Erstellen und benutzen einer Geodatenbank

In diesem Artikel soll es im Gegensatz zum vorherigen Artikel Alles über Geodaten weniger darum gehen, was man denn alles mit Geodaten machen kann, dafür aber mehr darum wie man dies anstellt. Es wird gezeigt, wie man aus dem öffentlich verfügbaren Datensatz des OpenStreetMap-Projekts eine Geodatenbank erstellt und einige Beispiele dafür gegeben, wie man diese abfragen und benutzen kann.

Wahl der Datenbank

Prinzipiell gibt es zwei große “geo-kompatible” OpenSource-Datenbanken bzw. “Datenbank-AddOn’s”: Spatialite, welches auf SQLite aufbaut, und PostGIS, das PostgreSQL verwendet.

PostGIS bietet zum Teil eine einfachere Syntax, welche manchmal weniger Tipparbeit verursacht. So kann man zum Beispiel um die Entfernung zwischen zwei Orten zu ermitteln einfach schreiben:

Ort1 <-> Ort2

während dies in Spatialite “nur” mit einer normalen Funktion möglich ist:

Distance(Ort1, Ort2)

Trotztdem wird in diesem Artikel Spatialite (also SQLite) verwendet, da dessen Einrichtung deutlich einfacher ist (schließlich sollen interessierte sich alle Ergebnisse des Artikels problemlos nachbauen können, ohne hierfür einen eigenen Datenbankserver aufsetzen zu müssen).

Der Hauptunterschied zwischen PostgreSQL und SQLite (eigentlich der Unterschied zwischen SQLite und den meissten anderen Datenbanken) ist, dass für PostgreSQL im Hintergrund ein Server laufen muss, an welchen die entsprechenden Queries gesendet werden, während SQLite ein “normales” Programm (also kein Client-Server-System) ist welches die Queries selber auswertet.

Hierdurch fällt beim Aufsetzen der Datenbank eine ganze Menge an Konfigurationsarbeit weg: Welche Benutzer gibt es bzw. akzeptiert der Server? Welcher Benutzer bekommt welche Rechte? Über welche Verbindung wird auf den Server zugegriffen? Wie wird die Sicherheit dieser Verbindung sichergestellt? …

Während all dies bei SQLite (und damit auch Spatialite) wegfällt und die Einrichtung der Datenbank eigentlich nur “installieren und fertig” ist, muss auf der anderen Seite aber auch gesagt werden dass SQLite nicht gut für Szenarien geeignet ist, in welchen viele Benutzer gleichzeitig (insbesondere schreibenden) Zugriff auf die Datenbank benötigen.

Benötigte Software und ein Beispieldatensatz

Was wird für diesen Artikel an Software benötigt?

SQLite3 als Datenbank

libspatialite als “Geoplugin” für SQLite

spatialite-tools zum erstellen der Datenbank aus dem OpenStreetMaps (*.osm.pbf) Format

python3, die beiden GeoModule spatialite, folium und cartopy, sowie die Module pandas und matplotlib (letztere gehören im Bereich der Datenauswertung mit Python sowieso zum Standart). Für pandas gibt es noch die Erweiterung geopandas sowie eine praktisch unüberschaubare Anzahl weiterer geographischer Module aber bereits mit den genannten lassen sich eine Menge interessanter Dinge herausfinden.

– und natürlich einen Geodatensatz: Zum Beispiel sind aus dem OpenStreetMap-Projekt extrahierte Datensätze hier zu finden.

Es ist ratsam, sich hier erst einmal einen kleinen Datensatz herunterzuladen (wie zum Beispiel einen der Stadtstaaten Bremen, Hamburg oder Berlin). Zum einen dauert die Konvertierung des .osm.pbf-Formats in eine Spatialite-Datenbank bei größeren Datensätzen unter Umständen sehr lange, zum anderen ist die fertige Datenbank um ein vielfaches größer als die stark gepackte Originaldatei (für “nur” Deutschland ist die fertige Datenbank bereits ca. 30 GB groß und man lässt die Konvertierung (zumindest am eigenen Laptop) am besten über Nacht laufen – willkommen im Bereich “BigData”).

