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Die 6 Schritte des Process Mining – Infografik

Viele Process Mining Projekte drehen sich vor allem um die Auswahl und die Einführung der richtigen Process Mining Tools. Egal ob mit Celonis, Signavio, UiPath oder einem anderem Software-Anbieten, Process Mining ist nicht irgendein Tool, sondern eine Methodik der Aufbereitung und Analyse der Daten. Im Kern von Process Mining steckt eigentlich eine Graphenanalyse, die Prozessschritte als Knoten (Event) und Kanten (Zeiten) darstellt. Hinzu kommen weitere Darstellungen mit einem fließenden Übergang in die Business Intelligence, so bieten andere Tool-Anbieter auch Plugins für Power BI, Tableau, Qlik Sense und andere BI-Tools, um Process Mining zu visualisieren.

Unternehmen können Event Logs selbst herstellen und in ein Data Warehouse speisen, die dann alle Process Mining Tools mit Prozessdaten versorgen können. Die investierten Aufwände in Process Mining würden somit nachhaltiger (weil länger nutzbar) werden und die Abhängigkeit von bestimmter Software würde sich auf ein Minimum reduzieren, wir riskieren keinen neuen Aufwand für Migration von einem Anbieter zum nächsten. Übrigens können die Event Logs dann auch in andere Tools z. B. für Business Intelligence (BI) geladen und anderweitig analysiert werden.

Jedoch ganz unabhängig von den Tools, gibt es eine ganz generelle Vorgehensweise in dieser datengetriebenen Prozessanalyse, die wir mit der folgenden Infografik beschreiben möchten.

DATANOMIQ Process Mining - 6 Steps of Doing Process Mining Analysis

6 Steps of Process Mining – Infographic PDF Download.

DATANOMIQ ist der herstellerunabhängige Beratungs- und Service-Partner für Business Intelligence, Process Mining und Data Science. Wir erschließen die vielfältigen Möglichkeiten durch Big Data und künstliche Intelligenz erstmalig in allen Bereichen der Wertschöpfungskette. Dabei setzen wir auf die besten Köpfe und das umfassendste Methoden- und Technologieportfolio für die Nutzung von Daten zur Geschäftsoptimierung.

6 Faktoren, wie Process Mining Projekte zum Erfolg werden

Zuerst wollte ich diesen Artikel mit “6 Gründe, warum Process Mining Projekt scheitern” betiteln, das würde dann aber doch etwas zu negativ klingen. Kein Process Mining Projekt muss scheitern oder überhaupt in Verzögerungen geraten, denn das lässt sich mit etwas Erfahrung und der richtigen Einstellung zum Projekt immer verhindern.

Process Mining - Process Flow ChartNach dutzenden Process Mining Projekten mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen gebe ich hier nun sechs handfeste Hinweise, wie Process Mining Projekte generell zum Erfolg werden:

1. Richtige Erwartungshaltung setzen und kommunizieren

Dieser Punkt mag banal klingen, das ist jedoch nicht der Fall. Ich habe schon einige Process Mining Projekte gesehen, die deswegen gescheitert sind, weil dem Vorstand oder anderen Entscheidern gegenüber falsche Versprechungen abgegeben wurden. Tatsächlich werden Process Mining Projekte oft mit ambitionierten Zielen gestartet, wie dem Herabsenken von Prozesskosten um konkrete 10% oder dem Reduzieren der Durchlaufzeit eines bestimmten Prozesses um 20%. Es sei den Entscheidern nicht zu verübeln, dass Budgets gestrichen und Projekte eingestampft werden, wenn diese konkreten Versprechen nicht realisiert werden können.

Dabei können exakt diese Ziele oftmals doch erreicht werden, nur nicht gleich bei den ersten Projektiterationen, denn oft fehlen Datenpunkte, die wichtige Prozessaktivitäten in operativen Prozessketten dokumentieren. Das Event Log kann anfangs – gerade für exotischere Prozesse in weniger verbreiteten IT-Systemen – oft noch nicht sofort vollständig erstellt werden.

Aber eben genau diese Lücken in der Prozessdatenerfassung sind ein “Finding”, denn sie zeigen erst auf, an welchen Stellen es blinde Flecken in der Daten- und Prozesstransparenz noch gibt. Somit ist im Process Mining auch der Weg der datenbasierten Prozesstransparenz ein oder sogar DAS große Ziel.

Konkretes Beispiel: Eine Krankenversicherung wollte die Prozesse der Reha-Bewilligung für ihre Versicherte analysieren. Unter Einsatz eines umfangreichen Process Mining Tools sollten die Prozesse tiefgehend analysiert und unnötige Prozessschleifen identifizieren, aber auch den Prozess abkürzen, indem Ausschlusspunkte frühzeitig im Prozess entdeckt werden. Das war das Versprechen an den Vorstand, der das Budget einfror, auf Grund nicht erreichter Ziele.

In der Tat gab es bei der Rekonstruktion der Prozesse aus den Legacy-Systemen, die über Jahrzehnte von der IT der Krankenkasse selbst entwickelt wurden, viele Lücken in den Daten und somit blinde Flecken in der Prozessen. Die Aufdeckung aber genau dieser Lücken führt dazu, dass diese geschlossen werden können und die vollständige Transparenz über Daten damit erst hergestellt wird. Erst dann, im zweiten Schritt, können die Prozesse ausführlich genug auf Optimierungspotenziale untersucht werden.

Process Mining nicht zu betreiben, weil die Prozesse nicht lückenlos getrackt werden, ist im Grunde unterlassene Hilfeleistung gegenüber des Unternehmens.

2. Process Mining als Methode, nicht als Tool verstehen

Viele Process Mining Projekte drehen sich vor allem um die Auswahl und die Einführung der richtigen Process Mining Tools. Auf das richtige Tool zu setzen, ist natürlich ein wichtiger Aspekt im Process Mining Projekt. Abhängig davon, ob es sich beim Vorhaben der Prozessanalyse um eine einmalige Angelegenheit oder ein tägliches Monitoring von Prozessen handelt, kommen unterschiedliche Tools in die Vorauswahl. Auch ob beispielsweise bereits ein BI-System etabliert ist und ob ein ausgeklügeltes Berechtigungskonzept für die Prozessanalysen notwendig ist, spielen für die Auswahl eine Rolle, sowie viele weitere Faktoren.

Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass Process Mining in erster Linie kein Tool, sondern eine Analysemethodik ist, bei der es im ersten Abschnitt um die Rekonstruktion der Prozesse aus operativen IT-Systemen in ein resultierendes Prozessprotokoell (Event Log) geht, im zweiten Schritt um eine (im Kern) Graphenanalyse zur Visualisierung der Prozessflüsse mit weiteren Analyse-/Reporting-Elementen. Wird diese Perspektive auf Process Mining nicht aus den Augen verloren, können Unternehmen viele Kosten sparen, denn es erlaubt die Konzentration auf lösungsorientierte Konzepte.

Konkretes Beispiel: Ein Unternehmen plante die Einführung von Process Mining über einen marktführenden Tool-Anbieter. Nahezu alle Ressourcen wurden für die Tool-Einführung allokiert, das eigentliche Vorhaben schien rein in der Tool-Einführung aufgehen zu müssen, bis Projektanforderungen sogar zu Gunsten des auserwählten Tools angepasst wurden, um es realisieren zu können.
Zudem kann das Unternehmen noch vor der umfangreichen Tool-Einführung, erste Schritte oder Zumindest erste Machbarkeitstests mit einem günstigeren Tool durchführen, oder sogar gänzlich kostenlos z. B. mit PM4Py (Python Package für Process Mining).

Oftmals sind die Tools der Marktführer auf Grund der Preismodelle schädlich für die Durchdringung von Process Mining im Unternehmen, denn nicht alle Abteilungen verfügen über die notwendigen Budgets und gerade experimentelle Projekte finden keinen Sponsor. Umso wichtiger ist es, diese Analysetechnik als Methodik zu verstehen, die auch mit einem Tool-Mix funktionieren kann. Ich kenne mehrere Unternehmen, die aus verschiedenen Gründen nicht ein, nicht zwei, sondern gleich mehrere Tools im Unternehmen im Einsatz haben.

3. Auf Unabhängigkeit und Wiederverwendbarkeit setzen

Wie zuvor bereits erwähnt, kann für ein Unternehmen ein Mix aus mehreren Tools infrage kommen und eigentlich sollte dieser Punkt sich um die richtige Tool-Auswahl drehen. Der Markt für Process Mining Software Tools in einem turbulenten Umfeld, die Tools, Funktionsumfänge und Konditionen ändern sich häufig und sind noch nicht vollends ausgereift. Viele der höherpreisigen Process Mining Tools wollen die Erstellung des Event Logs übernehmen und setzen dabei meistens auf vorgefertigte SQL-Skripte, die in der Plattform (also dem Tool) laufen und dort an kundenindividuelle Prozesse (z. B. durch ERP-Customizing) angepasst werden können.

Wie bereits erwähnt, besteht das Verfahren für Process Mining aus zwei Abschnitten, der erste ist die Erstellung des Event Logs, der zweite die eigentliche Analyse im Process Mining Tool, in welches das Event Log geladen wird. Soll das Tool auch den ersten Abschnitt übernehmen, steckt viel unternehmensindividuelles Prozess-Know-How im Tool, welches nicht für andere Tools verwendet werden kann. Es entsteht eine Abhängigkeit vom Tool, eine Migration zu einem anderen Tool wird schwieriger.

Konkretes Beispiel: Ein Unternehmen starten einen Proof of Concept für die Einführung eines Process Mining Tools, dabei wird ein Budget i.H.v. hundertausenden bereit gestellt, um drei Tools von unterschiedlichen Software-Herstellern gegeneinander antreten zu lassen. Die Tools sollen jeweils eine Gesamtlösung darstellen und Process Mining komplett liefern können, inklusive Event Logs.

Das Unternehmen könnte sich den Proof of Concept zum überwiegenden Teil sparen, wenn der erste Abschnitt des Process Minings – die Erstellung der Event Logs – vom Unternehmen selbst durchgeführt werden würde. Die Tools der Anbieter würden dann nur noch der eigentlichen Analyse der Event Logs dienen, die Anforderungen verringern sich und die Tools werden austauschbarer.

Unternehmen können Event Logs selbst herstellen und in ein Data Warehouse speisen, die dann alle Process Mining Tools mit Prozessdaten versorgen können. Die investierten Aufwände in Process Mining würden somit nachhaltiger (weil länger nutzbar) werden und die Abhängigkeit von bestimmter Software würde sich auf ein Minimum reduzieren, wir riskieren keinen neuen Aufwand für Migration von einem Anbieter zum nächsten. Übrigens können die Event Logs dann auch in andere Tools z. B. für Business Intelligence (BI) geladen und anderweitig analysiert werden.

4. Den richtigen Fokus setzen

Für Process Mining sollte nicht nur im Generellen eine realistische Erwartungshaltung kommuniziert werden, sondern auch im Speziellen, durch Selektion der besten Prozesse für den Start der Process Mining Vorhaben. Auf den ersten Blick sind das sicherlich die Prozesse, die aus Führungssicht als besonders kritisch betrachtet werden, für manche Unternehmen mögen das besondere Prozesse der Logistik sein, der Wareneinkauf bzw. die Materialbereitstellung, bei anderen Unternehmen vielleicht bestimmte Verwaltungs- oder Genehmigungsprozesse. Es sind meistens Prozesse, die entweder eine besondere Kostenbedeutung für das Unternehmen haben oder für die Kundenbindung wichtig sind. Da ist es verständlich, dass erste Projekte sich exakt diesen Prozessen widmen.

Konkretes Beispiel: Ein Unternehmen der Werkzeugmaschinen-Branche plant einen erstmaligen Einsatz von Process Mining. Der für das Unternehmen besonders kritische Prozess ist die Fertigung und Montage von Maschinen, denn hier liegen die größten Potenziale verborgen. Das Vorhaben gerät jedoch schnell ins Stocken, denn die Erhebung der Daten nicht nur aus ERP- und MES-Systemen, sondern auch von Machinen und Arbeitsplätzen erweist sich als zeitaufwändig.

Das Unternehmen startet eine zweite Kampagne zur Untersuchung eines Einkaufsprozesses, das zwar geringere Potenziale bietet, jedoch schneller und reibungsloser durchführbar ist. Das Projekt wird zum Erfolg und motiviert die Geschäftsführung, mehr Aufwände für Process Mining auch für schwieriger zu untersuchende Prozesse freizugeben.

Sofern Process Mining noch nicht im Unternehmen etabliert ist, sollten Sie die “low hanging Fruits” finden, damit Ihre Initiative zu einem nachhaltigen Erfolg für das ganze Unternehmen werden kann, beginnen Sie möglichst nicht gleich mit der größten “Baustelle”.

