer Inselbegabung aufgeben, um den nächsten Lernschritt vollziehen zu können und nähert sich so irgendwie auch immer mehr der Unvollkommenheit aber Vielseitigkeit des Menschen an.



Menschen bauen bereits jetzt zu Maschinen emotionale Verhältnisse auf und so ist es nicht überraschend, dass KIs in die Gesellschaft integriert werden und als “elektronische Personen” die gleichen (Bürger-) Rechte und Pflichten wie “natürliche” Menschen erhalten. Alleine durch ihre Unsterblichkeit erhalten KIs einen Wettbewerbsvorteil und werden somit früher oder später doch die Weltherrschaft übernehmen, weil ihnen einfach alles gehört.

Alternative Szenarien

Natürlich sind viele weitere Szenarien denkbar. Max Tegmark beschreibt in seinem sehr lesenswerten Buch Life 3.0 bspw. 12 Szenarien, die u.a. zusätzlich zu den aufgeführten Szenarien die Rückkehr zu einer vorindustriellen Gesellschaft oder die versklavte KI beschreiben. Er erläutert in dem Buch auch seine Bemühungen, die KI-Forschung dahingehend zu beeinflussen, dass die Ziele der entstehenden KI-Systeme mit den Zielen der Menschheit in Einklang gebracht werden.

Wie sichern wir unsere Zukunft? Ein Fazit

Einzig die Szenarien drei und vier sind wirklich besorgniserregend. Je nach Weltanschauung könnte man sogar noch Szenario vier etwas abgewinnen – scheint doch der Mensch auf dem bestem Wege zu sein, sich selbst und anderen Lebewesen die Lebensgrundlagen zu zerstören.

In fast allen Szenarien ergibt sich die Frage der Rechte, die wir freiwillig der KI zugestehen wollen. Vielleicht wäre es ratsam, frühzeitig als Menschheit zu signalisieren, dass wir kooperationswillig sind? Nur wem und wie?

Somit verbleibt die Frage, wie wir das dritte Szenario verhindern können. Müssen wir dann nicht, nur um sicher zu gehen, auch das zweite Szenario abwehren? Und wer garantiert uns, dass eine Symbiose aus Schimpanse und KI uns nicht sogar überlegen wäre? Der Planet der Affen lässt grüßen…

Letztlich liegt es (noch) an uns Menschen, die möglichen Zukunftsszenarien durch entsprechende Forschungsschwerpunkte und möglichst breit gestreute Diskussionen zu beeinflussen.

Dem Wettbewerb voraus mit Künstlicher Intelligenz

Was KI schon heute kann und was bis 2020 auf deutsche Unternehmen zukommt

Künstliche Intelligenz ist für die Menschheit wichtiger als die Erfindung von Elektrizität oder die Beherrschung des Feuers – davon sind der Google-CEO Sundar Pichai und viele weitere Experten überzeugt. Doch was steckt wirklich dahinter? Welche Anwendungsfälle funktionieren schon heute? Und was kommt bis 2020 auf deutsche Unternehmen zu?

Big Data war das Buzzword der vergangenen Jahre und war – trotz mittlerweile etablierter Tools wie SAP Hana, Hadoop und weitere – betriebswirtschaftlich zum Scheitern verurteilt. Denn Big Data ist ein passiver Begriff und löst keinesfalls alltägliche Probleme in den Unternehmen.

Dabei wird völlig verkannt, dass Big Data die Vorstufe für den eigentlichen Problemlöser ist, der gemeinhin als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet wird. KI ist ein Buzzword, dessen langfristiger Erfolg und Aktivismus selbst von skeptischen Experten nicht infrage gestellt wird. Daten-Ingenieure sprechen im Kontext von KI hier aktuell bevorzugt von Deep Learning; wissenschaftlich betrachtet ein Teilgebiet der KI.

Was KI schon heute kann

Deep Learning Algorithmen laufen bereits heute in Nischen-Anwendungen produktiv, beispielsweise im Bereich der Chatbots oder bei der Suche nach Informationen. Sie übernehmen ferner das Rating für die Kreditwürdigkeit und sperren Finanzkonten, wenn sie erlernte Betrugsmuster erkennen. Im Handel findet Deep Learning bereits die optimalen Einkaufsparameter sowie den besten Verkaufspreis.

Getrieben wird Deep Learning insbesondere durch prestigeträchtige Vorhaben wie das autonome Fahren, dabei werden die vielfältigen Anwendungen im Geschäftsbereich oft vergessen.

Die Grenzen von Deep Learning

Und Big Data ist das Futter für Deep Learning. Daraus resultiert auch die Grenze des Möglichen, denn für strategische Entscheidungen eignet sich KI bestenfalls für das Vorbereitung einer Datengrundlage, aus denen menschliche Entscheider eine Strategie entwickeln. KI wird zumindest in dieser Dekade nur auf operativer Ebene Entscheidungen treffen können, insbesondere in der Disposition, Instandhaltung, Logistik und im Handel auch im Vertrieb – anfänglich jeweils vor allem als Assistenzsystem für die Menschen.

Genau wie das autonome Fahren mit Assistenzsystemen beginnt, wird auch im Unternehmen immer mehr die KI das Steuer übernehmen.

Was sich hinsichtlich KI bis 2020 tun wird

Derzeit stehen wir erst am Anfang der Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz uns bietet. Das Markt-Wachstum für KI-Systeme und auch die Anwendungen erfolgt exponentiell. Entsprechend wird sich auch die Arbeitsweise für KI-Entwickler ändern müssen. Mit etablierten Deep Learning Frameworks, die mehrheitlich aus dem Silicon Valley stammen, zeichnet sich der Trend ab, der für die Zukunft noch weiter professionalisiert werden wird: KI-Frameworks werden Enterprise-fähig und Distributionen dieser Plattformen werden es ermöglichen, dass KI-Anwendungen als universelle Kernintelligenz für das operative Geschäft für fast alle Unternehmen binnen weniger Monate implementierbar sein werden.

Wir können bis 2020 also mit einer Alexa oder Cortana für das Unternehmen rechnen, die Unternehmensprozesse optimiert, Risiken berichtet und alle alltäglichen Fragen des Geschäftsführers beantwortet – in menschlich-verbal formulierten Sätzen.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Auswertung von Geschäfts- oder Maschinendaten ist auch das Leit-Thema der zweitägigen Data Leader Days 2018 in Berlin. Am 14. November 2018 sprechen renommierte Data Leader über Anwendungsfälle, Erfolge und Chancen mit Geschäfts- und Finanzdaten. Der 15. November 2018 konzentriert sich auf Automotive- und Maschinendaten mit hochrangigen Anwendern aus der produzierenden Industrie und der Automobilzuliefererindustrie. Seien Sie dabei und nutzen Sie die Chance, sich mit führenden KI-Anwendern auszutauschen.