Erstellen eine Geodatenbank aus OpenStreetMap-Daten

Nach dem Herunterladen eines Datensatzes der Wahl im *.osm.pbf-Format kann hieraus recht einfach mit folgendem Befehl aus dem Paket spatialite-tools die Datenbank erstellt werden:

spatialite_osm_map -o bremen-latest.osm.pbf -d bremen-latest.sqlite

Erkunden der erstellten Geodatenbank

Nach Ausführen des obigen Befehls sollte nun eine Datei mit dem gewählten Namen (im Beispiel bremen-latest.sqlite) im aktuellen Ordner vorhanden sein – dies ist bereits die fertige Datenbank. Zunächst sollte man mit dieser Datenbank erst einmal dasselbe machen, wie mit jeder anderen Datenbank auch: Sich erst einmal eine Weile hinsetzen und schauen was alles an Daten in der Datenbank vorhanden und vor allem wo diese Daten in der erstellten Tabellenstruktur zu finden sind. Auch wenn dieses Umschauen prinzipiell auch vollständig über die Shell oder in Python möglich ist, sind hier Programme mit graphischer Benutzeroberfläche (z. B. spatialite-gui oder QGIS) sehr hilfreich und sparen nicht nur eine Menge Zeit sondern vor allem auch Tipparbeit. Wer dies tut, wird feststellen, dass sich in der generierten Datenbank einige dutzend Tabellen mit Namen wie pt_addresses, ln_highway und pg_boundary befinden.

Die Benennung der Tabellen folgt dem Prinzip, dass pt_*-Tabellen Punkte im Geokoordinatensystem wie z. B. Adressen, Shops, Bäckereien und ähnliches enthalten. ln_*-Tabellen enthalten hingegen geographische Entitäten, welche sich als Linien darstellen lassen, wie beispielsweise Straßen, Hochspannungsleitungen, Schienen, ect. Zuletzt gibt es die pg_*-Tabellen welche Polygone – also Flächen einer bestimmten Form enthalten. Dazu zählen Landesgrenzen, Bundesländer, Inseln, Postleitzahlengebiete, Landnutzung, aber auch Gebäude, da auch diese jeweils eine Grundfläche besitzen. In dem genannten Datensatz sind die Grundflächen von Gebäuden – zumindest in Europa – nahezu vollständig. Aber auch der Rest der Welt ist für ein “Wikipedia der Kartographie” insbesondere in halbwegs besiedelten Gebieten bemerkenswert gut erfasst, auch wenn nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass abgelegenere Gegenden (z. B. irgendwo auf dem Land in Südamerika) jedes Gebäude eingezeichnet ist.

Verwenden der Erstellten Datenbank

Auf diese Datenbank kann nun entweder direkt aus der Shell über den Befehl

spatialite bremen-latest.sqlite

zugegriffen werden oder man nutzt das gleichnamige Python-Paket:

import spatialite
import pandas as pd

conn = spatialite.connect('bremen-latest.sqlite')

Nach Eingabe der obigen Befehle in eine Python-Konsole, ein Jupyter-Notebook oder ein anderes Programm, welches die Anbindung an den Python-Interpreter ermöglicht, können die von der Datenbank ausgegebenen Ergebnisse nun direkt in ein Pandas Data Frame hineingeladen und verwendet/ausgewertet/analysiert werden.

Im Grunde wird hierfür “normales SQL” verwendet, wie in anderen Datenbanken auch. Der folgende Beispiel gibt einfach die fünf ersten von der Datenbank gefundenen Adressen aus der Tabelle pt_addresses aus:

query = '''
SELECT * FROM pt_addresses LIMIT 5;
'''
df_addresses = pd.read_sql_query(query, conn, index_col='id')
df_addresses

Link zur Ausgabe

Es wird dem Leser sicherlich aufgefallen sein, dass die Spalte “Geometry” (zumindest für das menschliche Auge) nicht besonders ansprechend sowie auch nicht informativ aussieht: Der Grund hierfür ist, dass diese Spalte die entsprechende Position im geographischen Koordinatensystem aus Gründen wie dem deutlich kleineren Speicherplatzbedarf sowie der damit einhergehenden Optimierung der Geschwindigkeit der Datenbank selber, in binärer Form gespeichert und ohne weitere Verarbeitung auch als solche ausgegeben wird.

Glücklicherweise stellt spatialite eine ganze Reihe von Funktionen zur Verarbeitung dieser geographischen Informationen bereit, von denen im folgenden einige beispielsweise vorgestellt werden:

Für einzelne Punkte im Koordinatensystem gibt es beispielsweise die Funktionen X(geometry) und Y(geometry), welche aus diesem “binären Wirrwarr” den Längen- bzw. Breitengrad des jeweiligen Punktes als lesbare Zahlen ausgibt.