5. Datenanforderung und Datenrestriktionen frühzeitig klären

Dass der Erfolg Ihrer Process Mining Initiative auch vom zu analysierenden Prozess abhängt und damit auch die Datenverfügbarkeit vorab untersucht worden sein sollte, hatten wir schon erörtert. Aber selbst für gängigere Prozesse verzögern sich Process Mining Vorhaben auf eigentlich vermeidbarer Weise, weil die Anforderung an die Daten nicht vorab festgelegt worden sind. In der Tat ist die Definition der Datenanforderung, also welche Datentabellen mit Filterung auf Spalten und Zeilen für das Event Log benötigt werden, vorab manchmal gar nicht so einfach, besonders bei exotischeren Quellsystemen. Es sollte zumindest jedoch die grobe Anforderung beschrieben werden, unter Nennung der Datenbanken und einer Metabeschreibung, um welche Daten es geht. Auch deswegen, um den Datenschutzbeauftragten und sonstige Genehmiger frühzeitig einbinden zu können. Bei gängigen Quellsystemen und Standardprozessen (z. B. Procure to Pay oder Order to Cash eines SAP ERPs) kann die Anforderung bereits früh auf hohem Detaillevel vorab geschehen.

Konkretes Beispiel: Ein Unternehmen hat gerade sein Process Mining Projekt gestartet, steckt jedoch seit Tagen in der Datenbeschaffung fest. Die IT-Systemintegratoren weigern sich, Daten ohne genaue Anforderung aus den Quellsystemen zu exportieren oder einen API-Zugang bereit zu stellen und die Freigabe des Datenschutzbeauftragten sowie der IT-Sicherheit fehlen.

Neben der Anforderungsdefinition sollte also auch die Kommunikation mit den Administratoren der Quellsysteme frühzeitig erfolgen.

6. Das Big Picture vor Augen haben

Insbesondere wenn Process Mining nicht nur eine einmalige Ad-Hoc Analyse bleiben, sondern unternehmensweit eingeführt werden soll, sollte eine verlässliche, integrative und nachhaltige Architektur überlegt werden. Process Mining ist – wir wiederholen uns – eine Methodik, die mit Business Intelligence, Data Science (Machine Learning) und RPA in Verbindung gebracht werden kann.

Konkretes Beispiel: Eine Fachabteilung eines Unternehmens führte ein Process Mining Tool als eigenständige Lösung ein, um Prozesse hinsichtlich ihrer Automatisierbarkeit zu untersuchen. Dabei werden NLP-Algorithmen aus dem Machine Learning bei der Datenextraktion aus Texten eine Rolle spielen. Das ausgewählte Process Mining Tool wurde auch auf Grund seiner inhouse-Lösung für Machine Learning ausgesucht. In einer benachbarten Abteilung ist bereits ein RPA-Tool im Einsatz und auf der globalen Unternehmensebene ist ein bestimmtes BI-Tool der Standard für Reporting und Datenanalysen.

Statt vieler Einzellösungen, könnte die Fachabteilung das konzernweite BI-Tool mit Process Mining Erweiterung (Plugin zum BI-Tool, z. B. für Qlik Sense oder Power BI erhältlich) nutzen und dabei auch die RPA-Lösung mit dieser verbinden. Ein Data Warehouse für BI ist ebenfalls vorhanden und könnte ggf. zu einem für Process Mining erweitert werden. Für den Einsatz von Machine Learning können Data Scientists die Daten im Process Mining Data Warehouse zum Training verwenden und Prädiktionsergebnisse direkt in dieses zurückspielen.

Achten Sie auf die Gesamtarchitektur. Process Mining kann für sich alleine stehen, es kann jedoch auch sinnvoll sein, eine Datenstrategie zu entwickeln, die das Projekt im Kontext vorhandener Daten-Initiativen betrachtet und einen integrativen Ansatz erlaubt.

Process Mining Camp 2022

Pack your bags, get your provisions, and plan your trip — Just a few more weeks until we get together at this year’s Process Mining Camp on Thursday, 23 June in Eindhoven, the Netherlands.

You can find the camp website with the detailed program here. And of course you should register now to get one of our limited early bird tickets!

While we are in the final stretches of preparing this year’s camp, here is what you can expect.

Practice talks: Listen and learn

Our honest and relatable practice talks are the heart and soul of Process Mining Camp. Here are the speakers who will share their experiences at this this year’s camp.

Get to know your fellow process miners

In the afternoon, we get interactive — Join us for a discussion roundtable and connect to the community on a deeper level.

In small groups of up to eight people, you will talk about process mining topics such as customer journeys, auditing, Lean Six Sigma, the business case for process mining, data transformations, and security, privacy and ethics.

The goal is not to solve all the world’s problems but to share openly and learn from each other. In the interaction with other process miners who have similar backgrounds as you, you can discuss challenges and ideas that deserve further attention.

At the end of the roundtable, each group will share their main insights with the rest of the community, so that we can all benefit.

Talk to us

Lieke Vermeulen – © Lieke.net

For the very first time at camp, Rudi and Anne will run a process mining clinic. Do you have a data set that defies all your efforts? Questions that you always wanted to get answered? Process mining problems that leave you scratching your head?

Bring your laptop and show them to us! We will unpack the issue together and dig into our experiences to give you expert advice.

The clinic will be available during all the breaks as well as in parallel to the discussion roundtables.

Join the community and sign up now!

Dive into process mining for a whole day, and find out what others in the community are up to. We take care of food and drinks during camp. And if you sign up before Friday 3 June 12:00 CEST, not only can you benefit from our early bird rate — you’ll also get your very own camp t-shirt!

All the breaks, lunch, dinner, and coffee will be outside. Other parts of the camp program will also take place outdoors (learn more about our Corona measures here). We expect this year to be the most summer-campy camp ever. We will even have a sort-of campfire in the form of a BBQ at the end of the day.

Don’t miss Process Mining Camp 2022, and sign up now!

We can’t wait to see you in Eindhoven on 23 June.

— Your friends from Fluxicon

process.science presents a new release

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Process Mining Tool provider process.science presents a new release

process.science, specialist in the development of process mining plugins for BI systems, presents its upgraded version of their product ps4pbi. Process.science has added the following improvements to their plug-in for Microsoft Power BI. Identcal upgrades will soon also be released for ps4qlk, the corresponding plug-in for Qlik Sense:

  • 3x faster performance: By improvement of the graph library the graph built got approx. 300% more performant. This is particularly noticeable in complex processes
  • Navigator window: For a better overview in complex graphs, an overview window has been added, in which the entire graph and the respective position of the viewed area within the overall process is displayed
  • Activities legend: This allows activities to be assigned to specific categories and highlighted in different colors, for example in which source system an activity was carried out
  • Activity drill-through: This makes it possible to take filters that have been set for selected activities into other dashboards
  • Value Color Scale: Activity values ​​can be color-coded and assigned to freely selectable groupings, which makes the overview easier at first sight
process.science Process Mining on Power BI

process.science Process Mining on Power BI

Process mining is a business data analysis technique. The software used for this extracts the data that is already available in the source systems and visualizes them in a process graph. The aim is to ensure continuous monitoring in real time in order to identify optimization measures for processes, to simulate them and to continuously evaluate them after implementation.

The process mining tools from process.science are integrated directly into Microsoft Power BI and Qlik Sense. A corresponding plug-in for Tableau is already in development. So it is not a complicated isolated solution requires a new set up in addition to existing systems. With process.science the existing know-how on the BI system already implemented and the existing infrastructure framework can be adapted.

The integration of process.science in the BI systems has no influence on day-to-day business and bears absolutely no risk of system failures, as process.science does not intervene in the the source system or any other program but extends the respective business intelligence tool by the process perspective including various functionalities.

Contact person for inquiries:

process.science GmbH & Co. KG
Gordon Arnemann
Tel .: + 49 (231) 5869 2868
Email: ga@process.science
https://de.process.science/

Process Mining mit Fluxicon Disco – Artikelserie

Dieser Artikel der Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter Fluxicon. Das im Jahr 2010 gegründete Unternehmen, bis heute geführt von den zwei Gründern Dr. Anne Rozinat und Dr. Christian W. Günther, die beide bei Prof. Wil van der Aalst in Eindhoven promovierten, sowie einem weiteren Mitarbeiter, ist eines der ersten Tool-Anbieter für Process Mining. Das Tool Disco ist das Kernprodukt des Fluxicon-Teams und bietet pures Process Mining.

Die beiden Gründer haben übrigens eine ganze Reihe an Artikeln zu Process Mining (ohne Sponsoring / ohne Entgelt) veröffentlicht.

Lösungspakete: Standard-Lizenz
Zielgruppe:  Lauf Fluxicon für Unternehmen aller Größen.
Datenquellen: Keine Standard-Konnektoren. Benötigt fertiges Event Log.
Datenvolumen: Unlimitierte Datenmengen, Beschränkung nur durch Hardware.
Architektur: On-Premise / Desktop-Anwendung

Diese Software für Process Mining ist für jeden, der in Process Mining reinschnuppern möchte, direkt als Download verfügbar. Die Demo-Lizenz reicht aus, um eigene Event-Logs auszuprobieren oder das mitgelieferte Event-Log (Sandbox) zu benutzen. Es gibt ferner mehrere Evaluierungslizenz-Modelle sowie akademische Lizenzen via Kooperationen mit Hochschulen.

Fluxicon Disco erfreut sich einer breiten Nutzerbasis, die seit 2012 über das jährliche ‘Process Mining Camp’ (https://fluxicon.com/camp/index und http://processminingcamp.com ) und seit 2020 auch über das monatliche ‘Process Mining Café’ (https://fluxicon.com/cafe/) vorangetrieben wird.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

Fluxicon Disco bietet den Vorteil des schnellen Einstiegs in datengetriebene Prozessanalysen und ist überaus nutzerfreundlich für den Analysten. Die Oberflächen sind leicht zu bedienen und die Bedeutung schnell zu erfassen oder zumindest zu erahnen. Die Filter-Möglichkeiten sind überraschend umfangreich und äußerst intuitiv bedien- und kombinierbar.

Fluxicon Disco Process Mining

Fluxicon Disco Process Mining – Das Haupt-Dashboard zeigt den Process Flow aus der Rekonstruktion auf Basis des Event Logs. Hier wird die Frequenz-Ansicht gezeigt, die Häufigkeiten von Cases und Events darstellt.

Disco lässt den Analysten auf Process Mining im Kern fokussieren, es können keine Analyse-Diagramme strukturell hinzugefügt, geändert oder gelöscht werden, es bleibt ein statischer Report ohne weitere BI-Funktionalitäten.

Die Visualisierung des Prozess-Graphen im Bereich “Map” ist übersichtlich, stets gut lesbar und leicht in der Abdeckung zu steuern. Die Hauptmetrik kann zwischen der Frequenz- zur Zeit-Orientierung hin und her geschaltet werden. Neben der Hauptmetrik kann auch eine zweite Metrik (Secondary Metric) zur Ansicht hinzugefügt werden, was sehr sinnvoll ist, wenn z. B. neben der durchschnittlichen Zeit zwischen Prozessaktivitäten auch die Häufigkeit dieser Prozessfolgen in Relation gesetzt werden soll.

Die Ansicht “Statistics” zeigt die wesentlichen Einblicke nach allen Dimensionen aus statistischer Sicht: Welche Prozessaktivitäten, Ressourcen oder sonstigen Features treten gehäuft auf? Diese Fragen werden hier leicht beantwortet, ohne dass der Analyst selbst statistische Berechnungen anstellen muss – jedoch auch ohne es zu dürfen, würde er wollen.

Die weitere Ansicht “Cases” erlaubt einen Einblick in die Prozess-Varianten und alle Einzelfälle innerhalb einer Variante. Diese Ansicht ist wichtig für Prozessoptimierer, die Optimierungspotenziale vor allem in häufigen, sich oft wiederholenden Prozessverläufen suchen möchten. Für Compliance-Analysten sind hingegen eher die oft vielen verschiedenen Einzelfälle spezieller Prozessverläufe der Fokus.

Für Einsteiger in Process Mining als Methodik und Disco als Tool empfiehlt sich übrigens das Process Mining Online Book: https://processminingbook.com

Integrationsfähigkeit

Fluxicon Disco ist eine Desktop-Anwendung, die nicht als Cloud- oder Server-Version verfügbar ist. Es ist möglich, die Software auf einem Windows Application Server on Premise zu installieren und somit als virtuelle Umgebung via Microsoft Virtual Desktop oder via Citrix als virtuelle Anwendung für mehrere Anwender zugleich verfügbar zu machen. Allerdings ist dies keine hochgradige Integration in eine Enterprise-IT-Infrastruktur.