Ändert man also das obige Query nun entsprechend ab, erhält man als Ausgabe folgendes Ergebnis in welchem die Geometry-Spalte der ausgegebenen Adressen in den zwei neuen Spalten Longitude und Latitude in lesbarer Form zu finden ist:

query = '''
SELECT id,
       country,
       city,
       postcode,
       street,
       housename,
       housenumber,
       X(geometry) AS Latitude,
       Y(geometry) AS Longitue
  FROM pt_addresses
  LIMIT 5;
'''

df_addresses = pd.read_sql_query(query, conn, index_col='id')
df_addresses

Link zur Tabelle

Eine weitere häufig verwendete Funktion von Spatialite ist die Distance-Funktion, welche die Distanz zwischen zwei Orten berechnet.

Das folgende Beispiel sucht in der Datenbank die 10 nächstgelegenen Bäckereien zu einer frei wählbaren Position aus der Datenbank und listet diese nach zunehmender Entfernung auf (Achtung – die frei wählbare Position im Beispiel liegt in München, wer die selbe Position z. B. mit dem Bremen-Datensatz verwendet, wird vermutlich etwas weiter laufen müssen…):

position = (11.4183792, 48.1527277)

query = '''
SELECT 
    Distance(MakePoint''' + str(position) + ''', geometry, 1) AS [Entfernung (m)],
    name AS Name,
    X(geometry) AS Latitude,
    Y(geometry) AS Longitude
  FROM pt_shop
  WHERE sub_type = 'bakery'
  ORDER BY Distance(MakePoint''' + str(position) + ''', geometry)
  LIMIT 10;
'''

df = pd.read_sql_query(query, con)
df

Link zur Ausgabe

Ein Anwendungsfall für eine solche Liste können zum Beispiel Programme/Apps wie maps.me oder Google-Maps sein, in denen User nach Bäckereien, Geldautomaten, Supermärkten oder Apotheken “in der Nähe” suchen können sollen.

Diese Liste enthält nun alle Informationen die grundsätzlich gebraucht werden, ist soweit auch informativ und wird in den meißten Fällen der Datenauswertung auch genau so gebraucht, jedoch ist diese für das Auge nicht besonders ansprechend.

Viel besser wäre es doch, die gefundenen Positionen auf einer interaktiven Karte einzuzeichnen:

import folium
from folium import features

m = folium.Map([position[1], position[0]], zoom_start=14)

mks = [features.Marker([i[1]['Longitude'], i[1]['Latitude']]) for i in df.iterrows()]
pps = [folium.Popup(i[1]['Name']) for i in df.iterrows()]


for n in range(len(mks)):
    mks[n].add_child(pps[n])
    m.add_child(mks[n])


m.save(os.path.join('mymap.html'))

m

Was kann man sonst interessantes mit der erstellten Datenbank und etwas Python machen? Wer in Deutschland ein wenig herumgekommen ist, dem ist eventuell aufgefallen, dass sich die Endungen von Ortsnamen stark unterscheiden: Um München gibt es Stadteile und Dörfer namens Garching, Freising, Aubing, ect., rund um Stuttgart enden alle möglichen Namen auf “ingen” (Plieningen, Vaihningen, Echterdingen …) und in Berlin gibt es Orte wie Pankow, Virchow sowie eine bunte Auswahl weiterer *ow’s.

Das folgende Query spuckt gibt alle “village’s”, “town’s” und “city’s” aus der Tabelle pt_place, also Dörfer und Städte, aus:

# Finde alle Village's, Town's und City's in Deutschland
query = '''
SELECT name AS Name,
    X(geometry) AS Longitude,
    Y(geometry) AS Latitude
  FROM pt_place
  WHERE sub_type IN ('village', 'town', 'city');
'''

dforte = pd.read_sql_query(query, con)
dforte

Link zur Ausgabe

Graphisch mit matplotlib und cartopy in ein Koordinatensystem eingetragen sieht diese Verteilung folgendermassen aus:

from matplotlib import pyplot as plt
import cartopy.crs as ccrs
import cartopy.feature as cfeature
handles = []

plt.figure(num=None, figsize=(8, 6), dpi=100, facecolor='w', edgecolor='k')
ax = plt.axes(projection=ccrs.PlateCarree())
ax.add_feature(cfeature.COASTLINE)
ax.add_feature(cfeature.BORDERS)

for suffix in 'ingen ing ow'.split():
    matches = [(i[1]['Longitude'], i[1]['Latitude']) for i in dforte.iterrows() if i[1]['Name'].__class__ == ''.__class__ and i[1]['Name'].endswith(suffix)]
    handles.append(ax.scatter([i[0] for i in matches], [i[1] for i in matches], alpha=0.5))


plt.legend(labels='ingen ing ow'.split(), handles=handles)

plt.savefig('ortsnamen_coastlines_boarders.png')
plt.show()

Die Grafik zeigt, dass stark unterschiedliche Vorkommen der verschiedenen Ortsendungen in Deutschland (Clustering). Über das genaue Zustandekommen dieser Verteilung kann ich hier nur spekulieren, jedoch wird diese vermutlich ähnlichen Prozessen unterliegen wie beispielsweise die Entwicklung von Dialekten.

Wer sich die Karte etwas genauer anschaut wird merken, dass die eingezeichneten Landesgrenzen und Küstenlinien nicht besonders genau sind. Hieran wird ein interessanter Effekt von häufig verwendeten geographischen Entitäten, nämlich Linien und Polygonen deutlich. Im Beispiel werden durch die beiden Zeilen

ax.add_feature(cfeature.COASTLINE)
ax.add_feature(cfeature.BORDERS)

die bereits im Modul cartopy hinterlegten Daten verwendet. Genaue Verläufe von Küstenlinien und Landesgrenzen benötigen mit wachsender Genauigkeit hingegen sehr viel Speicherplatz, da mehr und mehr zu speichernde Punkte benötigt werden (genaueres siehe hier).

Schlussfolgerung

Man kann also bereits mit einigen Grundmodulen und öffentlich verfügbaren Datensätzen eine ganze Menge im Bereich der Geodaten erkunden und entdecken. Gleichzeitig steht, insbesondere für spezielle Probleme, eine große Bandbreite weiterer Software zur Verfügung, für welche dieser Artikel zwar einen Grundsätzlichen Einstieg geben kann, die jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen würden.

Interview: Profitiert Business Intelligence vom Data Warehouse in der Cloud?

Interview mit Ross Perez, Senior Director, Marketing EMEA bei Snowflake

Read this Article in English:
“Does Business Intelligence benefit from Cloud Data Warehousing?”

Profitiert Business Intelligence vom Cloud Data Warehousing?

Ross Perez ist Senior Director Marketing EMEA bei Snowflake. Er leitet das Snowflake-Marketingteam in EMEA und ist damit beauftragt, die Diskussion über Analysen, Daten und Cloud-Data-Warehousing in EMEA voran zu bringen. Vor Snowflake war Ross Produkt Marketer bei Tableau Software, wo er die Iron Viz Championship gründete, den weltweit größten und aufwändigsten Wettbewerb für Datenvisualisierung.

Data Science Blog: Ross, Business Intelligence (BI) ist kein wirklich neuer Trend. In 2019/2020 sollte es kein Thema mehr sein, Daten für das ganze Unternehmen verfügbar zu machen. Stimmt das soweit?

BI ist definitiv ein alter Trend, denn Berichterstattung gibt es schon seit 50 Jahren. Die Menschen sind es gewohnt, Statistiken und Daten für das gesamte Unternehmen und sogar für ihre Geschäftsbereiche zu erhalten. Die Verwendung von BI zur Bereitstellung von Analysen für alle Mitarbeiter im Unternehmen und die Ermutigung zur Entscheidungsfindung auf der Grundlage von Daten für den jeweiligen Bereich ist jedoch relativ neu. In vielen Unternehmen, mit denen Snowflake zusammenarbeitet, gibt es eine neue Gruppe von Mitarbeitern, die gerade erst den Zugriff auf Self-Service-BI- und Visualisierungstools wie Tableau, Looker und Sigma erhalten haben und nun auch anfangen, Antworten auf ihre Fragen zu finden.

Data Science Blog: Bi jetzt ging es im BI vor allem darum Dashboards für Geschäftsberichte zu erstellen. Und dabei spielte das Data Warehouse (DWH) die Rolle des Backends. Heute haben wir einen noch viel größeren Bedarf an Datentransparenz. Wie sollten Unternehmen damit umgehen?