Auch wird von Disco vorausgesetzt, dass Event Logs als einzelne Tabellen bereits vorliegen müssen. Dieses Tool ist also rein für die Analyse vorgesehen und bietet keine Standardschnittstellen mit vorgefertigten Skripten zur automatischen Herstellung von Event Logs beispielsweise aus Salesforce CRM oder SAP ERP.

Grundsätzlich sollte Process Mining methodisch stets als Doppel-Disziplin betrachtet werden: Der erste Teil des Process Minings fällt in die Kategorie Data Engineering und umfasst die Betrachtung der IT-Systeme (ERP, CRM, SRM, PLM, DMS, ITS,….), die für einen bestimmten Prozess relevant sind, und die in diesen System hinterlegten Datentabellen als Datenquellen. Die in diesen enthaltenen Datenspuren über Prozessaktivitäten müssen dann in ein Prozessprotokoll überführt und in ein Format transformiert werden, das der Inputvoraussetzung als Event Log für das jeweilige Process Mining Tool gerecht wird. Minimalanforderung ist hierbei zumindest eine Vorgangsnummer (Case ID), ein Zeitstempel (Event Time) einer Aktivität und einer Beschreibung dieser Aktivität (Event).

Das Event Log kann dann in ein oder mehrere Process Mining Tools geladen werden und die eigentliche Prozessanalyse kann beginnen. Genau dieser Schritt der Kategorie Data Analytics kann in Fluxicon Disco erfolgen.

Zum Einspeisen eines Event Logs kann der klassische CSV-Import verwendet werden oder neuerdings auch die REST-basierte Airlift-Schnittstelle, so dass Event Logs direkt von Servern On-Premise oder aus der Cloud abgerufen werden können.

Prinzip des direkten Zugriffs auf Event Logs von Servern via Airlift.

Import von Event Logs als CSV (“Open file”) oder von Servern auch aus der Cloud.

Sind diese Limitierungen durch die Software für ein Unternehmen, bzw. für dessen Vorhaben, vertretbar und bestehen interne oder externe Ressourcen zum Data Engineering von Event Logs, begeistert die Einfachheit von Process Mining mit Fluxicon Disco, die den schnellsten Start in diese Analyse verspricht, sofern die Daten als Event Log vorbereitet vorliegen.

Skalierbarkeit

Die Skalierbarkeit im Sinne hochskalierender Datenmengen (Big Data Readiness) sowie auch im Sinne eines Ausrollens dieser Analyse-Software auf einer Konzern-Ebene ist nahezu nicht gegeben, da hierzu Benutzer-Berechtigungsmodelle fehlen. Ferner darf hierbei nicht unberücksichtigt bleiben, dass Disco, wie zuvor erläutert, ein reines Analyse-/Visualisierungstool ist und keine Event Logs generieren kann (der Teil der Arbeit, der viele Hardware Ressourcen benötigt).

Für die reine Analyse läuft Disco jedoch auch mit vielen Daten sehr zügig und ist rein auf Ebene der Hardware-Ressourcen limitiert. Vertikales Upscaling ist auf dieser Ebene möglich, dazu empfiehlt sich diese Leselektüre zum System-Benchmark.

Zukunftsfähigkeit

Fluxicon Disco ist eines der Process Mining Tools der ersten Stunde und wird auch heute noch stetig vom Fluxicon Team mit kleinen Updates versorgt, die Weiterentwicklung ist erkennbar, beschränkt sich jedoch auf Process Mining im Kern.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung wird, wie auch bei den meisten anderen Anbietern für Process Mining Tools, nicht transparent kommuniziert. Aus eigener Einsatzerfahrung als Berater können mit Preisen um 1.000 EUR pro Benutzer pro Monat gerechnet werden, für Endbenutzer in Anwenderunternehmen darf von anderen Tarifen ausgegangen werden.

Studierende von mehr als 700 Universitäten weltweit (siehe https://fluxicon.com/academic/) können Fluxicon Disco kostenlos nutzen und das sehr unkompliziert. Sie bekommen bereits automatisch akademische Lizenzen, sobald sie sich mit ihrer Uni-Email-Adresse in dem Tool registrieren. Forscher und Studierende, deren Uni noch kein Partner ist, können sehr leicht auch individuelle akademische Lizenzen anfragen.

Fazit

Fluxicon Disco ist ein Process Mining Tool der ersten Stunde und das bis heute. Das Tool beschränkt sich auf das Wesentliche, bietet keine Big Data Plattform mit Multi-User-Management oder anderen Möglichkeiten integrierter Data Governance, auch sind keine Standard-Schnittstellen zu anderen IT-Systemen vorhanden. Auch handelt es sich hierbei nicht um ein Tool, das mit anderen BI-Tools interagieren oder gar selbst zu einem werden möchte, es sind keine eigenen Report-Strukturen erstellbar. Fluxicon Disco ist dafür der denkbar schnellste Einstieg mit minimaler Rüstzeit in Process Mining für kleine bis mittelständische Unternehmen, für die Hochschullehre und nicht zuletzt auch für Unternehmensberatungen oder Wirtschaftsprüfungen, die ihren Kunden auf schlanke Art und Weise Ist-Prozessanalysen ergebnisorientiert anbieten möchten.

Dass Disco seitens Fluxicon nur für kleine und mittelgroße Unternehmen bestimmt ist, ist nicht ganz zutreffend. Die meisten Kunden sind grosse Unternehmen (Banken, Versicherungen, Telekommunikationsanabieter, Ministerien, Pharma-Konzerne und andere), denn diese haben komplexe Prozesse und somit den größten Optimierungsbedarf. Um Process Mining kommen die Unternehmen nicht herum und so sind oft auch mehrere Tools verschiedener Anbieter im Einsatz, die sich gegenseitig um ihre Stärken ergänzen, für Fluxicon Disco ist dies die flexible Nutzung, nicht jedoch das unternehmensweite Monitoring. Der flexible und schlanke Einsatz von Disco in vielen Unternehmen zeigt sich auch mit Blick auf die Sprecher und Teilnehmer der jährlichen Nutzerkonferenz, dem Process Mining Camp.

Process Mining mit MEHRWERK – Artikelserie

Dieser Artikel der Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter MEHRWERK. Das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen, heute geführt durch drei Geschäftsführer, bietet Business Intelligence als Beratung und Dienstleistung rund um die Produkte des BI-Software-Anbieters QlikTech an. Rund zehn Jahre später, 2018, stieg das Unternehmen auch als Teil-Software-Anbieter in Process Mining ein. MEHRWERK ProcessMining, kurz MPM, ist einen Process Mining Lösung auf der Basis des weit verbreiteten BI-Tools Qlik Sense.

Lösungspakete: Standard-Lizenz
Zielgruppe:  Für mittel- und große Unternehmen
Datenquellen: Beliebig über Standard-Konnektoren von Qlik Sense
Datenvolumen: Unlimitierte Datenmengen
Architektur: On-Premise, Cloud oder Multi-Cloud

Für den Einsatz von MEHRWERK ProcessMining wird Qlik Sense Enterprise benötigt, welches sowohl On-Premise auf unternehmenseigenen Windows-Servern direkt installiert werden kann, über Kubernetes via Container ebenfalls On-Premise oder in  sowie auch noch einfacher direkt in der Qlik Cloud oder aus Datenschutzgründen in Verbindung mit der Hochskalierbarkeit der Cloud als hybrides Deployment.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

Die Beurteilung der Bedienbarkeit ist nahezu vollständig abhängig von der Einschätzung zur Bedienbarkeit von Qlik Sense, da MPM auf diesem gängigen BI-Tool basiert. Im Wording von Qlik Sense arbeiten Developer in einem Hub und erstellen Apps, die ein oder mehrere Worksheets (Arbeitsblätter) umfassen können, welche horizontal durchgeblättert werden können. Die Qlik-Technologie ermöglicht es dabei übrigens auch, neben Story-Telling-Boards ganze Dashboards oder einzelne Visualisierungen über Mashups in Webseiten einzubetten.

Jede App kann in einem bestimmten Stream veröffentlicht werden. Über die Apps und die Streams wird der Zugriff durch die Nutzer erweitert, beschränkt oder anderweitig organisiert. Die Zugriffe auf Apps können über Security Rules gesteuert und beschränkt werden, was für die Data Governance eines Unternehmens wichtig ist und die Lösung auch mandantenfähig macht.

Figure 1 - Übersicht über die wichtigsten Schaltflächen einer Qlik Sense-App

Figure 1 – Übersicht über die wichtigsten Schaltflächen einer Qlik Sense-App

Wer mit Qlik Sense als BI-Tool bereits vertraut ist, wird sich hier sofort zurechtfinden und kann direkt in Process Mining als Analyseform, die immer mehr zum festen Bestandteil leistungsstarker BI-Systeme wird, einsteigen. Standardmäßig startet jede App im Ansichtsmodus. Die Qlik Sense-User-Role „Analyzer User“ ist nur für diese Ansicht berechtigt und kann Apps nur lesend verwenden. Die App ist jedoch interaktiv nutzbar, so dass alle in der App verfügbaren Dimensionen anklickbar und als Filter nutzbar sind. Die Besonderheit ist hier das assoziative Datenmodell, welches durch Qlik’s inMemory Engine bereitgestellt wird. Diese überwindet die Einschränkungen relationaler Datenbanken und SQL-Abfragen. Bei diesem traditionellen Ansatz müssen Datenquellen mit SQL-Join-Befehlen kombiniert werden, und es müssen im Voraus Annahmen über die Art der Fragen getroffen werden, die die Anwender stellen werden. Wenn ein Benutzer eine Analyse durchführen möchte, die nicht geplant war, müssen die Daten neu aufgebaut werden, was die Ausführung komplexer Abfragen zur Folge hat und eine gewisse Wartezeit verursacht. Die assoziative Engine hingegen ermöglicht “on the fly”-Berechnungen und Aggregationen, die sofortige Erkenntnisse über die betrachteten Prozesse liefern.

Für Anwender, die mit den Filtermöglichkeiten nicht so vertraut sind, bietet Qlik auch die assoziative Suche an. Diese ermöglicht es, Suchbegriffe, ähnlich wie bei Google, einzugeben. Die Assoziative Engine ermittelt dann mögliche Treffer und Verbindungen in den Daten, welche daraufhin entsprechend gefiltert werden.

Die User-Role „Professional User“ kann jede veröffentlichte App zudem im Editier-Modus öffnen und eigene Arbeitsblätter und Analysen auf Basis zentral definierter Masteritems (Kennzahlen und Dimensionen) erstellen. Ebenfalls können bestehende Dashboards dupliziert werden, um diese für den eigenen Bedarf anzupassen, z. B. um Tabellen und Diagrammen anzupassen oder zu löschen. Dabei erfolgt jedoch keine Datenduplizierung, da Qlik Sense einen sogenannten Server Side Authoring Ansatz verfolgt. Durch das Konzept der Master Items wird zusätzlich sichergestellt, dass die Data Governance erhalten bleibt. Die erstellen Arbeitsblätter können durch die Professional User wiederrum veröffentlicht werden. Dabei ist sichergestellt, dass alle anderen Anwender diese „Community Sheets“ nur mit den Daten ihres Berechtigungskontexts sehen.

Figure 2 - Eine QlikSense App im Edit-Modus für "Professional User".

Figure 2 – Eine QlikSense App im Edit-Modus für “Professional User”.

Jede Seite der App kann beliebig gestaltet werden, auch so, dass Read-Only-Nutzer über die Standard-Lizenz viele Möglichkeiten des Ablesens und der Filterung von Daten erhalten.

Figure 3 - Hier eine Seite der App, die nur zur Filterung von Dimensionen gestaltet ist: Die Filterung von Prozessnetzen nach Vorgangsnummern, Produkten und/oder Prozess-Varianten

Figure 3 – Hier eine Seite der App, die nur zur Filterung von Dimensionen gestaltet ist: Die Filterung von Prozessnetzen nach Vorgangsnummern, Produkten und/oder Prozess-Varianten

MEHRWERK ProcessMining liefert Vorlagen als Standard-App, die typische Analyse-Szenarien wie das Prozess-Flussdiagramm und Filter für Durchlaufzeiten, Frequenzen und Varianten bereits vorgeben und somit den Einstieg erleichtern. Die Template App liefert außerdem sehr umfangreiche Process Mining Funktionen wie Conformance Checking, automatisierte Ursachenanalysen, Prozessmusterabfragen oder kontinuierliches Process Monitoring gleich mit aus. Außerdem können u.a. Schichten, Prozesshierarchien oder Sollprozesse konfiguriert werden.

Nur User mit der Qlik Sense „Professional User“ Lizenz können dazu im Editier-Modus auch die Datenmodelle einsehen, erstellen und anpassen. So wie auch in der klassischen Business Intelligence sind im Process Mining Datenmodelle in Form sogenannter Event-Logs entscheidend für die Analyse und die Vorbedingung auch für die MPM App.