Da immer mehr Mitarbeiter in immer mehr Abteilungen immer häufiger auf Daten zugreifen möchten, steigt die Nachfrage nach Back-End-Systemen – wie dem Data Warehouse – rapide. In vielen Fällen verfügen Unternehmen über Data Warehouses, die nicht für diese gleichzeitige und heterogene Nachfrage gebaut wurden. Die Erfahrungen der Mitarbeiter mit dem DWH und BI sind daher oftmals schlecht, denn Endbenutzer müssen lange auf ihre Berichte warten. Und nun kommt Snowflake ins Spiel: Da wir die Leistung der Cloud nutzen können, um Ressourcen auf Abruf bereitzustellen, können wir beliebig viele Benutzer gleichzeitig bedienen. Snowflake kann zudem unbegrenzte Datenmengen sowohl in strukturierten als auch in halbstrukturierten Formaten speichern.

Data Science Blog: Würden Sie sagen, dass das DWH der Schlüssel dazu ist, ein datengetriebenes Unternehmen zu werden? Was sollte noch bedacht werden?

Absolut. Ohne alle Ihre Daten in einem einzigen, hoch-elastischen und flexiblen Data Warehouse zu haben, kann es eine große Herausforderung sein, den Mitarbeitern im Unternehmen Einblicke zu gewähren.

Data Science Blog: So viel zur Theorie, lassen Sie uns nun über spezifische Anwendungsfälle sprechen. Generell macht es einen großen Unterschied, welche Daten wir speichern und analysieren wollen, beispielsweise Finanz- oder Maschinendaten. Was dürfen wir dabei nicht vergessen, wenn es um die Erstellung eines DWHs geht?

Finanzdaten und Maschinendaten sind sehr unterschiedlich und liegen häufig in unterschiedlichen Formaten vor. Beispielsweise weisen Finanzdaten häufig ein relationales Standardformat auf. Daten wie diese müssen mit Standard-SQL einfach abgefragt werden können, was viele Hadoop- und noSQL-Tools nicht sinnvoll bereitstellen konnten. Zum Glück handelt es sich bei Snowflake um ein SQL-Data-Warehouse nach ANSI-Standard, sodass die Verwendung dieser Art von Daten problemlos möglich ist.

Zum anderen sind Maschinendaten häufig teilstrukturiert oder sogar völlig unstrukturiert. Diese Art von Daten wird mit dem Aufkommen von Internet of Things (IoT) immer häufiger, aber herkömmliche Data Warehouses haben sich bisher kaum darauf vorbereitet, da sie für relationale Daten optimiert wurden. Halbstrukturierte Daten wie JSON, Avro, XML, Orc und Parkett können in Snowflake zur Analyse nahtlos in ihrem nativen Format geladen werden. Dies ist wichtig, da Sie die Daten nicht reduzieren müssen, um sie nutzen zu können.

Beide Datentypen sind wichtig und Snowflake ist das erste Data Warehouse, das nahtlos mit beiden zusammenarbeitet.

Data Science Blog: Zurück zum gewöhnlichen Anwendungsfall im Business, also der Erstellung von Verkaufs- und Einkaufs-Berichten für die Business Manager, die auf Daten von ERP-Systemen – wie etwa von Microsoft oder SAP – basieren. Welche Architektur könnte für das DWH die richtige sein? Wie viele Layer braucht ein DWH dafür?

Die Art des Berichts spielt weitgehend keine Rolle, da Sie in jedem Fall ein Data Warehouse benötigen, das alle Ihre Daten unterstützt und alle Ihre Benutzer bedient. Idealerweise möchten Sie es auch in der Lage sein, es je nach Bedarf ein- und auszuschalten. Das bedeutet, dass Sie eine Cloud-basierte Architektur benötigen… und insbesondere die innovative Architektur von Snowflake, die Speicher und Computer voneinander trennt und es Ihnen ermöglicht, genau das zu bezahlen, was Sie verwenden.

Data Science Blog: Wo würden Sie den Hauptteil der Geschäftslogik für einen Report implementieren? Tendenziell eher im DWH oder im BI-Tool, dass für das Reporting verwendet word? Hängt es eigentlich vom BI-Tool ab?

Das Tolle ist, dass Sie es frei wählen können. Snowflake kann als Data Warehouse für SQL nach dem ANSI-Standard ein hohes Maß an Datenmodellierung und Geschäftslogik-Implementierung unterstützen. Sie können aber auch Partner wie Looker und Sigma einsetzen, die sich auf die Datenmodellierung für BI spezialisiert haben. Wir sind der Meinung, dass es am besten ist, wenn jedes Unternehmen für sich selbst entscheidet, was der individuell richtige Ansatz ist.