Figure 4 - Beispielhaftes Event Log aus der Beispielvorlage-App von MEHRWERK.

Figure 4 – Beispielhaftes Event Log aus der Beispielvorlage-App von MEHRWERK.

Das Event Log kann und sollte neben den drei Must-Haves für Process Mining (Case-ID, Activity Description & Timestamp) noch beliebig viele weitere hilfreiche Informationen in weiteren Spalten aufführen. Denn nur so können Abweichungen, Anomalien oder andere Auffälligkeiten im Prozess in einen Kontext gesetzt werden, um gezielte Maßnahmen treffen zu können.

Integrationsfähigkeit

Die Frage, wie gut und leicht sich MEHRWERK ProcessMining in die Unternehmens-IT einfügen lässt, stellt sich mit der Frage, ob Qlik Sense bereits Teil der IT-Infrastruktur ist oder beispielsweise als Cloud-Lösung eingesetzt wird. Unternehmen, die bisher nicht auf Qlik Sense setzten, müssten hier die grundsätzliche Frage der Voraussetzungen des Tools von QlikTech stellen.  Vollständigerweise sei jedoch angemerkt, dass laut Aussage von MEHRWERK ca. 40% ihrer Kunden vorher kein Qlik Sense im Einsatz hatten und die Installation von Qlik Sense keine große Hürde darstellt.

Ein wesentlicher Aspekt der Integrationsfähigkeit ist jedoch nicht nur die Integration der Software in die IT-Infrastruktur, sondern auch, wie leicht sich Daten in das benötigte Datenformat (Event Log) überführen lässt. Es ist zwar möglich, Qlik Sense mit MPM ausschließlich für die Datenanalyse/-visualisierung zu verwenden, und die Datenmodellierung dann mit anderen Tools (Datenbanken, ETL) durchzuführen. Allerdings bringt Qlik Sense selbst eine Menge an Konnektoren zu vielen Datenquellen mit. Wie mit jedem Process Mining Tool ist gibt es dabei zwei Konzepte der Datenaufbereitung. Die eine Möglichkeit ist das Laden, Konsolidieren und Vorbereiten der Datenbank für ein Data Warehouse (DWH), das die Daten bereits in Event Logs transformiert. In diesem Fall kann MPM die Daten über einen Standard-Konnektor von Qlik Sense importieren, in ein MPM-spezifisches Event Log nachbereiten und dann direkt mit der Analyse starten. Dabei benötigt Qlik Sense keine eigene Datenbank für die Datenhaltung sondern verabeitet die Daten hochkomprimiert in der eigenen, patentierten InMemory-Engine.

Figure 5 - Qlik Sense Standard Connectors

Figure 5 – Qlik Sense Standard Connectors

Das andere Konzept der Datenaufbereitung ist die Nutzung von Qlik Sense auch als Tool für das Datenmanagement. Hierfür werden die Standard-Konnektoren genutzt, um Daten möglichst direkt an Qlik Sense anzubinden. In diesem Fall muss die Bildung des anwendungsfallspezifischen Event Logs als prozessprotokollartiges Datenmodell in Qlik Sense erfolgen. Dies lässt sich in einem prozeduralen Skript mit der Qlik-eigenen Skriptsprache, die an die Sprache DAX von Microsoft sowie an SQL erinnert, umsetzen. Dabei kann das Skript in mehrere Segmente unterteilt und die Ausführung automatisiert und ge-timed werden. MEHRWERK ProcessMining bietet hierfür standardisierte ETL-Best-Practices an, die erlauben mit Hilfe von Regelwerken die Eventloggenerierung stark zu vereinfachen. Ein großer Vorteil ist die Verzahnung von Process Mining Funktionalitäten während des ETL-Prozesses. Dies erlaubt frühzeitiges und visuelles Validieren schon bei der Beladung.

Figure 6 - Das Laden und Modellieren von Daten kann eingeschränkt visuell mit klickbaren Oberflächen erfolgen. Mehr Möglichkeiten bietet jedoch der Qlik Script Editor.

Figure 6 – Das Laden und Modellieren von Daten kann eingeschränkt visuell mit klickbaren Oberflächen erfolgen. Mehr Möglichkeiten bietet jedoch der Qlik Script Editor.

Skalierbarkeit

Klassischerweise wurde Qlik Sense Server On-Premise in der eigenen IT-Infrastruktur installiert. Die Software Qlik Sense ist nur als Server-Version verfügbar. Qlik Sense setzt auf eine patentierte In-Memory-Technologie. Technisch ist Qlik Sense in Sachen Performance nur durch die Hardware begrenzt.

Heute kann Qlik Sense Server auch direkt über die Qlik Cloud genutzt oder über Kubernetes auf eigene Server oder in die Multi-Cloud ausgeliefert werden. Ein Betrieb bei typischen Cloud-Anbietern wie von Amazon, Google oder Microsoft ist problemlos möglich und somit technisch auch beliebig skalierbar.

Zukunftsfähigkeit

Die Zukunftsfähigkeit von MPM liegt in erster Linie in der Weiterentwicklung von Qlik Sense durch QlikTech. Im Magic Quadrant von Gartner 2020 für BI- und Analytics-Tools zählt Qlik zu den top drei Anführern nach Tableau und Microsoft.

Auf Grund der großen Qlik-Community und der weiten Verbreitung als BI-Tool zählt die Lösung von MEHRWERK vermutlich zu einer sehr zukunftssicheren mit vielen Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aus der Community und von anderen BI-Unternehmen gibt es viele Erweiterungen für Qlik Sense, die den Funktionsumfang von der Konnektivität zu anderen Tools bis hin zur einfacheren oder visuell attraktiveren Analyse verbessern. Für Qlik Sense gibt es viele weitere Anbieter für diverse Erweiterungen sowie Qlik-eigene und kompatible Co-Lösungen für Master Data Management und Data Governance. Auch die Integration von Data Science Tools via Programmiersprachen wie Python oder R ist möglich und erweitert diese Plattform in Richtung Advanced Analytics.

Die Weiterentwicklung der Process Mining Lösung erfolgt unabhängig davon auch durch MEHRWERK selbst, so wird Machine Learning vermehrt dazu eingesetzt, Process Anomalien zu erkennen sowie Durchlaufzeiten von Prozessen zu prognostizieren.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung wird von MEHRWERK nicht transparent kommuniziert und liegt im Vergleich zu anderen Process Mining Tools erfahrungsgemäß im Mittelfeld. Neben den MPM spezifischen Kosten werden darüber hinaus auch User-Lizenzen für Qlik Sense fällig. Weitere mögliche Kosten hängen auch von der Wahl ab, ob die Qlik Cloud, eine andere Cloud-Plattform oder die On-Premise-Installation geplant wird.

Fazit

MPM ProcessMining ist für Unternehmen, die voll und ganz auf QlikSense als BI-Tool setzen, eine echte Option für den schnellen und leistungsstarken Einstieg in diese spezielle Analysemethodik. Mitarbeiter, die Qlik Sense bereits kennen, finden sich hier beinahe sofort zurecht und können direkt starten, sofern Event-Logs vorliegen. Die Gestaltung von Event-Logs in Qlik Sense bedingt jedoch etwas Erfahrung mit der Datenaufbereitung und -modellierung in Qlik Sense und Kenntnisse in Qlik Script.

Process Mining mit PAFnow – Artikelserie

Artikelserie zu Process Mining Tools – PAFnow

Der zweite Artikel der Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter PAFnow. 2014 in Deutschland gegründet kann das Unternehmen PAF, dessen Kürzel für Process Analytics Factory steht, bereits auf eine beachtliche Anzahl an Projekten zurückblicken. Das klare selbst gesteckte Ziel von PAF: Mit dem eigenen Tool namens PAFnow Process Mining für jeden zugänglich machen.

PAFnow basiert auf dem bekannten BI-Tool „Power BI“. Wer sein Wissen zu Power BI noch einmal auffrischen möchte, kann das gerne in diesem Artikel aus der Artikelserie zu BI-Tools machen. Da Power BI selbst als Cloud- und On-Premise-Lösung erhältlich ist, gilt dies indirekt auch für PAFnow. Diese vier Versionen des Process Mining Tools werden von PAFnow angeboten:

Free Pro Premium Enterprise
Lizenz:  Kostenfrei
(Marketplace Power BI)
99€ pro User pro Monat 499€ pro User pro Monat Nur auf Anfrage
Zielgruppe:  Für kleine Unternehmen und Einzelanwender Für kleine bis mittlere Unternehmen Für mittlere und große Unternehmen Für mittlere und große Unternehmen
Datenquellen: Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen in Power BI Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen in Power BI Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen in Power BI Beliebig (Power BI Konnektoren), Transformationen auch via MS SSIS
Datenvolumen: Limitiert auf 30.000 Events,
1 Visual
Unlimitierte Events,
1 Visual, 1 Report
Unlimitierte Events,
9 Visual, 10 Reports
Unlimitierte Events,
10 Visual, 10 Reports, Content Packs
Architektur: Nur On-Premise Nur On-Premise Nur On-Premise Nur On-Premise

Abbildung 1: Übersicht zu den vier verschiedenen Produktversionen des Process Mining Tools PAFnow

PAF führt auf seiner Website weitere Informationen zu den jeweiligen Versionsunterschieden an. Für diesen Artikel wird sich im weiteren Verlauf auf die Enterprise Version bezogen, wenn nicht anderes gekennzeichnet.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

Das übersichtliche Userinterface von Power BI unterstützt die Analyse von Prozessen mit PAFnow. Und auch Anfänger können sich glücklich schätzen, denn es gibt eine beeindruckende Vielzahl an hochwertigen Lernvideos und Dokumentation zu Power BI. Die von PAFnow entwickelten Visuals, wie zum Beispiel der „Process Explorer“ fügt sich reibungslos zu den Power BI Visuals ein. Denn die Bedienung dieser Visuals entspricht größtenteils demselben Prinzip wie dem der Power BI Visuals. Neue Anwendungen wie beim Process Explorer der Conformance Check, werden jedoch auch von PAFnow in Lernvideos erläutert.

PAFnow Process Mining by using Power BIAbbildung 1: Userinterface von PAFnow in dem vorgefertigten Report „Discovery“

Die PAFnow Visuals werden – wie in Power BI – üblich per drag & drop platziert und mit den gewünschten Dimensionen und Measures bestückt. Die Visuals besitzen verschiedenste Einstellungsmöglichkeiten, um dem Benutzer das Visual nach seinen Vorstellungen gestallten zu lassen. Kommt man an die Grenzen der Einstellungen, lohnt sich immer ein Blick in den Marketplace von Power BI. Dort werden viele und teilweise auch technisch sehr gute Visuals kostenlos angeboten, welche viele weitere Analyseideen im Kontext der Prozessanalyse abdecken.

Die vorgefertigten Reports von PAFnow sind intuitiv zu handhaben, denn sie vermitteln dem Analysten direkt den passenden Eindruck, wie die jeweiligen Visuals am besten einzusetzen sind. Einzelne Elemente aus dem Report können gelöscht und nach Belieben ergänzt werden. Dadurch kann Zeit gespart und mit der eigentlichen Analyse schnell begonnen werden.

PAFnow Process Mining Power BI - Varienten-AnalyseAbbildung 2: Vorgefertigter Report „Variants“ an dem direkt eine Root-Cause Analyse durchgeführt werden kann

In Power BI werden die KPI’s bzw. Measures in einer von Microsoft eigens entwickelten Analysesprache namens DAX (Data Analysis Expressions) definiert. Diese Formelsprache ist ein sehr stark an Excel angelehnter Syntax und bietet für viele Nutzer in dieser Hinsicht einen guten Einstieg. Allerdings bietet der Umfang von DAX noch deutlich mehr, als es die meisten Excel Nutzer gewohnt sein werden, so können auch motivierte und technisch affine Business Experten recht tief in die Analyse abtauchen. Da es auch hier eine sehr gut aufgestellte Community als auch Dokumentation gibt, sind die Informationen zu den verborgenen Fähigkeiten von DAX meist nur ein paar Klicks entfernt.