Data Science Blog: Snowflake ermöglicht es Organisationen, Daten in der Cloud zu speichern und zu verwalten. Heißt das aber auch, dass Unternehmen ein Stück weit die Kontrolle über ihre eigenen Daten verlieren?

Kunden haben die vollständige Kontrolle über ihre Daten und Snowflake kann keinen Teil ihrer Daten sehen oder ändern. Der Vorteil einer Cloud-Lösung besteht darin, dass Kunden weder die Infrastruktur noch das Tuning verwalten müssen. Sie entscheiden, wie sie ihre Daten speichern und analysieren möchten, und Snowflake kümmert sich um den Rest.

Data Science Blog: Wie groß ist der Aufwand für kleinere oder mittelgroße Unternehmen, ein DWH in der Cloud zu errichten? Und bedeutet es auch, dass damit ein teures Langzeit-Projekt verbunden ist?

Das Schöne an Snowflake ist, dass Sie in wenigen Minuten mit einer kostenlosen Testversion beginnen können. Nun kann der Wechsel von einem herkömmlichen Data Warehouse zu Snowflake einige Zeit in Anspruch nehmen, abhängig von der von Ihnen verwendeten Legacy-Technologie. Snowflake selbst ist jedoch recht einfach einzurichten und sehr gut mit historischen Werkzeugen kompatibel. Der Einstieg könnte daher nicht einfacherer sein.

Von der Datenanalyse zur Prozessverbesserung: So gelingt eine erfolgreiche Process-Mining-Initiative

Den Prozessdaten auf der Spur: Systematische Datenanalyse kombiniert mit Prozessmanagement

Die Digitalisierung verändert Organisationen aller Branchen. In zahlreichen Unternehmen werden alltägliche Betriebsabläufe softwarebasiert modelliert, automatisiert und optimiert. Damit hinterlässt fast jeder Prozess elektronische Spuren in den CRM-, ERP- oder anderen IT-Systemen einer Organisation. Process Mining gilt als effektive Methode, um diese Datenspuren zusammenzuführen und für umfassende Auswertungen zu nutzen. Sie kombiniert die systematische Datenanalyse mit Geschäftsprozessmanagement: Dabei werden Prozessdaten aus den verschiedenen IT-Systemen einer Organisation extrahiert und mit Hilfe von Data-Science-Technologien visualisiert und ausgewertet.


Read this article in English: From BI to PI: The Next Step in the Evolution of Data-Driven Decisions

 


Professionelle Process-Mining-Lösungen erlauben, die Ergebnisse dieser Prozessauswertungen auf Dashboards darzustellen und nach bestimmten Prozessen, Transaktionen, Abteilungen oder Kunden zu filtern. So ist es möglich, die Performance, Durchlaufzeiten und die Kosten einzelner Betriebsabläufe zu erfassen. Prozessverantwortliche werden auf diesem Wege auf Verzögerungen, ineffiziente Abläufe und mögliche Prozessverbesserungen aufmerksam.

Praxisbeispiel: Einkaufsprozess – Prozessabweichungen als Kosten- und Risikofaktor

Ein Beispiel aus dem Unternehmensalltag ist ein einfacher Einkaufsprozess: Ein Mitarbeiter benötigt einen neuen Laptop. Im Normalfall beginnt der Prozess mit der Anfrage des Mitarbeiters, die durch seinen Manager bestätigt wird. Ist kein Laptop vorrätig, löst das für den Einkauf zuständige Team die Bestellung aus. Zu einem späteren Zeitpunkt wird der Laptop dem Mitarbeiter übergeben und das Unternehmen erhält eine Rechnung. Diese Rechnung wird geprüft und fristgemäß gemäß den vorgegebenen Konditionen beglichen. Obwohl dieser alltägliche Prozess nicht sehr komplex ist, weicht er im Unternehmensalltag häufig vom modellierten Idealzustand ab, was unnötige Kosten und möglicherweise auch Risiken verursacht.

Die Gründe sind vielfältig:

  • Freigaben fehlen
  • Während des Bestellprozesses sind Informationen unvollständig
  • Rechnungen werden aufgrund von unvollständigen Informationen mehrfach korrigiert

Process Mining ermöglicht, den gesamten Prozessverlauf alltäglicher Betriebsabläufe unter die Lupe zu nehmen und faktenbasierte Diskussionen zwischen den Fachabteilungen, Prozessverantwortlichen sowie dem Management in einer Organisation anzuregen. So werden unternehmensweite Prozessverbesserungen möglich – vorausgesetzt, die Methode wird richtig angewandt und ist strategisch durchdacht. Doch wie gelingt eine erfolgreiche unternehmensweite Process-Mining-Initiative über Abteilungsgrenzen hinaus?