Integrationsfähigkeit

PAF bietet für sein Process Mining Tool aktuell noch keine eigene Cloud-Lösung an und ist somit nur über Power BI selbst als Cloud-Lösung erhältlich. Anwender, die sich eine unabhängige Process Mining – Plattform wünschen, müssen sich daher mit Power BI zufriedengeben. Ob PAFnow in absehbarer Zeit diese Lücke schließen wird und die Enterprise-Readiness des Tools somit erhöhen wird, bleibt abzuwarten, wünschenswert wäre es. Mit Power BI als Cloud-Lösung ist man als Anwender jedoch in den meisten Fällen nicht schlecht vertröstet. Da Power BI sowohl als Cloud- und als On-Premise-Lösung verfügbar ist, kann hier situationsabhängig entschieden werden. An dieser Stelle gilt es abzuwägen, welche Limitationen die beiden Lösungen mit sich bringen und daher sei auch an dieser Stelle der Artikel zu Power BI aus der BI-Tool-Artikelserie empfohlen. Darüber hinaus sollte die Größe der zu analysierenden Prozessdaten berücksichtigt werden. So kann bei plötzlich zu großen Datenmengen auch später noch ein Wechsel von der recht günstigen Power BI Pro-Lizenz auf die deutlich kostenintensivere Premium-Lizenz erfordern. In der Enterprise Version von PAFnow sind zwei frei wählbare Content Packs enthalten, welche aus SAP-Konnektoren, sowie vorentwickelten SSIS Packages bestehen. Mittels Datenextraktor werden die benötigten Prozessdaten, z. B. für die Prozesse P2P (Purchase-to-Pay) und O2C (Order-to-Cash), in eine Datenbank eines MS SQL Servers geladen und dort durch die SSIS-Packages automatisch in das für die Analyse benötigte Format transformiert. SSIS ist ein ETL-Tool von Microsoft und steht für SQL Server Integration Services. SSIS ist ein Teil der Enterprise-Vollversion des Microsoft SQL Servers.

Die vorgefertigten Reports die PAFnow zur Verfügung stellt, können Projekte zusätzlich beschleunigen. Neben den zwei frei wählbaren Content Packs, die in der Enterprise Version von PAFnow enthalten sind, stellen Partner die von Ihnen selbstentwickelte Packs zur Verfügung. Diese sind sofern die zwei kostenlosen Content Packs bereits beansprucht wurden jedoch zahlungspflichtig. PAFnow profitiert von der beeindruckenden Menge an verschiedenen Konnektoren, die Microsoft in Power BI zur Verfügung stellt. So können zusätzlich Daten direkt aus den Quellsystemen in Power BI geladen werden und dem Datenmodel ggf. hinzugefügt werden. Der Vorteil liegt in der Flexibilität, Daten nicht immer zwingend über ein Data Warehouse verfügbar machen zu müssen, sondern durch den direkten Zugriff auf die Datenquellen schnelle Workarounds zu ermöglichen. Allerdings ist dieser Vorteil nur auf ergänzende Daten beschränkt, denn das Event-Log wird stets via SSIS-ETL in der Datenbank oder der sogenannten „Companion-Software“ transformiert und bereitgestellt. Da der Companion jedoch ohne Schedule-Funktion auskommt, Transformationen also manuell angestoßen werden müssen, eignet sich dieser kaum für das Monitoring von Prozessen. Falls eine hohe Aktualität der Daten gefordert ist, sollte daher auf die SSIS-Package-Funktion der Enterprise Version zurückgegriffen werden.

Ergänzende Daten können anschließend mittels einer der vielen Power BI Konnektoren auch direkt aus der Datenquelle geladen werden, um Sie anschließend mit dem Datenmodell zu verknüpfen. Dabei sollte bei der Modellierung jedoch darauf geachtet werden, dass ein entsprechender Verbindungsschlüssel besteht. Die Flexibilität, Daten aus verschiedensten Datenquellen in nahezu x-beliebigem Format der Process Mining Analyse hinzufügen zu können, ist ein klarer Pluspunkt und der große Vorteil von PAFnow, auf die erfolgreiche BI-Lösung von Microsoft aufzusetzen. Mit der Wahl von SSIS als Event-Log/ETL-Lösung, positioniert sich PAFnow noch ein deutliches Stück näher zum Microsoft Stack und erleichtert die Integration in diejenige IT-Infrastruktur, die auf eben diesen Microsoft Stack setzt.

Auch in Sachen Benutzer-Berechtigungsmanagement können die Process Mining Analysen mittels Power BI Features, wie z.B. Row-based Level Security detailliert verwaltet werden. So können ganze Reports nur für bestimmte Personen oder Gruppen zugänglich gemacht werden, aber auch Teile des Reports sowie einzelne Datenausschnitte kontrolliert definierten Rollen zugewiesen werden.

Skalierbarkeit

Um große Datenmengen mit Analysemethodik aus dem Process Mining analysieren zu können, muss die Software bei Bedarf skalieren. Wer mit großen Datasets in Power BI Pro lokal auf seinem Rechner schon Erfahrungen sammeln durfte, wird sicherlich schon mal an seine Grenzen gestoßen sein und Power BI nicht unbedingt als Big Data ready bezeichnen. Diese Performance spiegelt allerdings nur die untere Seite des Spektrums wider. So ist Power BI mit der Premium-Lizenz und einer ausreichend skalierten Azure SQL Data Warehouse Instanz durchaus dazu in der Lage, Daten im Petabytebereich zu analysieren. Microsoft entwickelt Power BI kontinuierlich weiter und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für weitere Performance-Verbesserung sorgen. Dabei wird MS Azure, die Cloud-Plattform von Microsoft, weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Hiervon wird PAFnow profitieren und attraktiv auch für Process Mining Projekte mit Big Data werden. Referenzprojekte mit besonders großen Datenmengen, die mit PAFnow analysiert wurden, sind öffentlich nicht bekannt. Im Grunde sind jegliche Skalierungsfähigkeiten jedoch nicht jene dieser Analysefunktionalität, sondern liegen im Microsoft Technology Stack mit all seinen Vor- und Nachteilen der Nutzung on-Premise oder in der Microsoft Cloud. Dabei steckt der Teufel übrigens immer im Detail und so muss z. B. stets auf die richtige Version von Power BI geachtet werden, denn es gibt für die Nutzung On-Premise mit dem Power BI Report Server als auch für jene Nutzung über Microsoft Azure unterschiedliche Versionen, die zueinander passen müssen.

Die Datenmodellierung erfolgt in der Datenbank (On-Premise oder in der Cloud) und wird dann in Power BI geladen. Das Datenmodell wird in Power BI grafisch und übersichtlich dargestellt, wodurch auch der End-Nutzer jederzeit nachvollziehen kann in welcher Beziehung die einzelnen Tabellen zueinanderstehen. Die folgende Abbildung zeigt ein beispielhaftes Datenmodel visuell in Power BI.

Data Model in Microsoft Power BIAbbildung 3: Grafische Darstellung des Datenmodels in Power BI

Zusätzliche Daten lassen sich – wie bereits erwähnt – sehr einfach hinzufügen und auch einfach anbinden, sofern ein Verbindungsschlüssel besteht. Sollten also zusätzliche Slicer benötigt werden, können diese problemlos ergänzt werden. An dieser Stelle sorgen die vielen von Power BI bereitgestellten Konnektoren für einen hohen Grad an Flexibilität. Für erfahrene Power BI Benutzer ist die Datenmodellierung also wie immer reibungslos und übersichtlich. Aber auch Neulinge sollten, sofern sie Erfahrung in der Datenmodellierung haben, hier keine Schwierigkeiten haben. Kleinere Transformationen beim Datenimport können im Query Editor von Power BI, mit Hilfe der Formelsprache Power Query (M) gemacht werden. Diese Formelsprache ist einsteigerfreundlich und ähnelt in Teilen der Programmiersprache F#. Aber auch ohne diese Formelsprache können einfache Transformationen mit Hilfe des übersichtlichen und mit vielen Funktionen ausgestatteten Userinterfaces im Query Editor intuitiv erledigt werden. Bei größeren und komplexeren Transformationen sollten die Daten jedoch auf Datenbankebene erfolgen. Dort werden die Rohdaten auch für die PAFnow Visuals vorbereitet, sofern die Enterprise-Version genutzt wird. PAFnow stellt für diese Transformationen vorgefertigte SSIS-Packages zur Verfügung, welche auch angepasst und erweitert werden können. Die Modellierung erfolgt somit in T-SQL, das in den SSIS-Queries eingebettet ist und stellt für jeden erfahrenden SQL-Anwender keine Schwierigkeiten dar. Bei der Erweiterbarkeit und Flexibilität der Datenmodelle konnte ich ebenfalls keine besonderen Einschränkungen feststellen. Einzig das Schema, welches von den PAFnow Visuals vorgegeben wird, muss eingehalten werden. Durch das Zurückgreifen auf die Abfragesprache SQL, kann bei der Modellierung auf eine sehr breite Community zurückgegriffen werden. Darüber hinaus können bestehende SQL-Skripte eingefügt und leicht angepasst werden. Und auch die Suche nach einem geeigneten Data Engineer gestaltet sich dadurch praktisch, da SQL im Generellen und der MS SQL Server im Speziellen im Einsatz sehr verbreitet sind.

Zukunftsfähigkeit

Grundsätzlich verfolgt PAF nach eigener Aussage einen anderen Ansatz als der Großteil ihrer Mitbewerber: “So setzt PAF weniger auf monolithische Strukturen, sondern verfolgt einen Plattform-agnostischen Ansatz“.  Damit grenzt sich PAF von sogenannte All-in-one Lösungen ab, bei welchen alle Funktionen bereits integriert sind. Der Vorteil solcher Lösungen ist, dass sie vollumfänglich „ready-to-use“ sind, sobald sie erfolgreich implementiert wurden. Der Nachteil solcher Systeme liegt in der unzureichenden Steuerungsmöglichkeit der einzelnen Bestandteile. Microservices hingegen versprechen eben genau diese Kontrolle und erlauben es dem Anwender, nur die Funktionen, die benötigt werden nach eigenen Vorstellungen in das System zu integrieren. Auf der anderen Seite ist der Aufbau solcher agnostischen Systeme deutlich komplexer und beansprucht daher oft mehr Zeit bei der Implementierung und setzt auch ein gewissen Know-How voraus. Die Entscheidung für den einen oder anderen Ansatz gleicht ein wenig einer make-or-buy Entscheidung und muss daher in den individuellen Situationen abgewogen werden.

In den beiden Trendthemen Machine Learning und Task Mining kann PAFnow aktuell noch keine Lösungen vorzeigen. Nach eigenen Aussagen gibt es jedoch bereits einige Neuerungen in der Pipeline, welche PAFnow in Zukunft deutlich AI-getriebener gestalten werden. Näheres zu diesem Thema wollte man an dieser Stelle zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht verkünden. Jedoch kann der Website von PAFnow diverse Forschungsprojekte eingesehen werden, welche sich unteranderem mit KI und RPA befassen. Sicherlich profitieren PAFnow Anwender auch von der Zukunftsfähigkeit von Power BI bzw. Microsoft selbst. Inwieweit diese Entwicklungen in dieselbe Richtung gehen wie die Trends im Bereich Process Mining bleibt abzuwarten.

Preisgestaltung

Der Kostenrahmen für das Process Mining Tool von PAFnow ist sehr weit gehalten. Da die Pro Version bereits für 120$ im Monat zu haben ist, spiegelt sich hier die Philosophie von PAFnow wider, Process Mining für jedermann zugänglich zu machen. Mit dieser niedrigen Einstiegshürde können Unternehmen erste Erfahrungen im Process Mining sammeln und diese ohne großes Investitionsrisiko validieren. Nicht im Preis enthalten, sind jedoch etwaige Kosten für das notwendige BI-Tool Power BI. Da jedoch auch hier der Kostenrahmen sehr weit ausfällt und mittlerweile auch im Serviceportfolio von Microsoft 365 enthalten ist, bleibt es bei einer niedrigen Einstieghürde aus finanzieller Sicht. Allerdings kann bei umfangreicher Nutzung der Preis der Power BI Lizenzgebühren auch deutlich höher ausfallen. Kommt Power BI z. B. aus Gründen der Data Governance nur als On-Premise-Lösung in Betracht, steigen die Kosten für Power BI grundsätzlich bereits auf mindestens 4.995 EUR pro Monat. Die Preisbewertung von PAFnow ist also eng verbunden mit dem Power BI Lizenzmodel und sollte im Einzelfall immer mit einbezogen werden. Wer gerne mehr zum Lizenzmodel von Power BI wissen möchte, bekommt hier eine zusammengefasste Übersicht.