Wie sich eine erfolgreiche Process-Mining-Initiative auf den Weg bringen lässt

Jedes Unternehmen ist einzigartig und geht mit unterschiedlichen Fragestellungen an eine Process-Mining-Initiative heran: ob einzelne Prozesse gezielt verbessert, Prozesslebenszyklen verkürzt oder abteilungsübergreifende Abläufe an unterschiedlichen Standorten miteinander verglichen werden. Sie alle haben etwas gemeinsam: Eine erfolgreiche Process-Mining-Initiative erfordert ein strategisches Vorgehen.

Schritt 1: Mit Weitsicht planen und richtig kommunizieren

Wie definiere ich die Ziele und den Umfang der Process-Mining-Initiative?

Die Anfangsphase einer Process-Mining-Initiative dient der Planung und entscheidet häufig über den Erfolg eines Projektes. In erster Linie kommt es darauf an, die Ziele des Projektes zu definieren und die Erfolgsfaktoren zu bestimmen. Die Ziele einer erfolgreichen Process-Mining-Initiative sind SMART definiert: spezifisch, messbar, attainable/relevant, reasonable/umsetzbar und zeitgebunden/time-bound. Mögliche Ziele für das Projekt lassen sich zum Beispiel wie folgt formulieren:

  • Prozessdauer auf 25 Tage reduzieren
  • Hauptunterschiede zwischen zwei Ländern hinsichtlich bestimmter Prozesse identifizieren
  • Prozessautomatisierung um 25% steigern

Unter diesen Voraussetzungen lässt sich auch der Rahmen der Process-Mining-Initiative festlegen: Sie halten fest, welche Prozesse, konkret betroffen sind und wie sie mit den IT-Systemen und Mitarbeiterrollen in Ihrer Organisation verknüpft sind.

Welche Rollen und Verantwortlichkeiten gibt es?

Die Ziele Ihrer Process-Mining-Initiative sollten unternehmensweit geteilt werden: Dies erfordert neben einer klaren Strategie eine transparente Kommunikation in der gesamten Organisation: Indem Sie Ihren Mitarbeitern das nötige Wissen an die Hand geben, um die Initiative erfolgreich mitzugestalten, sichern Sie sich auch ihre Unterstützung.

So verstehen sie nicht nur, warum dieses Projekt sinnvoll ist, sondern sind auch in der Lage, das Wissen auf ihre individuelle Rolle und Situation zu übertragen. Im Rahmen einer Process-Mining-Initiative sind verschiedene Projektbeteiligte in unterschiedlichen Rollen aktiv:

Während Projektträger verantwortlich für die Prozessanalyse sind (z. B. Chief Procurement Officer oder Process Owner), wissen Prozessexperten, wie ein bestimmter Prozess verläuft und kennen die verschiedenen Variationen. Sie nutzen Methoden wie Process Mining, um ihr Wissen zu vertiefen und Diskussionen über die gewonnenen Daten anzustoßen. Sie arbeiten eng mit Business-Analysten zusammen, die die Prozessanalyse vorantreiben. Datenexperten wiederum verfolgen die einzelnen Spuren, die ein Prozess in der IT-Landschaft einer Organisation hinterlässt und bereiten sie so auf, dass sie Aufschluss über die Performance eines Prozesses geben.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Diese unterschiedlichen Rollen gilt es im Rahmen einer erfolgreichen Process-Mining-Initiative an einen Tisch zu bringen: So können die gewonnen Erkenntnisse gemeinsam im Team interpretiert und diskutiert werden, um die richtigen Veränderungen anzustoßen. Die daraus gewonnen Prozessverbesserungen spiegeln das Know-how des gesamten Teams wider und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit.

Schritt 2: Die technischen Voraussetzungen schaffen

Wie werden Prozessdaten systemübergreifend aggregiert und aufbereitet?

Nun wird es Zeit für die technischen Vorbereitungen: Entscheidend ist es, alle Anforderungen an die beteiligten IT-Systeme zu durchdenken und die IT-Verantwortlichen so früh wie möglich einzubeziehen. Um valide Daten für Prozessverbesserungen zu generieren, sind diese drei Teilschritte nötig:

  1.  Datenextraktion: Relevante Daten aus unterschiedlichen IT-Systemen werden aggregiert (Datenquellen sind datenbasierte Tabellen aus ERP- und CRM-Lösungen, analytische Daten wie Reports, Logdateien, CSV-Dateien usw.)
  2.  Datenumwandlung gemäß den Anforderungen für Process Mining: Die extrahierten Daten werden in Cases (Abfolge verschiedener Prozessschritte) umgewandelt, mit einem Zeitstempel versehen und in Event-Logs gespeichert.
  3.  Datenübertragung: Die Process-Mining-Software greift auf die gespeicherten Event-Logs zu.