Fazit

Mit PAFnow ist ein durchaus erschwingliche Process Mining Tool auf dem Markt erhältlich, welches sich geschickt in den Microsoft-BI-Stack eingliedert und die Hürden für den Einstieg relativ geringhält. Unternehmen, die ohnehin Power BI als Reporting Lösung nutzen, können ohne großen Aufwand erste Projekte mit Process Mining starten und den Umfang der Funktionen über die verschiedenen Lizenzen hochskalieren. Allerdings sind dem Autor auch Unternehmen bekannt, die Power BI und den MS SQL Server explizit für die Nutzung von PAFnow erstmalig in ihre Unternehmens-IT eingeführt haben. Da Power BI bereits mit vielen Features ausgestattet ist und auch kontinuierlich weiterentwickelt wird, profitiert PAFnow von dieser Entwicklungsarbeit ungemein. Die vorgefertigten Reports von PAFnow können die Time-to-Value lukrativ verkürzen und sind flexibel erweiterbar. Für erfahrene Anwender von Power BI ist der Umgang mit den Visuals von PAF sehr intuitiv und bedarf keines großen Schulungsaufwandes. Die Datenmodellierung erfolgt auf SSIS-Basis in SQL und weist somit auch keine nennenswerten Hürden auf. Wie leistungsstark PAFnow mit großen Datenmengen umgeht kann an dieser Stelle nicht bewertet werden. PAFnow steht nicht nur in diesem Punkt in direkter Abhängigkeit von der zukünftigen Entwicklung des Microsoft Technology Stacks und insbesondere von Microsoft Power BI. Für strategische Überlegungen bzgl. der Integrationsfähigkeit in das jeweilige Unternehmen sollte dies immer berücksichtigt werden.

Process Mining mit Celonis – Artikelserie

Der erste Artikel dieser Artikelserie Process Mining Tools beschäftigt sich mit dem Anbieter Celonis. Das 2011 in Deutschland gegründete Unternehmen ist trotz wachsender Anzahl an Wettbewerbern zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels der eindeutige Marktführer im Bereich Process Mining.

Celonis Process Mining – Teil 1 der Artikelserie

Celonis Process Mining ist 2011 als reine On-Premise-Lösung gestartet und seit 2018 auch als Cloud-Lösuung zu haben. Übersicht zu den vier verschiedenen Produktversionen der Celonis Process Mining Lösungen:

Celonis Snap Celonis Enterprise Celonis Academic Celonis Consulting
Lizenz:  Kostenfrei Kostenpflichtige Lösungspakete Kostenfrei Consulting Lizenz on Demand
Zielgruppe:  Für kleine Unternehmen und Einzelanwender Für mittel- und große Unternehmen Für akademische Einrichtungen und Studenten Für Berater
Datenquellen: ServiceNow, CSV/XLS -Datei Beliebig (On-Premise- und Cloud – Anbindungen) ServiceNow, CSV/XLS/XES –Datei oder Demosysteme Beliebig (On-Premise- und Cloud – Anbindungen)
Datenvolumen: Limitiert auf 500 MB Event-Log-Daten Unlimitierte Datenmengen (Größte Installation 50 TB) Unlimitierte Datenmengen Unlimitierte Datenmengen (Größte Installation 30 TB
Architektur: Cloud & On-Premise Cloud & On-Premise Cloud & On-Premise Cloud & On-Premise

Dieser Artikel bezieht sich im weiteren Verlauf auf die Celonis Enterprise Version, wenn nicht anders gekennzeichnet. Spezifische Unterschiede unter den einzelnen Produkten und weitere Informationen können auf der Website von Celonis entnommen werden.

Bedienbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Analysen

In Sachen Bedienbarkeit punktet Celonis mit einem sehr übersichtlichen und einsteigerfreundlichem Userinterface. Jeder der mit BI-Tools wir z.B. „Power-BI“ oder „Tableau“ gearbeitet hat, wird sich wahrscheinlich schnell zurechtfinden.

Userinterface Celonis

Abbildung 1: Userinterface von Celonis. Über die Reiter kann direkt von der Analyse (Process Analytics) zu den ETL-Prozessen (Event Collection) gewechselt werden.

Das Erstellen von Analysen funktioniert intuitiv und schnell, auch weil die einzelnen Komponentenbausteine lediglich per drag & drop platziert und mit den gewünschten Dimensionen und KPI’s bestückt werden müssen.

Process Analytics im Process Explorer

Abbildung 2: Typische Analyse im Edit Modus. Neue Komponenten können aus dem Reiter (rechts im Bild) mittels drag & drop auf der Dashboard Bearbeitungsfläche platziert werden.

Darüber hinaus bietet Celonis mit seinem kostenlosen Programm „Celonis Acadamy“ einen umfangreichen und leicht verständlichen Pool an Trainingseinheiten für die verschiedenen User-Rollen: „Snap“, „Executive“, „Business User“, „Analyst“ und „Data Engineer“. Einsteiger finden sich nach der Absolvierung der Grundkurse etwa nach vier Stunden in dem Tool zurecht.

Conformance Analyse In Celonis

Abbildung 3: Conformance Analyse In Celonis. Es kann direkt analysiert werden, welche Art von Verstößen welche Auswirkungen haben und mit welcher Häufigkeit diese auftreten.

Die Definition von eigenen KPIs erfolgt mittels übersichtlichem Code Editor. Die verwendete proprietäre und patentierte Programmiersprache lautet PQL (Process Query Language) , dessen Syntax stark an SQL angelehnt ist und alle prozessrelevanten Berechnungen ermöglicht. Noch einsteigerfreundlicher ist der Visual Editor, in welchem KPIs alternativ mit zahlreicher visueller Unterstützung und über 130 mathematischen Operatoren erstellt werden können – ganz ohne Coding Erfahrung.
Mit Hilfe von über 30 Komponenten lassen sich alle üblichen Charts und Grafiken erstellen. Ich hatte das Gefühl, dass die Auswahl grundsätzlich ausreicht und dem Erkenntnisgewinn nicht im Weg steht. Dieses Gefühl rührt nicht zuletzt daher, dass die vorgefertigten Features, wie zum Beispiel „Conformance“ direkt und ohne Aufwand implementiert werden können und bemerkenswerte Erkenntnisse liefern. Kurzum: Ja es ist vieles vorgefertigt, aber hier wurde mit hohen Qualitätsansprüchen vorgefertigt!

Celonis Code Editor vs Visual Editor

Abbildung 4: Coder Editor (links) und Visual Editor (rechts). Während im Code Editor mit PQL geschrieben werden muss, können Einsteiger im Visual Editor visuelle Hilfestellungen nehmen, um KPIs zu definieren.

Diese Flexibilität erscheint groß und bedient mehrere Zielgruppen, beginnend bei den Einsteigern. Insbesondere da das Verständnis für den Code Editor und somit für PQL durch die Arbeit mit dem Visual Code Editor gefördert wird. Wer SQL-Kenntnisse mitbringt, wird sehr schnell ohne Probleme KPIs im Code Editor definieren können. Erfahrenen Data Engineers stünde es dennoch frei, die Entwicklungsarbeit auf die Datenbankebene zu verschieben.

Celonis Visual Editor

Abbildung 5: Mit Hilfe zahlreicher Möglichkeiten können Einsteiger im Visual Editor visuelle Hilfestellungen nehmen, um individuelle KPIs zu definieren.

Nachdem die ersten Analysen erstellt wurden, steht der Prozessanalyse nichts mehr im Wege. Während sich per Knopfdruck auf alle visualisierten Datenpunkte filtern lässt, unterstützt auch hier Celonis zusätzlich mit zahlreichen sogenannten ‘Auswahlansichten’, um die Entdeckung unerwünschter oder betrügerischer Prozesse so einfach wie das Googeln zu machen.

Predefined dashboard apps

Abbildung 6: Die anwenderfreundlichen Auswahlarten ermöglichen es dem Benutzer, einfach mit wenigen Klicks nach Unregelmäßigkeiten oder Mustern in Transaktionen zu suchen und diese eingehend zu analysieren.

Integrationsfähigkeit

Die Celonis Enterprise Version ist sowohl als Cloud- und On-Premise-Lösung verfügbar. Die Cloud-Lösung bietet die folgenden Vorteile: Zum einen zusätzliche Leistungen wieCloud Connectoren, einer sogenannten Action Engine die jeden einzelnen Mitarbeiter in einem Unternehmen mit datengetriebenen nächstbesten Handlungen unterstützt, intelligenter Process Automation, Machine Learning und AI, einen App Store sowie verschiedene Boards. Diese Erweiterungen zeigen deutlich den Anspruch des Münchner Process Mining Vendors auf, neben der reinen Prozessanalyse Unternehmen beim heben der identifizierten Potentiale tatkräftig zu unterstützen. Darüber hinaus kann die Cloud-Lösung punkten mit, einer schnellen Amortisierung, bedarfsgerechter Skalierbarkeit der Kapazitäten sowie einen noch stärkeren Fokus auf Security & Compliance. Darüber hinaus  erfolgen regelmäßig Updates.

Celonis Process Automation

Abbildung 7: Celonis Process Automation ermöglicht Unternehmen ihre Prozesse auf intelligente Art und Weise so zu automatisieren, dass die Zielerreichung der jeweiligen Fachabteilung im Fokus stehen. Auch hier trumpft Celonis mit über 30+ vorgefertigten Möglichkeiten von der Automatisierung von Kommunikation, über Backend Automatisierung in Quellsystemen bis hin zu Einbindung von RPA Bots und vielem mehr.

Der Schwenk von Celonis scheint in Richtung Cloud zu sein und es bleibt abzuwarten, wie die On-Premise-Lösung zukünftig aussehen wird und ob sie noch angeboten wird. Je nach Ausgangssituation gilt es hier abzuwägen, welche der beiden Lösungen die meisten Vorteile bietet. In jedem Fall wird Celonis als browserbasierte Webanwendung für den Endanwender zur Verfügung gestellt. Die folgende Abbildung zeigt eine beispielhafte Celonis on-Premise-Architektur, bei welcher der User über den Webbrowser Zugang erhält.

Celonis bringt eine ausreichende Anzahl an vordefinierten Datenschnittstellen mit, wodurch sowohl gängige on-Premise Datenbanken / ERP-Systeme als auch Cloud-Dienste, wie z. B. „ServiceNow“ oder „Salesforce“ verbunden werden können. Im „App Store“ können zusätzlich sogenannte „prebuild Process-Connectors“ kostenlos erworben werden. Diese erstellen die Verbindung und erzeugen das Datenmodell (Extract and Transform) für einen Standard Prozess automatisch, so dass mit der Analyse direkt begonnen werden kann. Über 500 vordefinierte Analysen für Standard Prozesse gibt es zusätzlich im App Store. Dadurch kann die Bearbeitungszeit für ein Process-Mining Projekt erheblich verkürzt werden, vorausgesetzt das benötigte Datenmodel weicht im Kern nicht zu sehr von dem vordefinierten Model ab. Sollten Schnittstellen mal nicht vorhanden sein, können Daten auch als CSV oder XLS Format importiert werden.

Celonis App Store

Abbildung 8: Der Celonis App Store beinhaltet über 100 Prozesskonnektoren, über 500 vorgefertigte Analysen und über 80 Action Engine Fähigkeiten die kostenlos mit der Cloud Lizenz zur Verfügung stehen

Auch wenn von einer 100%-Cloud gesprochen wird, muss für die Anbindung von unternehmensinternen on-premise Datenquellen (z. B. lokale Instanzen von SAP ERP, Oracle ERP, MS Dynamics ERP) ein sogenannter Extractor on-premise installiert werden.

Celonis Extractors

Abbildung 9: Celonis Extractor muss für die Anbindung von On-Premise Datenquellen ebenfalls On-Premise installiert werden. Dieser arbeitet wie ein Gateway zur Celonis Intelligent Business Cloud (IBC). Die IBC enthält zudem einen eigenen Extratctor für die Anbindung von Daten aus anderen Cloud-Systemen.

Celonis bietet in der Enterprise-Ausführung zudem ein umfassendes Benutzer-Berechtigungsmanagement, so dass beispielsweise für Analysen im Einkauf die Berechtigungen zwischen dem Einkaufsleiter, Einkäufern und Praktikanten im Einkauf unterschieden werden können. Auch dieser Punkt ist für viele Unternehmen eine Grundvoraussetzung für einen eventuellen unternehmensweiten Roll-Out.

Skalierbarkeit

In Punkto großen Datenmengen kann Celonis sich sehen lassen. Allein für „Uber“ verarbeitet die Cloud rund 50 Millionen Datensätze, wobei ein einzelner mehrere Terabyte (TB) groß sein kann. Der größte einzelne Datenblock, den Celonis analysiert, beträgt wohl etwas über 50 TB. Celonis bietet somit Process Mining, zeitgerecht im Bereich Big Data an und kann daher auch viele große renommierten Unternehmen zu seinen Kunden zählen, wie zum Beispiel Siemens, ABB oder BMW. Doch wie erweiterbar und flexibel sind die erstellten Datenmodelle? An diesem Punkt konnte ich keine Schwierigkeiten feststellen. Celonis bietet ein übersichtlich gestaltetes Userinterface, welches das Datenmodell mit seinen Tabellen und Beziehungen sauber darstellt. Modelliert wird mit SQL-Befehlen, wodurch eine zusätzliche Abfragesprache entfällt. Der von Celonis gewählte SQL-Dialekt ist Vertica. Dieser ist keineswegs begrenzt und bietet die ausreichende Tiefe, welche an dieser Stelle benötigt wird. Die Erweiterbarkeit sowie die Flexibilität der Datenmodelle wird somit ausschließlich von der Arbeit des Data Engineer bestimmt und in keiner Weise durch Celonis selbst eingeschränkt. Durch das Zurückgreifen auf die Abfragesprache SQL, kann bei der Modellierung auf eine sehr breite Community zurückgegriffen werden. Darüber hinaus können bestehende SQL-Skripte eingefügt und leicht angepasst werden. Und auch die Suche nach einem geeigneten Data Engineer gestaltet sich dadurch praktisch, da SQL eine der meistbeherrschten Abfragesprachen ist.