Welche Rolle spielen Konnektoren?

Diese Teilschritte werden erfahrungsgemäß mittels eines Software-Konnektors durchgeführt und in regelmäßigen Abständen wiederholt. Ein Software-Konnektor hat die Aufgabe, die Daten aus der IT-Landschaft eines Unternehmens nach den Anforderungen der Process-Mining-Lösung zu übersetzen. Er wird speziell für die Kombination mit bestimmten IT-Systemen wie SAP, Oracle oder Salesforce entwickelt und steuert die gesamte Datenintegration von der Extraktion über die Umwandlung bis zur Datenübertragung.

Process-Mining-Lösungen wie Signavio Process Intelligence verfügen über Standardkonnektoren sowie über eine API für individuell entwickelte Konnektoren. Im Rahmen der technischen Vorbereitungen gilt es, mit Blick auf das jeweilige Szenario über die Möglichkeiten der Umsetzbarkeit zu entscheiden und andere technische Lösungen zu evaluieren.

Schritt 3: Von der Prozessanalyse zur Prozessverbesserung

Wie lassen sich die ermittelten Daten für Verbesserungen nutzen?

Sind die umgewandelten Daten in der Process-Mining-Lösung verfügbar, beginnt die Prozessauswertung. Durch IT-gestütztes Process Mining erhalten Prozessexperten die Möglichkeit, alle vorliegenden Daten zu visualisieren und einzelne Prozesse detailliert auszuwerten. Die vorliegenden Prozesse werden nun hinsichtlich unterschiedlicher Faktoren untersucht, etwa mit Blick auf Durchlaufzeiten, Performance und den Prozessfluss. Im direkten Vergleich lässt sich auf diesem Wege ermitteln, welche Faktoren sich auf die Erfolgskennzahlen auswirken und an welchen Stellen Verzögerungen oder Abweichungen auftreten.

Die so gewonnen Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für faktenbasierte Diskussionen zwischen den verschiedenen Stakeholdern der Process-Mining-Initiative. Doch erst die konkreten Schritte, die aus dieser Datenbasis abgeleitet werden, entscheiden über den Erfolg des Projektes: Entscheidend ist, wie diese Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden.

 

Eine Process-Mining-Lösung, die nicht als reines Analysetool zur Verfügung steht, sondern in eine umfassende Lösung für die Modellierung, Automatisierung und Analyse professioneller Geschäftsprozesse integriert ist, erleichtert den Schritt von der Business Process Discovery zur Prozessverbesserung. Schließlich gilt es, konkrete Prozessverbesserungen und Änderungen zu planen, in den Unternehmensalltag zu integrieren und die Ergebnisse auszuwerten – auch über das Ende der Process-Mining-Initiative hinaus.

Warum ist ein Process-Mining-Projekt nie vollständig abgeschlossen?  

Wer einmal mit der Prozessverbesserung beginnt, wird feststellen: Viele weitere Stellen in den Prozessen warten nur darauf, verbessert zu werden. Daher lohnt es sich, einige Wochen nach der initialen Prozessverbesserung neue Daten zu extrahieren, um herauszufinden, welche Veränderungen nachweislich zu mehr Effizienz geführt haben. Eine kontinuierliche Messung und Auswertung erleichtert einen umfassenden Blick auf die eigene Organisation:

  • Funktionieren die überarbeiteten Prozesse wie geplant?
  • Haben Prozessveränderungen unvorhersehbare Effekte?
  • Treten Schwachstellen in anderen Prozessen auf?
  • Haben sich die Prozesse verändert, seitdem sie überarbeitet wurden?
  • Wie lässt sich ein bestimmter Prozess weiter verbessern?

Somit lässt sich zusammenfassen: Wem es gelingt, die Datenspuren in den IT-Systemen der eigenen Organisation zu verfolgen, ist auf dem richtigen Weg zur kontinuierlichen Verbesserung. Davon profitieren nicht nur die Prozesse und IT-Systeme, sondern auch die Mitarbeiter in den Organisationen.