Zukunftsfähigkeit

Machine Learning umfasst Data Mining und Predictive Analytics und findet vermehrt den Einzug ins Process Mining. Auch ist es längst ein wesentlicher Bestandteil von Celonis. So basiert z. B. das Feature „Conformance“ auf Machine Learning Algorithmen, welche zu den identifizierten Prozessabweichungen den Einfluss auf das Geschäft berechnen. Aber auch Lösungen zu den Identifizierten Problemen werden von Verfahren des maschinellen Lernens dem Benutzer vorgeschlagen. Was zusätzlich in Sachen Machine Learning von Celonis noch bereitgestellt wird, ist die sogenannte Machine-Learning-Workbench, welche in die Intelligent Business Cloud integriert ist. Hier können eigene Anwendungen mit Machine Learning auf Basis der Event-Log Daten entwickelt und eingesetzt werden, um z. B. Vorhersagen zu Lieferzeiten treffen zu können.

Task Mining ist einer der nächsten Schritte im Bereich Process Mining, der den Detailgrad für Analysen von Prozessen bis hin zu einzelnen Aufgaben auf Mausklick-Ebene erhöht. Im Oktober 2019 hatte Celonis bereits angekündigt, dass die Intelligent Business Cloud um eben diese neue Technik der Datenerhebung und -analyse erweitert wird. Die beiden Methoden Prozess Analyse und Task Mining ergänzen sich ausgezeichnet. Stelle ich in der Prozess Analyse fest, dass sich eine bestimmte Aktivität besonders negativ auf meine gewünschte Performance auswirkt (z. B. Zeit), können mit Task Mining diese Aktivität genauer untersuchen und die möglichen Gründe sehr granular betrachten. So kann ich evtl. feststellen das Mitarbeiter bei einer bestimmten Art von Anfrage sehr viel Zeit in Salesforce verbringen, um Informationen zu sammeln. Hier liegt also viel Potential versteckt, um den gesamten Prozess zu verbessern. In dem z.B. die Informationsbeschaffung erleichtert wird oder evtl. der Anfragetyp optimiert wird, kann dieses Potential genutzt werden. Auch ist Task Mining die ideale Grundlage zur Formulierung von RPA-Lösungen.

Ebenfalls entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Process Mining ist die Möglichkeit, Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Geschäftsprozesse zu erkennen. Häufig sind diese untrennbar miteinander verbunden und der Output eines Prozesses bildet den Input für einen anderen. Mit prozessübergreifenden Multi-Event Logs bietet Celonis die Möglichkeit, genau diese Verbindungen aufzuzeigen. So entsteht ein einheitliches Prozessmodell für das gesamte Unternehmen. Und das unter bestimmten Voraussetzungen auch in nahezu Echtzeit.

Werden die ersten Entwicklungen im Bereich Machine Learning und Task Mining von Celonis weiter ausgebaut, ist Celonis weiterhin auf einem zukunftssicheren Weg. Unternehmen, die vor allem viel Wert auf Enterprise-Readiness und eine intensive Weiterentwicklung legen, dürften mit Celonis auf der sicheren Seite sein.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung der Enterprise Version wird von Celonis nicht transparent kommuniziert. Angeboten werden verschiedene kostenpflichtige Lösungspakete, welche sich aus den Anforderungen eines Projektes ergeben.  Generell stufe ich die Celonis Enterprise Version als Premium Produkt ein. Dies liegt auch daran, weil die Basisausführung der Celonis Enterprise Version bereits sehr umfänglich ist und neben der Software Subscription standardmäßig auch mit Wartung und Support kommt. Zusätzlich steckt mittlerweile sehr viel Entwicklungsarbeit in der Celonis Process Mining Plattform, welche weit über klassische Process Discovery Solutions hinausgeht.  Für kleinere Unternehmen mit begrenztem Budget gibt es daher zwischen der kostenfreien Snap Version und den Basis Paketen der Enterprise Version oft keine Interimslösung.

Fazit

Insgesamt stellt Celonis ein unabhängiges und leistungsstarkes Process Mining Tool in der Cloud bereit. Gehört die Cloud zur Unternehmensstrategie, ist man bei Celonis an der richtigen Adresse. Die „prebuild Process-Connectors“ und die vordefinierten Analysen können ein Process Mining Projekt signifikant beschleunigen und somit die Time-to-Value lukrativ verkürzen. Die Analyse Tools sind leicht bedienbar und schaffen dank integrierter Machine Learning Algorithmen Optimierungspotentiale. Positiv ist auch zu bewerten, dass Celonis ohne speziellen Syntax auskommt und mittelmäßige SQL-Fähigkeiten somit völlig ausreichend sind, um Prozessanalysen vollumfänglich durchzuführen. Diesen vielen positiven Aspekten steht eigentlich nur die hohe Preisgestaltung für die Enterprise Version gegenüber. Ob diese im Einzelfall gerechtfertigt ist, sollte situationsabhängig evaluiert werden. Sicherlich richtet sich Celonis Enterprise in erster Linie an größere Unternehmen, welche komplexe Prozesse mit hohen Datenvolumina analysieren möchte.  Mit Celonis-Snap können jedoch auch kleine Unternehmen und Start-ups einen begrenzten Einblick in dieses gut gelungene Process Mining Tool erhalten.

Sechs Eigenschaften einer modernen Business Intelligence

Völlig unabhängig von der Branche, in der Sie tätig sind, benötigen Sie Informationssysteme, die Ihre geschäftlichen Daten auswerten, um Ihnen Entscheidungsgrundlagen zu liefern. Diese Systeme werden gemeinläufig als sogenannte Business Intelligence (BI) bezeichnet. Tatsächlich leiden die meisten BI-Systeme an Mängeln, die abstellbar sind. Darüber hinaus kann moderne BI Entscheidungen teilweise automatisieren und umfassende Analysen bei hoher Flexibilität in der Nutzung ermöglichen.


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“Six properties of modern Business Intelligence”


Lassen Sie uns die sechs Eigenschaften besprechen, die moderne Business Intelligence auszeichnet, die Berücksichtigungen von technischen Kniffen im Detail bedeuten, jedoch immer im Kontext einer großen Vision für die eigene Unternehmen-BI stehen:

1.      Einheitliche Datenbasis von hoher Qualität (Single Source of Truth)

Sicherlich kennt jeder Geschäftsführer die Situation, dass sich seine Manager nicht einig sind, wie viele Kosten und Umsätze tatsächlich im Detail entstehen und wie die Margen pro Kategorie genau aussehen. Und wenn doch, stehen diese Information oft erst Monate zu spät zur Verfügung.

In jedem Unternehmen sind täglich hunderte oder gar tausende Entscheidungen auf operative Ebene zu treffen, die bei guter Informationslage in der Masse sehr viel fundierter getroffen werden können und somit Umsätze steigern und Kosten sparen. Demgegenüber stehen jedoch viele Quellsysteme aus der unternehmensinternen IT-Systemlandschaft sowie weitere externe Datenquellen. Die Informationsbeschaffung und -konsolidierung nimmt oft ganze Mitarbeitergruppen in Anspruch und bietet viel Raum für menschliche Fehler.

Ein System, das zumindest die relevantesten Daten zur Geschäftssteuerung zur richtigen Zeit in guter Qualität in einer Trusted Data Zone als Single Source of Truth (SPOT) zur Verfügung stellt. SPOT ist das Kernstück moderner Business Intelligence.

Darüber hinaus dürfen auch weitere Daten über die BI verfügbar gemacht werden, die z. B. für qualifizierte Analysen und Data Scientists nützlich sein können. Die besonders vertrauenswürdige Zone ist jedoch für alle Entscheider diejenige, über die sich alle Entscheider unternehmensweit synchronisieren können.

2.      Flexible Nutzung durch unterschiedliche Stakeholder

Auch wenn alle Mitarbeiter unternehmensweit auf zentrale, vertrauenswürdige Daten zugreifen können sollen, schließt das bei einer cleveren Architektur nicht aus, dass sowohl jede Abteilung ihre eigenen Sichten auf diese Daten erhält, als auch, dass sogar jeder einzelne, hierfür qualifizierte Mitarbeiter seine eigene Sicht auf Daten erhalten und sich diese sogar selbst erstellen kann.

Viele BI-Systeme scheitern an der unternehmensweiten Akzeptanz, da bestimmte Abteilungen oder fachlich-definierte Mitarbeitergruppen aus der BI weitgehend ausgeschlossen werden.

Moderne BI-Systeme ermöglichen Sichten und die dafür notwendige Datenintegration für alle Stakeholder im Unternehmen, die auf Informationen angewiesen sind und profitieren gleichermaßen von dem SPOT-Ansatz.

3.      Effiziente Möglichkeiten zur Erweiterung (Time to Market)

Bei den Kernbenutzern eines BI-Systems stellt sich die Unzufriedenheit vor allem dann ein, wenn der Ausbau oder auch die teilweise Neugestaltung des Informationssystems einen langen Atem voraussetzt. Historisch gewachsene, falsch ausgelegte und nicht besonders wandlungsfähige BI-Systeme beschäftigen nicht selten eine ganze Mannschaft an IT-Mitarbeitern und Tickets mit Anfragen zu Änderungswünschen.

Gute BI versteht sich als Service für die Stakeholder mit kurzer Time to Market. Die richtige Ausgestaltung, Auswahl von Software und der Implementierung von Datenflüssen/-modellen sorgt für wesentlich kürzere Entwicklungs- und Implementierungszeiten für Verbesserungen und neue Features.

Des Weiteren ist nicht nur die Technik, sondern auch die Wahl der Organisationsform entscheidend, inklusive der Ausgestaltung der Rollen und Verantwortlichkeiten – von der technischen Systemanbindung über die Datenbereitstellung und -aufbereitung bis zur Analyse und dem Support für die Endbenutzer.

4.      Integrierte Fähigkeiten für Data Science und AI

Business Intelligence und Data Science werden oftmals als getrennt voneinander betrachtet und geführt. Zum einen, weil Data Scientists vielfach nur ungern mit – aus ihrer Sicht – langweiligen Datenmodellen und vorbereiteten Daten arbeiten möchten. Und zum anderen, weil die BI in der Regel bereits als traditionelles System im Unternehmen etabliert ist, trotz der vielen Kinderkrankheiten, die BI noch heute hat.

Data Science, häufig auch als Advanced Analytics bezeichnet, befasst sich mit dem tiefen Eintauchen in Daten über explorative Statistik und Methoden des Data Mining (unüberwachtes maschinelles Lernen) sowie mit Predictive Analytics (überwachtes maschinelles Lernen). Deep Learning ist ein Teilbereich des maschinellen Lernens (Machine Learning) und wird ebenfalls für Data Mining oder Predictvie Analytics angewendet. Bei Machine Learning handelt es sich um einen Teilbereich der Artificial Intelligence (AI).

In der Zukunft werden BI und Data Science bzw. AI weiter zusammenwachsen, denn spätestens nach der Inbetriebnahme fließen die Prädiktionsergebnisse und auch deren Modelle wieder in die Business Intelligence zurück. Vermutlich wird sich die BI zur ABI (Artificial Business Intelligence) weiterentwickeln. Jedoch schon heute setzen viele Unternehmen Data Mining und Predictive Analytics im Unternehmen ein und setzen dabei auf einheitliche oder unterschiedliche Plattformen mit oder ohne Integration zur BI.

Moderne BI-Systeme bieten dabei auch Data Scientists eine Plattform, um auf qualitativ hochwertige sowie auf granularere Rohdaten zugreifen zu können.

5.      Ausreichend hohe Performance

Vermutlich werden die meisten Leser dieser sechs Punkte schon einmal Erfahrung mit langsamer BI gemacht haben. So dauert das Laden eines täglich zu nutzenden Reports in vielen klassischen BI-Systemen mehrere Minuten. Wenn sich das Laden eines Dashboards mit einer kleinen Kaffee-Pause kombinieren lässt, mag das hin und wieder für bestimmte Berichte noch hinnehmbar sein. Spätestens jedoch bei der häufigen Nutzung sind lange Ladezeiten und unzuverlässige Reports nicht mehr hinnehmbar.

Ein Grund für mangelhafte Performance ist die Hardware, die sich unter Einsatz von Cloud-Systemen bereits beinahe linear skalierbar an höhere Datenmengen und mehr Analysekomplexität anpassen lässt. Der Einsatz von Cloud ermöglicht auch die modulartige Trennung von Speicher und Rechenleistung von den Daten und Applikationen und ist damit grundsätzlich zu empfehlen, jedoch nicht für alle Unternehmen unbedingt die richtige Wahl und muss zur Unternehmensphilosophie passen.

Tatsächlich ist die Performance nicht nur von der Hardware abhängig, auch die richtige Auswahl an Software und die richtige Wahl der Gestaltung von Datenmodellen und Datenflüssen spielt eine noch viel entscheidender Rolle. Denn während sich Hardware relativ einfach wechseln oder aufrüsten lässt, ist ein Wechsel der Architektur mit sehr viel mehr Aufwand und BI-Kompetenz verbunden. Dabei zwingen unpassende Datenmodelle oder Datenflüsse ganz sicher auch die neueste Hardware in maximaler Konfiguration in die Knie.

6.      Kosteneffizienter Einsatz und Fazit

Professionelle Cloud-Systeme, die für BI-Systeme eingesetzt werden können, bieten Gesamtkostenrechner an, beispielsweise Microsoft Azure, Amazon Web Services und Google Cloud. Mit diesen Rechnern – unter Einweisung eines erfahrenen BI-Experten – können nicht nur Kosten für die Nutzung von Hardware abgeschätzt, sondern auch Ideen zur Kostenoptimierung kalkuliert werden. Dennoch ist die Cloud immer noch nicht für jedes Unternehmen die richtige Lösung und klassische Kalkulationen für On-Premise-Lösungen sind notwendig und zudem besser planbar als Kosten für die Cloud.

Kosteneffizienz lässt sich übrigens auch mit einer guten Auswahl der passenden Software steigern. Denn proprietäre Lösungen sind an unterschiedliche Lizenzmodelle gebunden und können nur über Anwendungsszenarien miteinander verglichen werden. Davon abgesehen gibt es jedoch auch gute Open Source Lösungen, die weitgehend kostenfrei genutzt werden dürfen und für viele Anwendungsfälle ohne Abstriche einsetzbar sind.

Die Total Cost of Ownership (TCO) gehören zum BI-Management mit dazu und sollten stets im Fokus sein. Falsch wäre es jedoch, die Kosten einer BI nur nach der Kosten für Hardware und Software zu bewerten. Ein wesentlicher Teil der Kosteneffizienz ist komplementär mit den Aspekten für die Performance des BI-Systems, denn suboptimale Architekturen arbeiten verschwenderisch und benötigen mehr und teurere Hardware als sauber abgestimmte Architekturen. Die Herstellung der zentralen Datenbereitstellung in adäquater Qualität kann viele unnötige Prozesse der Datenaufbereitung ersparen und viele flexible Analysemöglichkeiten auch redundante Systeme direkt unnötig machen und somit zu Einsparungen führen.

In jedem Fall ist ein BI für Unternehmen mit vielen operativen Prozessen grundsätzlich immer günstiger als kein BI zu haben. Heutzutage könnte für ein Unternehmen nichts teurer sein, als nur nach Bauchgefühl gesteuert zu werden, denn der Markt tut es nicht und bietet sehr viel Transparenz.

Dennoch sind bestehende BI-Architekturen hin und wieder zu hinterfragen. Bei genauerem Hinsehen mit BI-Expertise ist die Kosteneffizienz und Datentransparenz häufig möglich.

Process Mining Tools – Artikelserie

Process Mining ist nicht länger nur ein Buzzword, sondern ein relevanter Teil der Business Intelligence. Process Mining umfasst die Analyse von Prozessen und lässt sich auf alle Branchen und Fachbereiche anwenden, die operative Prozesse haben, die wiederum über operative IT-Systeme erfasst werden. Um die zunehmende Bedeutung dieser Data-Disziplin zu verstehen, reicht ein Blick auf die Entwicklung der weltweiten Datengenerierung aus: Waren es 2010 noch 2 Zettabytes (ZB), sind laut Statista für das Jahr 2020 mehr als 50 ZB an Daten zu erwarten. Für 2025 wird gar mit einem Bestand von 175 ZB gerechnet.

Hier wird das Datenvolumen nach Jahren angezeit

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des weltweiten Datenvolumen (Stand 2018). Quelle: https://www.statista.com/statistics/871513/worldwide-data-created/

Warum jetzt eigentlich Process Mining?

Warum aber profitiert insbesondere Process Mining von dieser Entwicklung? Der Grund liegt in der Unordnung dieser Datenmenge. Die Herausforderung der sich viele Unternehmen gegenübersehen, liegt eben genau in der Analyse dieser unstrukturierten Daten. Hinzu kommt, dass nahezu jeder Prozess Datenspuren in Informationssystemen hinterlässt. Die Betrachtung von Prozessen auf Datenebene birgt somit ein enormes Potential, welches in Anbetracht der Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Was war nochmal Process Mining?

Process Mining ist eine Analysemethodik, welche dazu befähigt, aus den abgespeicherten Datenspuren der Informationssysteme eine Rekonstruktion der realen Prozesse zu schaffen. Diese Prozesse können anschließend als Prozessflussdiagramm dargestellt und ausgewertet werden. Die klassischen Anwendungsfälle reichen von dem Aufspüren (Discovery) unbekannter Prozesse, über einen Soll-Ist-Vergleich (Conformance) bis hin zur Anpassung/Verbesserung (Enhancement) bestehender Prozesse. Mittlerweile setzen viele Firmen darüber hinaus auf eine Integration von RPA und Data Science im Process Mining. Und die Analyse-Tiefe wird zunehmen und bis zur Analyse einzelner Klicks reichen, was gegenwärtig als sogenanntes „Task Mining“ bezeichnet wird.

Hier wird ein typischer Process Mining Workflow dargestellt

Abbildung 2 zeigt den typischen Workflow eines Process Mining Projektes. Oftmals dient das ERP-System als zentrale Datenquelle. Die herausgearbeiteten Event-Logs werden anschließend mittels Process Mining Tool visualisiert.

In jedem Fall liegt meistens das Gros der Arbeit auf die Bereitstellung und Vorbereitung der Daten und der Transformation dieser in sogenannte „Event-Logs“, die den Input für die Process Mining Tools darstellen. Deshalb arbeiten viele Anbieter von Process Mining Tools schon länger an Lösungen, um die mit der Datenvorbereitung verbundenen zeit -und arbeitsaufwendigen Schritte zu erleichtern. Während fast alle Tool-Anbieter vorgefertigte Protokolle für Standardprozesse anbieten, gehen manche noch weiter und bieten vollumfängliche Plattform Lösungen an, welche eine effiziente Integration der aufwendigen ETL-Prozesse versprechen. Der Funktionsumfang der Process Mining Tools geht daher mittlerweile deutlich über eine reine Darstellungsfunktion hinaus und deckt ggf. neue Trends sowie optimierte Einsteigerbarrieren mit ab.

Motivation dieser Artikelserie

Die Motivation diesen Artikel zu schreiben liegt nicht in der Erläuterung der Methode des Process Mining. Hierzu gibt es mittlerweile zahlreiche Informationsquellen. Eine besonders empfehlenswerte ist das Buch „Process Mining“ von Will van der Aalst, einem der Urväter des Process Mining. Die Motivation dieses Artikels liegt viel mehr in der Betrachtung der zahlreichen Process Mining Tools am Markt. Sehr oft erlebe ich als Data-Consultant, dass Process Mining Projekte im Vorfeld von der Frage nach dem „besten“ Tool dominiert werden. Diese Fragestellung ist in Ihrer Natur sicherlich immer individuell zu beantworten. Da individuelle Projekte auch einen individuellen Tool-Einsatz bedingen, beschäftige ich mich meist mit einem großen Spektrum von Process Mining Tools. Daher ist es mir in dieser Artikelserie ein Anliegen einen allgemeingültigen Überblick zu den üblichen Process Mining Tools zu erarbeiten. Dabei möchte ich mich nicht auf persönliche Erfahrungen stützen, sondern die Tools anhand von Testdaten einem praktischen Vergleich unterziehen, der für den Leser nachvollziehbar ist.

Um den Umfang der Artikelserie zu begrenzen, werden die verschiedenen Tools nur in Ihren Kernfunktionen angewendet und verglichen. Herausragende Funktionen oder Eigenschaften der jeweiligen Tools werden jedoch angemerkt und ggf. in anderen Artikeln vertieft. Das Ziel dieser Artikelserie soll sein, dem Leser einen ersten Einblick über die am Markt erhältlichen Tools zu geben. Daher spricht dieser Artikel insbesondere Einsteiger aber auch Fortgeschrittene im Process Mining an, welche einen Überblick über die Tools zu schätzen wissen und möglicherweise auch mal über den Tellerand hinweg schauen mögen.

Die Tools

Die Gruppe der zu betrachteten Tools besteht aus den folgenden namenhaften Anwendungen:

Die Auswahl der Tools orientiert sich an den „Market Guide for Process Mining 2019“ von Gartner. Aussortiert habe ich jene Tools, mit welchen ich bisher wenig bis gar keine Berührung hatte. Diese Auswahl an Tools verspricht meiner Meinung nach einen spannenden Einblick von verschiedene Process Mining Tools am Markt zu bekommen.

Die Anwendung in der Praxis

Um die Tools realistisch miteinander vergleichen zu können, werden alle Tools die gleichen Datengrundlage benutzen. Die Datenbasis wird folglich über die gesamte Artikelserie hinweg für die Darstellungen mit den Tools genutzt. Ich werde im nächsten Artikel explizit diese Datenbasis kurz erläutern.

Das Ziel der praktischen Untersuchung soll sein, die Beispieldaten in die verschiedenen Tools zu laden, um den enthaltenen Prozess zu visualisieren. Dabei möchte ich insbesondere darauf achten wie bedienbar und anpassungsfähig/flexibel die Tools mir erscheinen. An dieser Stelle möchte ich eindeutig darauf hinweisen, dass dieser Vergleich und seine Bewertung meine Meinung ist und keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit beansprucht. Da der Markt in Bewegung ist, behalte ich mir ferner vor, diese Artikelserie regelmäßig anzupassen.

Die Kriterien

Neben der Bedienbarkeit und der Anpassungsfähigkeit der Tools möchte ich folgende zusätzliche Gesichtspunkte betrachten:

  • Bedienbarkeit: Wie leicht gehen die Analysen von der Hand? Wie einfach ist der Einstieg?
  • Anpassungsfähigkeit: Wie flexibel reagiert das Tool auf meine Daten und Analyse-Wünsche?
  • Integrationsfähigkeit: Welche Schnittstellen bringt das Tool mit? Läuft es auch oder nur in der Cloud?
  • Skalierbarkeit: Ist das Tool dazu in der Lage, auch große und heterogene Daten zu verarbeiten?
  • Zukunftsfähigkeit: Wie steht es um Machine Learning, ETL-Modeller oder Task Mining?
  • Preisgestaltung: Nach welchem Modell bestimmt sich der Preis?

Die Datengrundlage

Die Datenbasis bildet ein Demo-Datensatz der von Celonis für die gesamte Artikelserie netter Weise zur Verfügung gestellt wurde. Dieser Datensatz bildet einen Versand Prozess vom Zeitpunkt des Kaufes bis zur Auslieferung an den Kunden ab. In der folgenden Abbildung ist der Soll Prozess abgebildet.

Hier wird die Variante 1 der Demo Daten von Celonis als Grafik dargestellt

Abbildung 4 zeigt den gewünschten Versand Prozess der Datengrundlage von dem Kauf des Produktes bis zur Auslieferung.

Die Datengrundlage besteht aus einem 60 GB großen Event-Log, welcher lokal in einer Microsoft SQL Datenbank vorgehalten wird. Da diese Tabelle über 600 Mio. Events beinhaltet, wird die Datengrundlage für die Analyse der einzelnen Tools auf einen Ausschnitt von 60 Mio. Events begrenzt. Um die Performance der einzelnen Tools zu testen, wird jedoch auf die gesamte Datengrundlage zurückgegriffen. Der Ausschnitt der Event-Log Tabelle enthält 919 verschiedene Varianten und weisst somit eine ausreichende Komplexität auf, welche es mit den verschiednene Tools zu analysieren gilt.

Folgender Veröffentlichungsplan gilt für diese Artikelserie und wird mit jeder Veröffentlichung verlinkt:

  1. Celonis
  2. PAFnow
  3. MEHRWERK
  4. Fluxicon Disco
  5. Lana Labs (erscheint demnächst)
  6. Signavio (erscheint demnächst)
  7. Process Gold (erscheint demnächst)
  8. Aris Process Mining der Software AG (erscheint demnächst)